Mittwoch, 16. August 2023

Irak ab dem 29.7.2023

 

 

 

 

 

 

 

 




 

Nachdem ich gestern nacht ja fast gar nicht geschlafen hatte und am Tag nur 2 Stunden war diese Nacht mal etwas länger und ich wachte erst gegen 8.30 Uhr auf. Ist insofern nicht so schön, als ich meinen Sport dann bei mindestens 35 Grad absolvieren muss, denn es sind in den frühen Morgenstunden hier 30 Grad und bei Sonnenaufgang steigt die Temperatur rasend schnell. Folglich gammelt man hier auch ziemlich herum liest, geht an den Computer und verhält sich möglichst ruhig, d.h., nicht bewegen, denn das strengt an und bringt Schweiß. Am Spätnachmittag bin ich trotzdem zum alten Theater gegangen um mir das anzusehen. Schon erstaunlich, was die hier früher mit kleinen Backsteinen alles gemacht haben. Das Theater wurde neu aufgebaut und hier finden im Winter offensichtlich auch Vorstellungen statt. Nur derzeit ist es geschlossen und man kann es nur auf besondere Anfrage hin betreten. Aufgrund meines Unfalls ist man hier mächtig besorgt, kümmert sich und läßt mich alles besichtigen. Danke dafür.







 

 

Es geht noch länger, heute war meine Aufwachzeit noch später und damit mein Startschuss für den Sport nicht vor 10 Uhr angesagt. Nun, ist ja auch egal, ob man bei 35 oder 39 Grad schwitzt. Am Spätnachmittag bin ich mit Eskorte, d.h. Tourguide, Polizei und Bodyguard zum alten Königspalast gefahren worden. Eine Ruine, die leider immer mehr zerfällt und auch das Abtransportieren der Backsteine wie man das noch vor einigen Jahren gemacht hat trägt nicht gerade zum Erhalt bei. Auch hier eine sich mir bietende Möglichkeit der Besichtigung, die nicht jeder Tourist machen kann. Ich bin schwer beeindruckt. Übrigens soll der Palast 62.000 qm umfaßt haben. Wohnfläche wohl gemerkt. Der von Saddam hatte nur 7.200 qm. 

 

Das ist ein antiker Turm, die Steine zum Bau wurden gebrannt











 Anschließend fuhren wir zum Elternhaus von Mekki, dem Tourguide um seine Mutter zu begrüßen und Tee zu trinken. Es handelt sich um eine Farm mit vielen Tieren, angefangen von Hühnern, Gänsen, Enten und Tauben über Kaninchen, Hunde, einem Wolf, einem Pferd, Schafen bis hin zu Büffeln, ungefähr 10 an der Zahl. Die Mutter ist über 80 Jahre alt und wohnt in einem Haus, in dem es neben den Schlafzimmern und der Küche eine riesige Halle für die Frauen und eine halb so große für die Männer gibt. Eigentlich klar, denn Frauen darf ein Mann ja insgesamt 4 haben, und wenn die alle ihre Freundinnen mitbringen wird es wohl voll werden. Außerdem hatte sie mit ihrem Ehemann zusammen 15 Kinder (der Ehemann hatte nur eine Frau).

 Die Langeweile wird nicht weniger und zu besichtigen gibt es auch nicht wirklich viel. Der Park rund um den Palast von Saddam Hussein beherbergt ein großes Ressort, das in der Sommerzeit geschlossen ist. Offen war nur die riesige Halle mit den oberen Räumen, in denen die Soldaten, die Saddam bewacht haben, geschlafen haben. Der riesige Saal wird heute genutzt von der hiesigen Bezirksregierung. Ich wußte dies nicht und öffnete einfach mal die Tür des Gebäudes. Der Schlüssel steckte innen im Schloss und damit war klar, dass ich nicht alleine im Gebäude bin. Ich ging langsam in den Saal und begrüßte den Hüter der Hallen und fragte, ob ich Fotos machen könne. Mit gebrochenem Englisch erklärte er mir soweit es möglich war die Nutzung der Räumlichkeiten.

 











Ich folgte der Einladung von Mohamed, zusammen mit seiner Familie in die 50 km entfernte Stadt Kabala zu fahren. Trotz der Hitze, das Thermometer steht bei 50 Grad, fuhren wir los. Die Autos hier haben Klimaanlagen die nicht nur funktionieren, sondern auch den Innenraum der Autos kühl halten können. Man sagte mir, dass die deutschen Autos Klimaanlagen verbaut haben, die das nicht schaffen, ein Grund, warum hier keine oder nur wenige deutsche Autos fahren. Kabala ist eine Stadt in der es zwei heilige Schreine gibt, die es zu besuchen gilt. Und das tun jährlich mehrere Millionen Muslime aus aller Welt. Das Getümmel der Autos und Menschen ist jetzt schon groß, wobei ich gerade in den beiden wichtigen Monaten Kabala besuche. Bereits im letzten Jahr hatte ich im Iran beobachtet, dass viele Menschen die Fahrt nach Kabala auf sich nehmen. Mitten drin zu sein ist nochmal was anderes. Ich war fasziniert, einerseits natürlich von dem Prunk der hier um die beiden Schreine herrscht, andererseits auch von den vielen betenden Menschen hier. Wer das nicht einmal miterlebt hat kann das nicht nachvollziehen. Und auch die Bilder die ich mitgebracht habe können das Erlebte nicht beschreiben. Ich durfte, obwohl Christin, mich in die heiligen Stätte begeben, wobei ich natürlich ebenso gekleidet sein musste wie die muslimischen Frauen. Ohne passende Kleidung wird man am Eintreten gehindert. Macht nichts, das war es mir wert.


































 


Heute waren es mal nur 48 Grad, und in den nächsten Tagen soll es noch kühler werden, nur noch 46 Grad und nachts wieder nur 30 Grad. Wie soll ich das nur aushalten. In jedem Fall ist mein Plan wenn mein Fahrer kommt schnellstmöglich den Irak zu verlassen um wieder in Regionen zu kommen, in denen die Temperaturen etwas angenehmer sind. Ansonsten war heute Langeweile angesagt.

 Temperaturen wie gestern, einzige Abwechslung heute neben Wäsche waschen und Wasser auffüllen, 3 Deutsche kamen mit einem Mitsubishi Pajero, Dachzelt und kleines Zelt um sich Babylon anzusehen und hier zu übernachten. Später kam noch ein Ehepaar, sie Deutsche, der ebenfalls, allerdings ursprünglich aus dem Irak, nämlich aus Bagdad, er gab mir seine Tel. Nr. damit ich eine Anlaufadresse bei Problemen in Bagdad habe.

 Ein Kuchen war fällig für die Mitarbeiter des Museums, für ihre permanente Hilfsbereitschaft und dafür, dass sie sich um mich kümmern. Danach noch putzen und telefonieren, so kann man den Tag auch herumbekommen. Am Spätnachmittag machte ich mich nochmals auf den Weg Babylon zu erkunden. Eine traurige Gegend erwartete mich. War hier bis 2003 ein riesiger See mit einer Ferienanlage erinnern heute nur noch Ruinen und geplünderte Häuser daran.





















Das Bild steht nicht auf dem Kopf, es ist die Spiegelung im Wasser






 

Der letzte Tag in Bagdad brachte noch mal Spannung, denn heute am Spätnachmittag ging ich mit Mekki, dem ich offensichtlich sehr ans Herz gewachsen bin, zum Tigres zu einer kurzen Bootsfahrt.

 









 Auf dem Rückweg teilte er mir mit, dass sein Freund den Schlüssel für den Saddam-Hussein-Palast hat für die oberen Etagen. Die sind nämlich, seit hier zwei Touristen in den Tod gestürzt sind, weil die Treppen kein Gelände haben, gesperrt für das Publikum. Man kann ja auch mal Glück haben, denn wir verabredeten die Besichtigung für morgen früh, gegen 8 Uhr, kurz vor der Abfahrt nach Bagdad. Ich freu mich drauf, denn genau solche Momente liebe ich. Das passiert nicht, wenn man nur kurz als Tourist das Land besuchen kann.

 Ich war schon früh auf den Beinen, musste ich doch um 8 Uhr parat stehen für Mekki und den Palast. Er kam auch ziemlich pünktlich und wir besichtigten die eigentlich verbotenen Räumlichkeiten. Und ich muss sagen, der Prunk nimmt hier kein Ende. War das Erdgeschoss schon fantastisch in früheren Zeiten, wie muss es erst hier gewesen sein als alles noch schön und neu war. Und über die Kosten will ich gar nicht nachdenken, wenn dieser Palast war nicht wirklich zum Wohnen gedacht, sondern nur als Gästehaus hergerichtet und, ein wichtiger Grund, der Palast steht in der Mitte der drei Hügel von Babylon und überragt hier alles incl. dem alten Königspalast. Wahrscheinlich wollte er es diesem Gleichtun.







Diese Zeichen stehen für SH - Saddam Hussein









Ein berühmtes Bild, die Frau mit abgeschlagenen Händen und Füssen








 

Wie auch immer der Abschied war gekommen und ich selbst war etwas traurig diese netten und stets freundlichen und hilfsbereiten Menschen verlassen zu müssen. Auch meine beiden Freunde Mekki und Mohamed drückten mich zum Abschied und sagten mir, dass es auch für sie ein besonderer Besuch war. Und so fuhr ich dann los in die Hauptstadt Irak. Vorher nahm ich noch das Kabel mit, das vor dem Eingangstor von Babylon etwas weit herunterhing. Und damit nahm der ereignisreiche Tag seinen Lauf. Die Strecke nach Bagdad zu dem von mir ausgesuchten Parkplatz betrug 90 km, dafür braucht man hier, wenn man an den Checkpoints schnell durchkommt und der Verkehr nicht allzu stark ist, 2 Stunden mit dem Truck. Angekommen am Parkplatz stellte ich fest, dass diese beiden (rechts und links von der Straße) gesperrt sind. Warum auch immer, das konnte ich nicht erkennen. Auch die Halbinsel, die mein nächster Plan war, konnte nicht angefahren werden da es hier eine Absperrung gab und das offensichtlich nicht von Touris angefahren werden kann. Ein Stück weiter hielt mich die Polizei und Miliz an und sagte mir, ich könne auf dem Parkplatz des riesigen Parks stehen und übernachten. Gesagt, getan, KAT gedreht und los. Nur 4 km zu fahren, kein Problem in Bagdad, oder doch? Ich wundere mich immer wieder über die Anzahl der Fahrzeuge. Nun, ich kam zum Park, natürlich war davor ein riesiges eisernes Tor. Und knapp dahinter zwei riesige schattenspendende Bäume. Meine Idee, hier zu stehen, fand allerdings beim General keinen Anklang. Den musste ich nämlich noch um Erlaubnis fragen und dafür einmal um den Park herumfahren. Also auf zur nächsten Idee, die Corniche auf der anderen Seite des Tigres. Inzwischen war es halb zwei und die Sonne auf dem Höhepunkt des heutigen Tages. Über die Brücke ging es im Schneckentempo, dann rechts immer weiter durch die enge Straße der Altstadt, die ich anschließend zu Fuß besichtigt habe, bis ich 300 m vor der Brücke links abbiegen sollte, denn die Brücke ist keine 4 m hoch. Natürlich gab es zwei Straßen links, und ich nahm die erste, die hätte mich allerdings nur wieder auf die andere Seite des Tigres gebracht. Ich stand also und versuchte mir Händen und Füßen mich zu verständigen als 5 Irakis kamen, die englisch sprachen. Kurz mein Problem erklärt und schon hatte ich Hilfe. Einer fuhr, nachdem ich rückwärts aus der rechten Straße raus und dann in die linke Straße gefahren war, mit einem Moped vor mir her zu einem Parkplatz an der Corniche. Netter großer Platz, kostet Geld und hat zwei riesige Bäume, unter die ich mich gestellt hatte. Und natürlich hatten meine Begleiter, die, kaum war ich aus der KAT-Tür, kamen und fragten ob alles ok ist, die Idee, die Parkplatzgebühr zu zahlen. Nach einigem Hin und Her kam dann die Ansage, ich könne hier nicht über Nacht bleiben. Also, wieder wechseln. Ich hatte selbst noch eine Idee, die war aber eigentlich nicht mein Favorit. Machte auch weiter nichts, denn man hatte einen freien Parkplatz für mich ein Stück weiter gefunden. Da die Straße mit Bäumen bepflanzt war holte ich mir mit einem Ast noch den Deckel von den Highpipes herunter. Ich hörte es, hielt an – mitten vor dem Tor zur Armeeeinfahrt – und holte mir den Deckel von der Straße zurück. Dann ging es auf den Parkplatz, unter den Bäumen spielten noch zwei Jugendliche Fußball, diese machten mir aber schnell Platz und ich konnte unter den Bäumen parken. Hier soll ich jetzt bleiben können bis Sonntag. Bin gespannt. Es dauerte auch nicht lange da kamen die ersten Besucher. Einer erzählte mir gleich, dass ich hier in der Nähe einiger Bars stehe und auch Bier bekommen könne. Na, wer sagt es denn. So brauch ich nicht auf dem Trocknen stehen. Am Abend soll es noch laut werden, weil die Familien hier in den Park gehen. Egal, ich stehe hier gut und gerade war schon die Polizei da, checkte meinen Pass und meinte, es wäre alles ok. Noch dreimal kamen verschiedene Polizisten und Soldaten und waren sich einig, dass ich hier stehen kann. Mal sehen, was wird. Nochmals umparken wäre jedenfalls eine schlechte Idee. Denn hier stehe ich fast mitten im Stadtzentrum, sofern man davon sprechen kann. Jedenfalls mitten in der Altstadt, die ich morgen erst einmal erkunden werde.





 

 Gut geschlafen hatte ich nicht. Denn gestern Abend tobte hier das Leben auf dem Parkplatz und im anschließenden Park. Nun, hätte ich mir ja denken können. Das ist allerdings nicht das Schlimmste für mich, schlimmer sind die Hunde, die von 4 bis 5 Uhr meinten bellen zu müssen. Das hasse ich und schlafen kann ich dann nicht mehr wirklich. Hat sich dann auch gleich auf meinen Kopf ausgewirkt in Form von Kopfschmerzen die ich mit Tabletten bekämpfen musste. Trotzdem bin ich zum Martyr-Monument gegangen, ein weiterer Weg als gedacht, denn 5 km sagte mein Navi, leider war der Eingang gesperrt und ich musste noch 2,5 km weiter, diesmal allerdings mit dem Taxi. Eigentlich wollte ich nur Fotos von außen machen bis man mir mitteilte, dass sich drinnen ein Museum befindet. Ich zahlte die 4 Euro und ging hinein und war zunächst irritiert ob der vielen Bilder die ich hier an den Wänden sah und den ausgestellten Gegenständen. Ich ging ein Stück herum und blieb an Skulpturen stehen. Das hat eine Frau gesehen und mich angesprochen und mir dann das Museum erklärt und ihre Arbeit hier. Sie ist Künstlerin und hat zusammen mit einigen anderen Künstlern hier im Museum ihre Werkräume. Ihre Werke sind ausgestellt im Museum da sie thematisch hier hereinpassen. Das Museum zeigt die für viele Menschen qualvolle Zeit des Baath-Regimes. Dann erzählte sie mir ihre eigene Geschichte die ich hier wiedergebe:

Sie selbst war damals verheiratet und lebte außerhalb ihres Elternhauses. Im Elternhaus lebte ihre restliche Familie, insgesamt 8 Personen, die Eltern sowie die Geschwister. Als sie eines Tages die Familie besuchen wollte fand sie nur Soldaten im Haus die ihr verboten über das Gesehene zu sprechen. Man nahm ihr das Haus und das Geld. Die Familie war komplett ausgelöscht worden. Nach dem Machtwechsel erhielt sie das Haus und das Geld wieder, aber die Familie kann durch nichts ersetzt werden. Über ihre Kunst verarbeitet sie das Erlebte. Nur so kann sie mit ihrer Geschichte weiterleben.

Ich drückte sie ganz herzlich und bedankte mich dafür, dass sie mir die Geschichte erzählte, obwohl sie weiß, dass ich ihr nicht wirklich helfen kann. Aber eins kann ich tun die Geschichte erzählen was ich hiermit getan habe.




Auf dem Weg ein Friedhof für Christen und dt. Soldaten








Dieses Bild behandelt die Ermordung von 2017 Studenten einer Uni im Irak, die in den Tigres geworfen wurden

 Den Rückweg bestritt ich mit einem Taxi, das für 7 km ungefähr 4,50 Euro kostet. Anschließend blieb mir nur noch mich auszuruhen und weitere Tabletten zu nehmen. Mal sehen, ob es heute wieder laut wird draußen. Der Abend rückt näher. Ich ging noch eine Weile spazieren und traf die Männer vom hiesigen „Ordnungsamt“ wieder, die mich zum Tee einluden. Sie sagten mir, dass ich mir keine Sorgen machen müsse, man hätte einen Mann abgestellt, der die ganze Nacht im Park aufpasst, dass mir nichts passiert. Na, sicherer kann man kaum schlafen.

 Mein Kopf wurde besser und ich ging zum irakischen Museum. Ein Weg von gut 3 km, den man auch bei dem Wetter noch laufen kann. Das Museum hat nur von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Ich war kaum in der ersten Halle da fragte man mich, ob ich einen Guide benötige, er sei kostenlos. Klar, das lasse ich mir nicht entgehen und er zeigte mir die besten und interessantesten Exponate, u.a. ein Skelett, das 65.000 Jahre alt ist und hier gefunden wurde. Natürlich sind die meisten Ausstellungsstücke solche, die man auch in anderen Museen besichtigen kann, und doch findet man immer wieder einige Ausstellungsstücke, die nur hier zu sehen sind. 














Die Inschrift auf der Rückseite der Tore erzählt uns die Geschichte


 

Danach fuhr ich mit dem Taxi zum Einkaufen. Die Wege sind hier so lang und die Hitze so groß, dass man nicht laufen kann am Nachmittag. Und vom Supermarkt zurück natürlich auch mit dem Taxi, wobei das meistens nicht teurer ist als 3 Euro. Am Abend bekam ich Besuch von einem Professor, der hier an der Universität von Irak einen Lehrstuhl innehat. Wir unterhielten uns lange, und dann ging er, weil ich eigentlich gegen 8 Uhr eine Verabredung zum Abendessen hatte. Leider tickt die Uhr hier etwas anders und als er gegen viertel vor neun noch nicht hier war und ich einige merkwürdige Nachrichten erhalten hatte rief ich den Prof an und bat ihn, meiner Verabredung abzusagen. Mein Magen hing ungefähr auf den Kniekehlen und ich hatte keine Lust mehr auf den Abend. Er rief besagte Verabredung an und der fragte dann nach meiner Adresse, die natürlich nicht weitergegeben wurde. Ich frage mich, warum er nach meiner Adresse fragte, wenn er mich doch abholen wollte und ich am Tag zuvor ihm diese genannt hatte. Der Prof. kam dann noch zu mir und wir unterhielten uns weiter. 20 Min. später stand meine Verabredung dann in der Tür und meinte, ich könne jetzt mitkommen und solle bei seiner Familie übernachten. Tut mir leid, aber dazu hatte ich nun wirklich keine Lust mehr. Und schon gar nicht übernachte ich in fremden Häusern.

Dafür hatte ich dann mit dem Prof. abgemacht, dass wir morgen früh gemeinsam zum Frühstücksbuffet in ein schwimmendes Restaurant gehen. Mal sehen, ob er pünktlich ist. Und am Abend dann sind wir noch in die Stadt gegangen, nachdem wir am Eingang von mindestens 10 Polizisten kontrolliert wurden. Auf Rückfrage erfuhr ich später, dass 4 Monate vorher eine Frau mit einem russischen und einem israelischen Pass hier im Irak entführt wurde, nachdem sie sich mit einigen Männern getroffen und merkwürdige Verbindungen eingegangen ist. Klar, dass man Angst um diese komische deutsche Touristin hat, die auch noch alleine reist.

 Mein Prof war pünktlich und lud mich zum Frühstücken ein. Ein riesiges Buffet tat sich mir auf mit irakischen Köstlichkeiten. Selten soviel gefrühstückt wie heute.

 


 Dann sind wir gemeinsam durch die Altstadt gebummelt und er stellte mich einigen Freunden vor, die mit ihm zusammen studiert und heute dort Geschäfte haben.

Am Abend kam er zum Parkplatz und wir unterhielten uns lange, häufig „gestört“ von Irakis, die natürlich fragten wer ich bin und was ich hier mache.

 Wieder wollte ich etwas sehen, das nicht zur Besichtigung freigegeben ist. Nämlich die im Bau befindliche Moschee, deren Fertigstellung seit dem letzten Krieg nicht weiter verfolgt wurde. Ich konnte von außen ein paar Fotos machen, reingehen war natürlich untersagt. Wie auch sonst.











 

 Auch die Besteigung des Bagdad-Tower war nicht möglich, da Renovierungsarbeiten stattfanden und das Restaurant geschlossen ist. Nun, kann ich glauben oder auch nicht, jedenfalls war ich nicht oben. An einem Saddam-Palast bin ich dann mit dem Taxi vorbei gefahren, auch dieser nicht zu besichtigen sondern umgeben von einer dicken Mauer und kontrolliert von der US-Armee. Am Abend im Park lud man mich zu einer Ausstellung eines irakischen Künstlers ein, der die Vision hatte, Bagdad wieder zu der Metropole zu machen wie sie mal war, nämlich ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Ich wünsche es ihm, allein, der Glaube daran fehlt mir. Aber es waren nette Gespräche.

 Der letzte Tag allein wurde zum Wäschewaschen genutzt. Bei den Temperaturen hier schwitzt man alles sofort durch, eigentlich müsste man sich stündlich umziehen. 50 Grad am Nachmittag und nachts immerhin noch 33 Grad. Daher war relaxen im KAT angesagt und am Abend ein kleiner Spaziergang und ein Einkauf für den nächsten Tag. Hier gibt es einige Läden in denen Alkohol verkauft wird und ich hab mal zugeschlagen. Die Preise halten sich sogar im Rahmen.

 Den Vormittag nutzte ich nochmals, um die Altstadt unsicher zu machen. Nach knapp 9 gelaufenen km und mehreren Liter Wasser kam ich wieder am KAT an und der Mittagschlaf, der inzwischen für mich obligatorisch ist bei diesen Temperaturen, war angesagt.









 

Am Abend dann wie immer ein Menschenauflauf im Park und auch der Künstler war wieder da inkl. einem Filmteam das dann nicht nur den Künstler gefilmt, sondern auch ein Interview mit mir geführt hat. Die Fragen lauteten: Wie ist Deine Meinung zu den städt. Mitarbeitern die im Park die Aufsicht führen und was hältst Du grundsätzlich vom Irak. Ich fragte die Dame (Chefin der städt. Mitarbeiter), ob sie meine wirkliche Meinung zum Irak hören möchte, die kaputten Häuser, der Müll überall usw. Sei winkte schnell ab und wir haben uns darauf geeinigt, dass ich nur über die Menschen im Irak spreche. Denn dazu kann ich nur positives vermelden. Darauf einigten wir uns dann.

 Die Nacht war heißer als alle bisherigen und es wurde Zeit zu fahren. Ich kann inzwischen das Lenkrad selbst bewegen und auch Schalten macht mit meiner Schulter keine Probleme mehr. Daher bin ich los, denn ich wollte nach Samarra zu der Moschee und an der historischen Stätte etwas außerhalb übernachten. In Samarra angekommen wurde ich erst einmal 2,5 Stunden kontrolliert. Incl. Quad auspacken war alles dabei. Übrigens das erste Mal, dass ich das tun musste. Dann hat man mich mit Polizei zur Moschee gefahren, sie mir gezeigt und anschließend musste ich Samarra wieder verlassen.

 





Ausfahrt aus Bagdad







 Dass in dieser Stadt ein heiliger Schrein zu besichtigen ist begründete wohl das Polizeiaufgebot. Jedenfalls bin ich dann weitergefahren zu dem riesigen historischen Bau, der allerdings heute von Soldaten bewacht wird – sprich in einer Militärzone liegt – und damit nicht mehr zur Besichtigung freigegeben ist. Alles sehr merkwürdig hier. Damit war an ein Übernachten natürlich nicht mehr zu denken und ich bin noch ein ganzes Stück weitergefahren Richtung türk. Grenze.

 Meine Dieselanzeige sagte mir, ich erreiche noch die nächste Tankstelle vor der türk. Grenze. Leider ist die Anzeige offensichtlich nicht immer auf dem neuesten Stand, denn 300 m vor der favorisierten Tankstelle blieb der KAT stehen. Kein Diesel mehr, beide Tanks leer. Ich holte aus dem großen Tank mittels Schüttelschlauch nochmal 5 l heraus, die reichten aber nicht. Gut, dass ich Kanister habe, damit bin ich zur Tankstelle um 20 l nachzutanken. Rein damit, leider versuchte ich erfolglos den Start, denn meine Batterien scheinen nicht mehr die Besten zu sein. Dank der Überbrückung mittels eines zweiten LKW startete der KAT dann sofort und ich konnte zur Tankstelle hoch und dort mich zur Übernachtung einrichten. Den Motor ließ ich noch laufen, denn die Batterien sollen ja auch morgen noch den Truck starten. Ich werde mich wohl mal um neue Batterien kümmern müssen, diese sind jetzt mehr als 3 Jahre alt und ich hatte seit ein paar Tagen das Gefühl, dass deren Zeit langsam abläuft. Mal sehen, wann und wie ich neue Batterien bekomme.

 Die Grenze Irak – Türkei war angesagt. Alles hier nicht so einfach, wenn auch vom Zeitaufwand her nicht so schlimm. Aber bei 45 Grad im Schatten 45 Min. warten weil die irgendein Problem haben, kommt nicht immer gut.

Die Ausreise Irak gestaltete sich zunächst einfach, dann aber wollte der Zollbeamte irgendein Papier haben das ich zunächst nicht hatte. Ich war davon ausgegangen, er will das Carnet de Passage haben. Das wurde aber bei der Einreise schon nicht abgestempelt, dann natürlich auch bei der Ausreise nicht. Außerdem liegt das längst dem ADAC vor. Nein, er wollte einen Zettel, den ich an der Grenze Irak bekommen habe. Klar hatte ich den, aber mein Kurzzeitgedächtnis ist nicht immer das Beste, und so fiel mir dann irgendwann der Zettel ein, der hinter dem Reisepass gut aufgehoben wurde von mir. Ja, das ist er. Und dann wurde festgestellt, dass das Fahrzeug nur 30 Tage Visum hatte, ich aber 60 Tage. Nach langer Diskussion hat man von einer Strafe abgesehen und ich konnte weiterfahren. Die Grenze zur Türkei lief eigentlich sauber bis auf die Tatsache, dass ich natürlich an der Kontrolle vorbeigefahren war und somit diesen wunderschönen kleinen pinkfarbenen Zettel nicht in der Hand hatte. Also zurückgelaufen und gelächelt und denen erklärt, dass ich versehentlich den Kontrollpunkt übersehen hätte, weil ich dachte, ich sei fertig. Man hatte ein Einsehen mit mir, die Kontrolle dauerte ungefähr 5 Minuten und ich bekam den begehrten Zettel zur Ausreise. Ganz schnell raus, bevor die sich nochmal etwas Anderes überlegen. Gesamtdauer ca. 4 Stunden. Damit kann man leben. Und weiter ging es in die Türkei zu einem Stellplatz in der Nähe der Straße. Da ich nach Antalya muss habe ich hier keine Zeit mich lange aufzuhalten und fahre einfach die nächsten paar Tage stur geradeaus.