Montag, 1. April 2024

Iran ab 10.3.2024


Ein Blick in das Wartungsbuch sowie einmal Abschrauben der Verkleidung um die Heizung und mir war klar, dass das eine Nummer zu groß ist für mich. Nicht, dass ich das vielleicht nicht können würde, aber ich kenne mein Ungeschick und weiß, dass ich hierfür nicht die nötige Ruhe habe. Mohamad kannte die Telefonnummer der Werkstatt, die meinen Generator repariert hatte und die Hoffnung lag nun bei ihnen. Gegen Mittag sagten sie mir zu, dass zwischen 4 und 5 Uhr der Mechaniker für die Heizung kommen wird. Leider sagten sie mir nicht den Tag dazu. Denn jetzt ist es 7 Uhr abends und keiner war hier. Jetzt brauche ich die nicht mehr, denn für heute ist nicht genug Licht draußen um die Reparatur durchzuführen. Und ich glaube nicht, dass sie eine Taschenlampe nutzen wollen dafür. Zumindest müssen sie ja an die Dieselleitung und die Zuluft und Abgasleitung. 

Auch der Motor ist wider Erwarten nicht gekommen und wird auch jetzt nicht mehr kommen. Vor 10 Min. rief ich Sadegh an der eine ziemliche Wut auf seine Kollegen hat, denn sie haben den Motor offensichtlich nicht freigegeben. Warum auch immer, irgendein Zollbeamter scheint wieder ein Problem gefunden zu haben das er weiterreichen kann um den Motor nicht freizugeben. Ich denke, wenn das weiterhin so geht werde ich doch noch einmal die Botschaft einschalten müssen die sich mit Teheran in Verbindung setzen kann. Alternativ bleibt natürlich noch die Presse, die Druck ausüben kann. Die Verbindungen habe ich ja. Mal sehen, was Sadegh noch sagt heute. Er scheint immer noch mit den Beamten zu diskutieren. 

Ich hatte heute Vormittag angefangen, den Motor frei zu machen. Jetzt sind nur noch ein paar große Schrauben, an die ich nicht wirklich herankomme, sowie einige Verbindungen, an die ich mich nicht herantraue, zu lösen. Aber warten wir es mal ab, vielleicht muss der KAT ja doch noch nach Erbil in den Irak. Wäre offensichtlich seinerzeit die bessere Lösung gewesen wie ich heute feststellen muss. Aber ich wollte es ja bequem haben. Kein neues Visum, keine Fahrt mit dem KAT in den Irak auf dem Tieflader, nicht tagelang vor der Werkstatt stehen müssen, weil der Motor nicht kommt usw. Hier stehe ich zwar auf festem Boden und unter netten Menschen, aber mein Plan war das nicht. Gleich mal duschen und dann ins Bett, da ist es warm. Im KAT sind es gerade 16 Grad, ist zum Aushalten, aber nicht wirklich gemütlich. 

Später habe ich dann noch erfahren, dass der Zoll nun doch eine Bankbürgschaft will, sonst gibt er den Motor nicht heraus. Unglaublich ist das hier, und ich muss mich auch noch um mein Visum kümmern, sonst bekomme ich richtig Probleme. 


Die Probleme gehen weiter. Jetzt bekam ich die Nachricht, dass der Zoll 3.500 Dollar als Kaution haben will, die ich wiederbekommen, wenn der Zoll in Mahabad geprüft hat, dass der Motor hier angekommen ist und eingebaut wird. Was glauben die eigentlich, was ich mit dem Motor machen will. Ich stehe hier seit fast drei Monaten und warte auf den Motor damit der hier eingebaut wird, weil ich ohne nicht weiterfahren kann. Glauben die ernsthaft, ich verkaufe ihn hier im Iran? Ich kann auf andere Art sicherlich schneller und mehr Geld verdienen als hier im Iran zu stehen und einen Motor irgendwann zu verkaufen. Ich meine, ich stehe doch nicht zum Spass hier. Da gibt es sicherlich schönere und vor allen Dingen wärmere Gegenden, in denen man stehen kann. Letztendlich musste ich 3.000 Dollar und 1.000 Euro hinlegen, die dann beim Zoll eingezahlt werden. Ich bin gespannt, ob ich das Geld zurückbekomme und in welchen Banknoten. Ich hatte extra kleine Dollarnoten mitgenommen, weil ich ja nicht immer große Scheine brauche. Jedenfalls ist ein Kurier gekommen und hat das Geld abgeholt. Dann wartete ich natürlich auf den Heizungsmonteur, der früh am Morgen kommen wollte. Kam natürlich nicht. Auf Anrufen sagte er uns, er wolle einen Kollegen schicken, der sofort losfährt. Kommt natürlich auch nicht. Und ich friere hier, weil das Fahrzeug durch die nächtliche Kälte natürlich ausgekühlt ist. 10 Grad waren es beim Aufstehen, am Nachmittag hatte das Thermometer ca. 20 Grad erreicht, weil die Sonne schien. Aber ohne Heizung wird es wieder eine kalte Nacht und einen kalten Morgen geben. Also, Mohamad angerufen der mir versprach, gegen halb fünf mit einem Mechaniker zu kommen, der die Heizung säubern wird. Sie kamen auch, und wir mussten den Staukasten mit dem Generator abschrauben. Weil der natürlich ordentlich befestigt wurde seinerzeit waren reichlich Schrauben zu lösen. Die Heizung wurde dann mitgenommen und gereinigt. Am Abend kamen beide wieder und bauten die Heizung ein. Danke, so bekomme ich wenigstens einen warmen Hintern morgen früh. Nur der Staukasten und der Generator stehen noch auf der Erde und werden dann lt. Aussage von Mohamad morgen wieder angebaut. Auf der Zollfront gibt es nichts Neues, das Geld ist angekommen, aber natürlich ist es wieder zu spät um noch irgendetwas zu erreichen. Ich gehe dann mal schlafen mit einer Bettdecke weniger, denn die Heizung läuft wunderbar. 


Gleich am Morgen bekam ich die Nachricht von Sadegh, dass er jetzt das Geld einzahlt und dann den Motor herausbekommt aus dem Lager. Gegen zwölf Uhr rief ich ihn an und er meinte, der Motor sei auf dem Weg. Scheint aber ein Mißverständnis zu sein. Erstens ist der Kranwagen nicht an der Grenze, der Fahrer hatte dann unverhofft einen anderen Auftrag, somit muss ein blaues kleines Transportfahrzeug den Transport übernehmen, zweitens ist auf diesem Fahrzeug kein Kran, und drittens fiel das Computersystem beim Zoll aus, so dass der Motor nicht ausgetragen werden kann. Und ohne Austragung keine Ausfahrt aus dem Zollbereich und kein Motor bei mir heute. Und bis jetzt auch nicht meine Dokumente die ich morgen brauche, um mein Visum zu verlängern. 

Am Nachmittag kam Mohamad mit dem Mechaniker und sie bauten den Staukasten wieder ein und den Generator. Mit einigem Aufwand und Hilfe der Besucher, die eigentlich nur ein Bild von mir machen wollten klappte alles einwandfrei. 

Danach kam dann Mamonde und ich musste Trecker fahren. Ein ungefähr 50 Jahre altes Teil, bei dem ich die Gänge nicht hinbekam, weil sie zu schwer zu bewegen sind. Dass die Gänge nicht immer so liegen wie wir das gewohnt sind kenne ich ja noch vom REO fahren. Mamonde half mir dabei. Und oh Wunder, der Trecker fährt im 5. Gang an, wenn auch etwas schwerfällig. Vom ersten bis vierten Gang läuft er locker aus dem Stand heraus. Die Lenkung ist ausgeschlagen, die Bremse merkwürdig festzustellen, aber wenn man einmal damit losgefahren ist läuft er. 

Gerade musste mal wieder eine Familie ihr Kind die Treppe bei mir hochsteigen lassen. Ich öffnete das Fenster und der Junge hat sich derart erschrocken, dass er schreiend weggelaufen ist. Kann ich auch nichts für, was schicken die ihre Kinder hier hoch. Abgesehen davon könnte ich ja auch die Türe öffnen und das Kind fliegt von der Empore. Darüber denkt keiner nach, Hauptsache, das Bild ist im Handy. Jedenfalls ist die Familie mit dem schreienden Kind dann gefahren ohne weitere Bilder zu wollen. 

Die Dokumente kamen dann noch abends, die Menschen hier feiern Ramadan, da wird erst gegessen und dann gefahren wenn die Sonne untergegangen ist. Kann ich ja verstehen. Jetzt steht eigentlich sowohl dem Motor als auch dem Visum nichts mehr im Weg.


Ein spannender Tag, der allerdings nicht alles brachte was vorher versprochen war. Zunächst der Weg nach Urmia, dort bekam ich ein neues 30-Tage-Visum und kann bis 19.4. bleiben. Dann die Info, dass der Motor auf dem Weg ist. Wir haben ihn auf der Rückfahrt auch gleich überholt. Er musste erst zum Zoll Mahabad gefahren werden und dann kamen neben dem Motor und reichlich Zuschauern, u.a. Kebabi, noch Mitarbeiter des Zollamtes Piranshaw und Mahabad. Sie kontrollierten die neue Motornummer und die alte. Wobei sie zunächst erst einmal das Typenschild fotografiert hatten und sich wunderten, dass dort nicht die Motornummer verzeichnet ist. Es ist immer wieder ein Spass für mich, den Zollbeamten die Stelle der Motornummer zu zeigen. Ich hatte ja schon alles soweit abgeschraubt so dass es hier einfach war. An den Grenzen müssen die Beamten dann tatsächlich in den Motorraum kriechen, was sie meistens dann nicht tun. Nach einigem Hin und Her wurde mir gesagt, dass der alte Motor zu verschrotten ist soweit er hierbleibt. Die Zollbeamten werden das kontrollieren. Na dann, viel Spass. Mal sehen was sie sagen, wenn ich einige Teile mitnehme. Das muss ich noch abklären. Dann kam der Kran und alle wußten genau, was zu machen ist. Das amüsiert mich nicht im Geringsten. Vornehmlich mein Herr Kebabi tat sich wieder hervor. Ich habe ihn dann massiv zurückgewiesen. Leider versteht er meine Sprache nicht, sonst wäre er wahrscheinlich beleidigt abgezogen. So hat er sich nur vornehm zurückgezogen und hat sich das Schauspiel aus der Nähe angesehen ohne sich weiter zu beteiligen. Der Motor wurde abgeladen, alle mussten ein Foto machen und die beiden Jungen von dem Mitarbeiter der Zollbehörde Piranshaw fragten nach meinem Quad. Klar, aber dann drehen wir auch eine Runde. Und genau das haben wir gemacht. Danach gab mir Papi seine Telefonnummer und meinte, wenn immer ich ein Problem habe ich könne ihn anrufen. Danke. Hat sich die Runde mit den Kids doch gelohnt. 


Nur dass die Mechaniker dann heute nicht kommen. Die müssen heute fasten und da können die nicht arbeiten. Nichts gegen Ramadan, aber diese 4 Wochen schaden der arabischen Welt wirtschaftlich ungemein. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich Ramadan erlebe. Mal sehen, was in den Städten los ist, ob z.B. die Museen geöffnet haben. Ich werde sehen. Ich habe dann noch einige Sachen erledigen können, z.B. die Ölschleuder, den Vorfilter und den Luftfilter gereinigt. Jetzt könnte es losgehen aber keiner ist da. Also wieder ein „entspannter“ Abend und ein Nachmittag, an dem so Vieles hätte passieren könne

Der Tag fing schlecht an. Nichts anderes hätte ich erwartet. Die Mechaniker, die um 8 Uhr kommen wollten, kamen gegen 13.30 Uhr. Grund: sie hätten noch Werkzeug suchen müssen. Die Mechaniker, die gegen 9 Uhr kommen wollten kamen gegen viertel vor zehn. Ok, damit kann ich leben. Dann ging es los, leider nicht immer so, wie meine Instruktionen das sagten. Da wird dann an falscher Stelle geschraubt, so dass Hydrauliköl aus dem Lenkgetriebe auf die Erde fließt, das hätte man sich sparen können, wenn man auf mich gehört hätte. Aber ich bin ja blöd, der Mechaniker ist ein Ingenieur, und der weiß das besser. Alles. Und dann wurde noch die Kupplung meines Ventilators deformiert so dass ich nicht weiß, ob ich die noch gebrauchen kann. Irgendwann kam der Kran um den alten Motor zu entfernen. Klappte soweit ganz gut, bis auf die Tatsache, dass man das mit einem Balken macht und der Kranfahrer keinen hatte, meinen nicht nutzen wollte und mir sagte, er garantiere dafür, dass dem Motor nichts passiert. Nun, es ist der alte Motor, das wäre nicht so dramatisch, aber, warum hört man nicht auf mich und was ist, wenn der neue Motor Schäden nimmt. Eine Garantie nutzt mir da herzlich wenig. Den alten Motor entfernen ist soweit gut gegangen, dann machten sich die Mechaniker daran, den neuen Motor soweit herzustellen, dass er eingebaut werden kann. Kurz vor Eintreffen des Krans erhielten wir die Mitteilung vom Zoll, der Motor darf nicht eingebaut werden, sie wollen am Samstag kommen und den alten und neuen Motor inspizieren. Danke schön lieber Zoll, oder liebe Mechaniker, denn wir waren einfach nur eine halbe Stunde zu langsam

Jetzt müssen wir morgen am alten Motor alle Teile abschrauben die ich mitnehmen will und zur Seite legen, damit die Zollbeamten diese erst gar nicht zu Gesicht bekommen. Sonst kommen die noch auf dumme Gedanken und zerstören Einspritzpumpe und sonstige Ersatzteile. Am Abend war ich völlig im A….. und war mal sehr froh darüber, dass ich einen Boiler mit 40 Liter heißem Wasser habe. Und wenn ich sage heiß, dann meine ich 87 Grad. 



Ich rief Mohamed an um ihm mitzuteilen, was ich vorhabe und dass ich dafür einen Mechaniker brauche. Der wollte zwar erst nicht, aber als ich sagte, ich zahle den doppelten Stundenlohn erklärte er sich bereit. Und dann haben wir den alten Motor zerpflückt und alte Teile an den neuen Motor geschraubt um die Teile vom neuen Motor an die Seite zu legen. Macht Sinn, denn wer von den Zollbeamten will schon behaupten wollen, dass der Kompressor am neuen Motor war? Jedenfalls war es kalt und wir schraubten bis fast 7 Uhr. Abends dann noch zur Einladung von Khezri, dem Mann, der den Kran und Mechaniker besorgt hat. Die komplette Familie war anwesend und die Frauen hatten die schönsten kurdischen Kleider an, extra für mich. Und dann gab es Pizza und Dollma. Lecker. Danke, das konnte ich gut gebrauchen. Nichtsdestotrotz bin ich krank, habe mir einen Schnupfen eingefangen und Husten. 


Natürlich hatten die Männer vom Zoll nicht gesagt, wann ungefähr sie denn eintreffen würden. Also stand ich früh auf und wartete dann entsprechend lange. Hätte ja sein können, sie stehen um 8 Uhr auf der Matte, taten sie aber nicht. Erst um 11 Uhr kamen sie. Und nach einigen Diskussionen, Verständnisschwierigkeiten und Mißverständnissen war klar, dass ich den Motor heute einsetzen lassen kann. Mein Carnet de Passage haben sie mitgenommen, das bekomme ich wieder, wenn der alte Motor zerstört ist. Erst hieß es, wir müssen ihn zum Zoll bringen, später sagte man mir, die Feuerwehr käme und würde ihn hier zerstören. Mir egal, Hauptsache, ich bekomme mein Carnet zurück, ohne dass ich nicht ausreisen und in Pakistan einreisen kann. Und dann brauche ich ja noch Bilder vom eingebauten Motor, damit ich meine 3.000 Dollar vom Zoll Piranshaw abholen kann. Gegen halb zwölf rief ich Mohammad an und teilte ihm mit, dass die Monteure und der Kran kommen können. Er sagte mir zu, dass sie gleich kommen werden. Und dann begann das Warten. Zwischendurch ein weiterer Anruf und die Mitteilung, die Monteure würden noch zu Mittag essen und dann kommen. Gegen halb vier kamen sie tatsächlich und ich war zwischendurch an der Grenze des Zumutbaren angelangt. Während des Wartens bekommt man irgendwann das Gefühl, keiner ist für einen da und man wurde im Stich gelassen. Ich merke auch immer mehr, dass es Zeit wird zu fahren. Ich kann diese ganzen Besucher mit ihrer Bitte nach Bildern und Selfies derzeit nicht mehr sehen. Während hier 4 Personen am Motor arbeiten haben sie nichts Besseres vor, als mich von der Arbeit zu holen um ein Bild mit mir zu machen. Ich komme mir vor wie im Zoo, und dann weiterhin die Dreisigkeit, meine Eingangstür zu öffnen um einen Blick zu erhaschen. Ich kann es nicht mehr haben und werde sofort agressiv, was sicherlich keine Lösung ist.  Die Monteure setzten dann den Motor ein, natürlich mit ihren Mitteln und nicht so, wie es schnell und einfach geht. Aber das wollten sie ja nicht. Sie haben ihren eigenen Kopf und was ich sage zählt nicht. Ich bin ja nur eine Frau. Als ich ihnen klarzumachen versuchte, dass ich die Lichtmaschine selbst einbaue nahmen sie mir mehr als einmal mein Werkzeug aus der Hand. Ich wurde ungehalten und versuchte zu erklären, dass ich mir was dabei denke das selbst zu tun. Denn wenn die mir die Schrauben festziehen bekomme ich sie mit meiner Kraft anschließend nicht mehr los wenn ich die Keilriemen nachspannen oder austauschen muss. Es hat einige Zeit gedauert bis sie sich zurückzogen. Und dann muss wohl ein Monteur zum Reporter gesagt haben, ich halte sie von der Arbeit ab und störe sie. Meine Wut auf diesen Ausspruch konnte ich so gerade noch in Grenzen halten. Bei einem Gespräch mit Mohammad, dem Übersetzer, machte ich mal klar, dass ich seit 2011 an Fahrzeugen mitschraube, einen REO M 109 gefahren habe und einen REO M 36 mit meinem Lebensgefährten zusammen restauriert und zum Wohnmobil ausgebaut habe. Dass ich einen MAN KAT 1 4x4 mit meinem Lebensgefährten auseinandergeschraubt und in Einzelteilen verkauft habe zählt wohl zum Schrauben ebenfalls dazu. Irgendwie muss man sich ja Respekt verschaffen. Da hilft es auch nicht, wenn ein Besucher mir erzählt, dass ich eine starke Frau wäre und er mich bewundern würde. Und wenn ich nicht überall meine Augen habe geht auch Einiges schief. Ich erklärte dem Mechaniker, dass das schwarze, von mir abgeschnittene Kabel noch verbaut werden müsse. Er erwiderte, dass er alles angeschlossen habe, und kein Kabel weiter übrig wäre und alles, was werksseitig anzubringen ist wäre fertig. Es dauerte wieder eine Zeit bis ich ihm erklärt hatte, dass an meinem Fahrzeug Umbauten im elektrischen Bereich vorgenommen worden sind die jetzt noch nachvollzogen werden müssen. Natürlich quatschte er immer wieder dazwischen, weil schließlich er der Elektriker ist. Ja, unwidersprochen, ich bin kein Elektriker. Aber ich weiß, was an Umbauten vorgenommen wurde und wohin das abgeschnittene Kabel gehört. Ich kann diese Ignoranz der Mechaniker nicht nur nicht verstehen, sondern auch nicht mehr akzeptieren. Aber ich brauche diese Menschen, sonst wird mein Fahrzeug nicht startklar. Ohne Mohammad wäre ich wahrscheinlich aufgeschmissen.

Am Ende sagten sie mir, sie kämen morgen gegen halb zehn wieder. Ich bin gespannt, wann bei denen halb zehn ist. Hoffentlich fahren sie nicht wieder über Teheran oder müssen erst noch essen. Ja, ich werde langsam nicht nur ironisch sondern auch unfair. Derzeit kann ich nicht anders und hoffe, dass morgen Abend alles vorbei ist bis auf das Carnet und das Geld abholen. 



Alles neigt sich dem Ende, auch der Motoreinbau. Am Abend war alles erledigt. Das heißt aber nicht, dass der Tag ohne Stress verging. Ganz im Gegenteil. Der erste Monteur kam gegen halb zehn pünktlich, der zweite mit Mohammad dann gegen 10 Uhr. Ok, kann man gelten lassen. Vorher hatte ich mich nach dem schwarzen Kabel umgesehen und innerhalb von 2 Minuten die Lösung gefunden, wofür der Elektriker eine halbe Stunde gestern Abend gesucht hatte, ohne die Lösung zu finden. Und dabei war es so einfach. Aber gut, er hatte das ja auch nicht abgebaut. Und so schraubten wir mal mehr, mal weniger, bis die Beamten vom Zoll kamen. Sie brachten dann auch gleich einen Schweißer mit einem Gasbrenner mit, der den Motor auseinanderschneiden sollte. So die Ansage. Letztendlich hat er lediglich Löcher in den Motorblock und die Ölwanne geschnitten, da waren sowieso schon welche, mit welchem Sinn und Verstand das passieren musste weiß ich nicht. Dann wurden noch die Abgaskrümmer durchgeschnitten und das war es auch schon. Das Carnet bekam ich dann zurück, nachdem ungefähr eine halbe Stunde verging und der Zollbeamte 3 Briefe geschrieben hatte. Behörden hier arbeiten etwas anders als bei uns. Ein Polizist sah sich das Ganze auch noch an und ging dann wieder ohne Kommentar. Anschließend waren Mittagessen angesagt und weiterarbeiten. 

 


Gegen Spätnachmittag hatte ich noch einige Verbesserungen durchzudrücken, denn die Mechaniker arbeiten teilweise nur nach meiner Anweisung, wenn ich darauf bestehe und dies mehr als einmal sage. Manchmal muss ich dann selbst Hand anlegen. Und dann musste ich sie flott machen, weil sich eine gewisse Müdigkeit einstellte. Aber wir wollten im Hellen fertig werden. Zu unserem Glück kam der Kranwagen nochmals, der den Motor abholen wollte. Er setzte mir das Reserverad oben auf das Dach. Dann noch das Hydrauliköl nachfüllen für die Lenkung und den Motor starten. Läuft. Die Motorbremse wurde ebenfalls noch nachgestellt, ob die jetzt funktioniert werde ich morgen feststellen. Man sagte mir dann noch, ich dürfe sie nicht so häufig benutzen, das würde dem Motor nicht guttun. Danke für die Info. Das ist bestimmt der Grund, warum der alte Motor einen Schaden hat. Die funktionierte nämlich seit gefühlten 45.000 km nicht mehr. Wir verabschiedeten uns und die Mechaniker werden wohl von Mohammad eingeladen, der mich ebenfalls für Dienstag zum Abendessen eingeladen hat. Jedenfalls ging ich duschen, essen bei den Nachbarn und anschließend schnell ins Bett. Irgendwie muss ich meine Erkältung noch auskurieren.












Der Mechaniker wollte 10 Uhr hier sein. Hatte er mir hoch und heilig versprochen. Gegen 8 Uhr kam ich auf die Idee, Wäsche zu waschen in meiner Waschmaschine. Die funktionierte dann mal nicht, bekam wohl kein Wasser. Ein Anruf bei Mohammad und er versprach, mir einen Mechaniker zu schicken zum Nachmittag, an dem er ja auch zu mir kommen wollte. Ich war pünktlich fertig mit einräumen und verstauen und wartete. Wartete, wartete, wartete, niemand kam. Auch der Mechaniker, der um 10 Uhr mit mir die Probefahrt machen wollte kam nicht. Gegen 12 Uhr kam ich auf die Idee, den KAT zu starten und schon mal die Reifen mit Luft zu befüllen. Funktionierte auch soweit, Mamonde half mir, ich trat das Gaspedal, er bediente die Druckluft. Beim Aussteigen um bei dritten Reifen zu kontrollieren sah ich die nächste Bescherung, die Hydrauliktanks der Lenkhydraulik waren offensichtlich übergelaufen, das Öl war schon am Reifen herunter auf die Erde gelaufen. Schnell den KAT ausgemacht und nachgeschaut, und ich sah das ganze Drama. Ich hatte gestern schon vermutet, dass zuviel Öl eingefüllt wurde, konnte aber nicht kontrollieren, weil es dunkel geworden war und durch das Einfüllen die Meßstäbe ölig waren. Ein Anruf bei Mohammad der mir dann versprach, er wolle die Mechaniker anrufen beruhigte mich erst einmal. Ein LKW kam und brachte mit seinem Druckluftschlauch die beiden letzten Reifen auf Normaldruck, das ist schon mal erledigt. Dann erfuhr ich, sie – die fehlenden Mechaniker - kämen heute Nachmittag. Gut, dann kann ich ja einen Tee trinken, Mittag essen gehen und anschließend werden sie wohl hier erscheinen. Dachte ich. Passieren tat nichts. Ich säuberte meine Fahrerkabine, brachte die Sachen aus den Staukisten wieder unter. Dann wartete ich weiter, nichts tat sich. Auch bis fünf Uhr kam keiner. Ich rief nochmals Mohammad an und sagte ihm, die Mechaniker bräuchten nicht mehr kommen, er möge ihnen nicht das ganze Geld auszahlen, sondern nur genau so viel, wie vorher abgemacht war. Ich hatte ihm nämlich ein großzügiges Trinkgeld mitgegeben für die Mechaniker. Das bekommen sie jetzt nicht mehr. Und ich erklärte ihm auch, dass ich morgen Abend gerne die Einladung von ihm annehme, aber nur dann, wenn die beiden Mechaniker nicht kommen. Sollte ich sie sehen drehe ich auf dem Absatz um und fahre mit dem Taxi nach Hause. Sie haben mich genug Nerven Schäden, die repariert werden mussten, gekostet, da brauche ich die nach dem heutigen Tag, den ich ihretwegen mit Warten verbringen musste, nicht noch privat sehen. Ich werde am Mittwoch das Öl soweit herausziehen, dass der Ölstand stimmt, den Innenraum soweit vom Öl säubern und eine Probefahrt machen. Ich gehe davon aus, dass dann alles in Ordnung ist. Ich bin es wirklich leid, von diesen Handwerkern angelogen zu werden mit Versprechungen, die nicht gehalten und wenn sie dann kommen und arbeiten mit schlechter Arbeit bedient zu werden. Wenn ich nicht aufgepasst hätte würde der Motor nicht laufen. Davon bin ich überzeugt. Dafür bekam ich ein leckeres Abendessen von Zulaika, Dolma, das sind Weinblätter, gefüllt mit Reis und Kräuter, gekocht mit getrockneten Tomaten und Äpfeln. Lecker. Danke Dir Zulaika und natürlich Arazu, die das leckere Essen zubereitet hat.  


Die Probleme hören nicht auf. Um 9 Uhr kam mein Shuttle für die Fahrt nach Piranshaw. Schließlich warten dort 3.000 Dollar auf mich die ich möglichst persönlich abholen sollte. Sadeghs Freunde warteten auf mich und wollten mir helfen. So der Plan. Leider bekam ich gegen 9.45 Uhr die Mitteilung, dass doch wegen des Jahreswechsels die Büros beim Zoll von heute bis einschließlich Samstag geschlossen sind. Ich habe es erst nicht geglaubt, aber die Richtigkeit stellte sich schnell heraus, nachdem ich ein Telefonat getätigt hatte. Es ist tatsächlich so. Meine Wut hielt sich nicht mehr in Grenzen, denn jetzt muss ich bis Sonntag warten und kann frühestens Montag losfahren. Damit treffe ich dann wahrscheinlich Jan und Ziss nicht mehr in Teheran, weshalb ich überhaupt geplant hatte, nach Teheran zu fahren. Es sind nicht irgendwelche Freunde, sondern ein Ehepaar, mit denen ich im letzten Jahr von Riad bis nach Kuwait gefahren bin. Unglaublich, und das nur, weil die Mechaniker vorgestern nicht gespurt sind und man mir gesagt hatte, dass man gestern wiederkommen wollte. Was aus dem Versprechen wurde haben wir ja gesehen. Der Tag war für mich gelaufen, und die Einladung, die ich für heute Abend hatte, habe ich abgelehnt. Ich wollte den Menschen, die das neue Jahr feiern, mit meiner Laune nicht den Abend verderben. So blieb ich dann zuhause und habe bei Arazu zu Abend gegessen. 


Das Hydrauliköl war schnell herausgezogen und dann startete ich den KAT. Er lief nicht rund sondern drehte zwischendurch auf, fiel dann von der Drehzahl wieder ab und kurz vor dem Ausgehen erholte er sich wieder. So kann das nicht gehen. Ich hatte natürlich ignoriert, was der Verkäufer mir bezüglich der Kraftstoffförderpumpe gesagt hatte. Nämlich, wechseln. Gut, das machen wir mal. Der Freund von Mamonde kam und wechselte mir die Pumpe. Danach lief er rund, und wir machten eine Probefahrt. Dabei stellte ich fest, dass die Lichtmaschine nicht läd. Also zurück, bevor ich irgendwo unterwegs stehenbleibe oder später den KAT nicht wieder starten kann. Einige Whatsapp-Nachrichten später, die ich mit Marcel tauschte und es war klar, dass die Lichtmaschine nicht richtig angeschlossen war. Entgegen meiner Weigerung, die Elektriker nochmals zu sehen, rief ich Mohammad an und er versprach mir, mit dem Elektriker zu sprechen und ihn nochmals zu mir zu schicken. Er will morgen früh kommen. Bin gespannt wann morgen früh ist. Arabische oder deutsche Zeit?

Am Abend waren wir in Mahabad eingeladen. Ich hatte jetzt einen Abfahrplan der so aussieht, dass ich Samstag nach Piranshaw fahre um dort an der Grenze zu übernachten und am Sonntag früh mir direkt das Geld hole. Dann kann ich losfahren Richtung Teheran. Damit habe ich noch 3 entspannte Abende, und dieser war einer davon. Der Mechaniker meldete sich nochmals und teilte mit, er sei krank gewesen und hätte nicht kommen können. Klar, kann ich ja verstehen. Aber man kann dann doch bitte Bescheid geben. Dieses Argument ließ er auch gelten. Und er bestand noch darauf, dass er kein Geld haben wolle, sondern das für mich kostenlos gemacht habe. Danke, kann ich auch mit leben. 


Die ersten 3 Monate im Iran sind um. Am 22.12. hereingekommen um mich hier hinzustellen und heute haben wir den 21.3.

Der Mechaniker kam um 9.15 Uhr, also quasi pünktlich, kann man so gerade noch zur deutschen Zeit rechnen. Das Gesicht jedoch sprach Bände. Ich wagte nicht, ihn nach der Pumpe für die Waschmaschine zu fragen. Er baute die Lichtmaschine aus, änderte die Elektrik und war der Meinung, ich solle doch das Fahrzeug mal starten und schauen, ob die Lichtmaschine funktioniert. Nee, geht nicht. Die läuft nämlich nur, wenn sie eingebaut ist. Und nur, wenn die rote Lampe nicht leuchtet, läuft sie. Solange die rote Lampe an ist kann ich nichts feststellen. Mein KAT ist inzwischen 47 Jahre alt, hätte er wissen können, dass das so nicht geht. Die alten Mercedes Rundhauber haben doch sicherlich auch keine Elektronik für die Lichtmaschine. Folglich musste erst einmal die komplette Lichtmaschine eingebaut werden. Und nach ein paar Sätzen verstand er auch, warum ich die Schrauben anziehe und nicht er. Zu unser beider Glück funktionierte die Lichtmaschine und ein zweites Mal Ausbauen konnten wir uns sparen. 

Dann kam der andere Mechaniker um mit mir eine Probefahrt zu machen. Hatte ich nicht mehr mit gerechnet. Aber gut, dann los. Alles sichern und Abfahrt. Unterwegs stellte ich fest, dass die Zusatzschaltung für den Ventilator nur gelegentlich funktionierte, das Problem ließ sich leicht lösen. Denn ich hatte schon geahnt, dass die Kabelverbindungen so, wie sie der Elektriker zusammengedreht hatte, nicht halten konnten. Er korrigierte es und siehe da, es funktioniert soweit. Dann noch die Pumpe der Waschmaschine repariert und alles ist gelöst. Samstag kann es losgehen.

Damit konnte ich mich dem Haushalt zuwenden. Fenster putzen, Bett frisch beziehen, denn ich habe hier noch einmal die Chance, die Bettwäsche in der großen Maschine waschen zu lassen. Am Samstag ist dann noch Wasser und Diesel tanken angesagt und los geht es. 


Und wieder war es Freitag. Mir ging es schon die ganze Nacht nicht gut, und das änderte sich auch den ganzen Tag nicht. Aber das interessiert die Menschen ja nicht wirklich. Sie wollen ein Bild, egal, wie. Mindestens einige davon sind nicht wirklich einsichtig. Einige Male bin ich dann doch herausgegangen. Dann habe ich mich verkrochen bei Zulaika, weil ich meine Ruhe haben wollte. Vorher hatte ich meine Ersatzteile eingeräumt und das Quad verladen. Ich war also eigentlich schon ziemlich fertig vor dem Mittagessen. Daran, sich hinzulegen und mal auszuruhen ist leider nicht zu denken. Und man kann auch sich mucksmäuschenstill verhalten, sie klopfen und rufen, bis man dann doch wieder aufsteht. 

Am Spätnachmittag holte mich Mohammad Ramazani zum Abschiedsessen ab. Einkaufen war ebenfalls angesagt damit ich die Lebensmittel, die ich vorher ständig von den Dorfbewohnern bekommen hatte, auf Vorrat habe. Außerdem muss ich ja jetzt wieder für Mittag- und Abendessen sorgen. Es war ein schöner Abend, auch wenn ich am Schluß fast eingeschlafen wäre. Danke, ohne Dich Mohammad hätte ich viele Sachen so nicht erledigen können. 


Der Tag des Abschieds ist gekommen, auch wenn Arazu das offensichtlich noch nicht mitbekommen hatte. Da ich nur noch Wasser und Diesel aufzufüllen hatte konnte ich mich in aller Ruhe von den 4 Familien des Dorfes, die mir ans Herz gewachsen sind, verabschieden. Zunächst die weiter entfernt wohnenden Nachbarn (ca. 300 m), bei denen ich dreimal eingeladen und viele schöne Stunden verbracht hatte mit Musik und Tank, dann bei Bafrin und ihrer Familie, die mich häufig mit Lebensmittel versorgt und mich das erste Mal zur Hochzeit eingeladen hatten, bei Zuleika und Kadar, den Eltern von Mamande und Schwiegereltern von Arazu, die mich immer herzlich eingeladen haben zum Mittag- und Abendessen, zum Teetrinken und Brot backen. Beide können nicht lesen und damit war die Verständigung nur mit Händen und Füßen möglich, aber es funktionierte immer. Dann wohnt dort noch Seinap, die Schwester von Mamande, die geistig behindert ist und bei der ich anfangs große Schwierigkeiten hatte Zutrauen zu gewinnen. Auch wir verstanden uns mit Händen und Füßen und ich freute mich immer, wenn sie mich anlachte. Ich habe mit ihr auf der Hochzeit getanzt und ich glaube, das war in den ganzen Wochen die ich im Ort war eines ihrer schönen Erlebnisse. Wer mit behinderten Menschen arbeitet oder gearbeitet hat kann mich verstehen. Als alle Tanks gefüllt waren und die Teetassen leer wollte ich mich verabschieden von der Familie, auf dessen Grundstück ich meinen LKW 3 Monate stehen lassen durfte. Leider kam ein Reporter dazwischen und meinte, er müsste den Abschied und die Abfahrt filmen. Ich war völlig perplex, hatte ich doch damit überhaupt nicht gerechnet und eigentlich wollte ich das auch nicht. Denn der Abschied den ich hier von den Familien nahm war etwas sehr persönliches. Das brauche ich nicht auf Instagram sehen. Er kam hinter mir her als ich mich von Seinap verabschiedete und ich habe ihn des Zimmers verwiesen. Ich merkte sofort, das Seinap anders war als sonst. Ich habe dem Reporter dann noch meine Meinung dazu gesagt, er hat sich zwar entschuldigt, das änderte aber nichts mehr an dem verpfuschten Abschied von Seinap. Zur Abfahrt waren dann noch einige Besucher da, die sicherlich eigentlich nur ein Foto haben wollten. Egal, jetzt haben sie die Abfahrt auch noch bekommen. 

Die Fahrt zur Grenze dauerte 2,5 Stunden, ich musste eine kleine Stadtrundfahrt in Mahabad in Kauf nehmen – mache ich ja immer wieder gerne, und jetzt mit dem neuen Motor erst recht – weil mein Navi mich wieder einmal falsch führte und ich es nicht gesehen hatte. Jedenfalls wurde ich unterwegs von vielen Menschen verabschiedet, sie winkten mit zu, hupten, machten die Lichthupe – oh Wunder, denn viele fahren nachts ohne Licht das man meint, sie wissen nicht, wo der Lichtschalter im Auto verbaut ist -. Und auf dem Parkplatz an der Grenze kam gleich der Parkplatzwächter und rief: Hallo Petra. Ich habe jetzt einen kleinen Einblick wie es Menschen geht, die weltweit berühmt sind. Gut, dass mein Bekanntheitsgrad sich auf die Gegend hier beschränkt. Da muss man nicht immer haben. Ich wurde anfangs gefragt, ob nicht SAT 1 oder RTL mich begleiten sollen auf meiner Reise. Nein danke sagte ich damals, und heute weiß ich, dass ich richtig entschieden habe. Geld ist nicht alles und soviel Geld kann man mir gar nicht bezahlen, dass ich auf meine Freiheit und mein Nichtberühmtsein verzichten wollen würde. 


Ich hatte schon heute Nacht überlegt, wo das nächste Problem sein könnte. Heute habe ich gleich wieder mehrere gefunden die sich die Zollbeamten ausgedacht hatten. Ich wurde gegen 9.40 Uhr – also 9.40 Uhr deutsche Zeit = 9 Uhr arabische Zeit – abgeholt und wir fuhren zum Zoll, um dort den Direktor zu sprechen. Der glänzte zunächst durch Abwesenheit. Zwischendurch hatte ich dann erfahren, dass beim Zoll noch 2.500 Dollar liegen, wobei, eigentlich liegen die dort nicht sondern sind auf dem Bankkonto in Form von iranischen Rial zu finden. Denn natürlich hortet der Zoll keine Dollar und hat auch keine Dollarkonten. Sadegh hatte die Kaution einzahlen und dabei die Dollar in Rial umtauschen müssen. Sadegh sagte dann, es sei kein Problem, denn wenn die Rial auf seinem Konto seine würde er mit mir auf den Markt gehen und in entsprechender Menge Dollar kaufen. Klar, nur, dass ich dann die Umrechnungsverluste in Kauf nehmen muss. Zweimal umgerechnet und gleich reduziert sich der Betrag beträchtlich. Das sollte aber nicht das einzige Problem sein. Denn der Direktor des Zolls sagte, wir müssten, wenn das Geld auf Sadeghs Konto gehen soll – und ich habe ja kein iranisches Konto, folglich geht es auch nicht anders – dann müssten wir jetzt zum Notar und eine notarielle Bestätigung mitbringen, dass Sadegh mein Geld auf sein Konto bekommen kann. Beim Notar angekommen dauerte es natürlich noch. Und dann kam die Bestätigung und wir gingen zurück zum Zoll und dort zum Finanzmanager der alles durchlas und sich einverstanden erklärte mit der Vollmacht. Nur, dass es jetzt trotzdem keine Überweisung und kein Bargeld gibt. Es gibt einen Scheck, der üblicherweise erst nach 4 Wochen ausgezahlt werden darf, freundlicherweise darf der, den ich bekommen soll, nach 14 Tagen ausgezahlt werden. Hilft das? Nein. Denn so lange wollte ich eigentlich nicht an der Grenze verbringen. Und so machten Sadegh und ich einen Deal, er bekommt das Geld vom Scheck auf sein Konto, rechnet in Dollar um und überweist mir von einem ausländischen Konto auf mein deutsches Konto. Klar, wieder ist umzurechnen und wieder werde ich Verluste haben. Bin gespannt, in welcher Höhe insgesamt. Alles zusammengerechnet war es letztendlich doch noch die günstigere Alternative, denn ein Einbau in Erbil hätte den Transport des KAT gekostet und das wäre mit 2.000 Dollar zu Buche geschlagen, zusätzlich Kosten für die Visa und die Fahrt zurück in den Iran. Da Sadegh jetzt die Vollmacht hat konnte ich meinen Weg Richtung Teheran antreten. Es war bereits fast 4 Uhr und ich wollte wenigstens 100 km fahren. Habe ich auch geschafft, sogar noch mehr, leider musste ich die letzten km im Dunkeln fahren, weil kein Stellplatz zu finden war. Und wo ich jetzt stehe ist es auch nicht besonders schön, aber eben auch nur für die Nacht. Ich habe schon schlechter gestanden.

Und wenn jemand glaubt, die Geschichte Motor endet, dann hat er sich getäuscht. Ich fuhr früh los, denn ich hatte eine Strecke von 320 km vor mir und wollte mir noch am Nachmittag die Stadt Zanjan ansehen. Eine Stadt hoch in den Bergen, das merkte man auch gleich am Wetter. Regen, kalt und ungemütlich. Morgen soll es windig werden, aber dann bin ich hoffentlich schon auf dem Weg nach Teheran. Na jedenfalls schnurrt das Kätzchen wie es soll und kurz nach dem Mittag hatte ich die Strecke hinter mich gebracht dank der Autobahn hier. Zwei Museen waren zu besichtigen, beide haben etwas Besonderes. Das erste ich ein „Waschhaus“, es wurde vor ca 100 Jahren gebaut, damit die Frauen nicht am Fluss die Wäsche und das Geschirr waschen müssen. Es ist hier im Winter ziemlich kalt. Und geplant und gebaut wurde das Haus doch tatsächlich von einem Mann.

 








 Im zweiten Museum gab es drei von insgesamt 3 Leichen aus dem etwas entfernt liegenden Salzstock. Hier hat man vor 2.500 Jahren Salz abgebaut, und einige Männer mussten offensichtlich ihr Leben lassen. Eine Leiche hatte ziemlich zerstörte Knochen was darauf schließen läßt, dass er von einem Stein erschlagen wurde. Die andere Leiche schätzt man auf 15 Jahre, die Schuhe sind noch gut erhalten und nicht geflickt. 

 














Am Spätnachmittag, als ich durch den Bazar bummelte, ereilte mich dann die Nachricht, dass der Zoll in Piranshaw meinen alten Motor gerne hätte, sonst zahlen sie meine Kaution nicht zurück. Ein Problem, das heute auftauchte. Denn gestern sagte man uns ganz klar, dass der Scheck nachdem wir beim Notar waren und Sadegh die Vollmacht erhalten hat, ausgegeben wird. Ja, so ist das System hier. Wir finden Probleme, deren Lösungen die anderen finden müssen. So ist die Arbeitsweise der Beamten hier. Und der Zollbeamte in Mahabad hatte uns ja ausdrücklich gesagt, wir könnten den Motor behalten da er ja zerstört sei. Und gestern hatte die Zollbehörde Urmia auf Anfrage ausdrücklich gesagt, dass die Vollmacht, unterschrieben vom Notar, das Einzige ist, was noch fehlt um den Scheck zu bekommen. Hier weiß jeder Bescheid, nur nicht richtig. Und jeder entscheidet irgendetwas ohne zu wissen, was die anderen entschieden haben. Sadegh ist zuversichtlich, dass der Scheck übergeben wird und ich muss ihm vertrauen. Eine andere Chance habe ich sowieso nicht. 


Zuerst die schlechte Nachricht: Der Motor ist „verkauft“. Nicht so richtig, aber jemand hat ihn abgeholt und mitgenommen. Wohin auch immer. Die gute Nachricht kam dann heute Abend, der Motor wird wieder zurückgebracht. Danke, ich glaube daran. 

Und weil mich die Polizei noch nicht kontrolliert hatte kam dann heute Morgen kurz vor dem Zähneputzen einer der Herrschaften und meinte, meinen Reisepass und mein Visum studieren zu müssen. Hat etwas länger gedauert, ich bin immer nicht davon überzeugt´, dass man lesen und schreiben können muss, wenn man einen Stern auf der Schulter trägt. Na jedenfalls hat er mir erst einmal alles zurückgegeben und mir klar gemacht, dass ich mich schnellstmöglich verp… soll. Klar, hatte ich sowieso nach dem Zähneputzen vor. Aber bitte noch Zähneputzen lassen. Alles andere hatte ich erledigt, festgezurrt und verstaut. Geht ja nach wie vor schnell bei mir. Und dann schloss ich meine Türe ab und der nette Mensch meinte irgendetwas wie ich solle doch mal zu seinen Kollegen mitkommen um meinen Reisepass und mein Visum nochmals vorzuzeigen. Hatte ich gerade gar keine Lust drauf und hab ihm versucht zu erläutern, dass er doch kontrolliert und für gut befunden habe. Warum bitte sollen die anderen sich das nochmals ansehen? Leuchtete mir nicht ein und ich fing an, meine Leiter zu verstauen und mein Brett. Und dann kamen sie auch schon um den KAT zu betrachten. Vom Reisepass war dann keine Rede mehr und so ließ ich die Herrschaften stehen und fuhr los. Im Iran angekommen fällt mir dazu nur ein. 

Der nächste Halt fand in Soltaniye statt, dort steht ein 48,5 m hohes Mausoleum, das größte Kuppelgebäude, das nur aus Backsteinen besteht, weltweit.

 







 Weltkulturerbe, muss man gesehen haben. Leider stand innen ein Gerüst, so dass keine Fotos gemacht werden konnten. Aber zum ersten und zweiten Flur konnte man die Stufen hochsteigen und sich einig interessante Malereien und Verzierungen ansehen. Dann fuhr ich weiter nach Qazvin. Mein Stellplatz war nicht gut, der nächste war nicht möglich und dann fand ich einen Mann, der mich zu einem guten Platz fuhr auf dem ich stehen und übernachten kann. Und dann lud er mich ein zur Stadtrundfahrt und Stadtführung, zusammen mit seiner Frau. Sie zeigten mir alle Sehenswürdigkeiten und zahlten sogar den Eintritt für mich indem sie mich als ihre Tante ausgaben, dann waren es auch nur ein paar Cent zu zahlen. Am Abend dann ließ ich mich zum Fahrzeug bringen, denn mein Abendessen wollte ich im KAT einnehmen und nicht schon wieder bei fremden Menschen zuhause. Außerdem muss meine Truhe mal etwas geleert werden. Da hat sich in den drei Monaten Einiges angesammelt. 


Die Besichtigung des Heiligen Schrein in Oazvin wollte ich mir erst ersparen. Zu meinem Glück habe ich das nicht getan, sondern bin hineingegangen. Und sah wieder einen Prunk das ist unglaublich. So werden die hohen toten Würdenträger hier beerdigt. Es ist der krasse Unterschied, der einem sofort ins Auge springt. 

 








Auf der einen Seite die Armut vieler Menschen, auf der anderen Seite der Prunk in diesen Totenstätten. Weiter ging es nach Karadsch, dort wollte ich den Shams Palace besichtigen. Leider geschlossen, wieder einmal unverständlich für mich, und offensichtlich für viele andere auch, denn ich war nicht die Einzige, die vor verschlossenen Türen stand. Wenn sie es wenigstens ins Internet gesetzt hätten, dann hätte ich mir den Weg geklemmt. Egal, weiter geht es nach Teheran, und weil es 3 Monate keine gegeben hat gleich auf der Autobahn die Polizeikontrolle. Sie hielten mich an und wollten natürlich den Reisepass und das Visum haben. Es handelte sich um Verkehrspolizisten, die dann meinten, ich solle doch den Container mal öffnen. Ich frage sie freundlich nach der Genehmigung zur Besichtigung und schon waren sie am Telefon und erkundigten sich mal, ob sie die Berechtigung hätten. Hatten sie natürlich nicht, und so konnte ich ungehindert weiterfahren. Ich meine, ich habe durchaus Respekt vor diesen Menschen, die eigentlich nur ihren Job tun. Aber ich hatte keine Lust auszusteigen und wußte, dass ihnen die Berechtigung fehlt. Man muss sich nicht immer alles gefallen lassen, auch nicht im Iran. Damit bin ich auch schon einige Male durchgekommen. Tanken musste ich auch noch, 75 l habe ich bekommen zu einem fairen Preis. Geht doch. Und wenn nicht, dann eben die Frage nach der Polizei. Eigentlich will ich das vermeiden, denn je mehr wir nach der Polizei rufen und nicht bereit sind, einen etwas höheren Preis zu zahlen, desto weniger werden wir später Diesel bekommen. 

In Teheran angekommen ist mein Parkplatz wieder vor dem Holy Shrine, nur dass dieses Gebäude hier um ein Vielfaches größer ist als das in Oazvin. Jedenfalls ist er auch für Trucks zugelassen – obwohl die Zufahrtstraßen für Trucks gesperrt sind – und ich hoffe, hier nicht kontrolliert zu werden. Mit der Metro ging es in die Stadt, Himmel, was ist denn hier los, ich kam mir vor wie auf der Soester Kirmes freitags abends. Und wer das nicht erlebt hat sollte sich die Soester Kirmes im November einmal antun. Allerdings waren die meisten Bazare geschlossen, nur auf dem Hauptplatz und den Reza Basar war alles geöffnet. Das reichte mir auch schon, Museen mache ich morgen und eine Verabredung habe ich für den Spätnachmittag auch. 









 

Nach dem Waschen war heute Museumstag angesagt. Zunächst hatte ich vor, in den Palast zu gehen, habe mich dann aber anders entschieden. Denn ich hatte auf Google Maps gesehen, dass das ehemalige Gefängnis von 1972 bis 1979 als Museum zu besichtigen ist. Hier wurden zu Zeiten des Schars insgesamt 8442 politische Gefangene inhaftiert. 40 davon sind nachweislich während bzw. nach der Folter verstorben. Ja, ich weiß, in Deutschland hatten wir ebenfalls solche Gefängnisse in der ehemaligen DDR, u.a. Bautzen und Hohenschönhausen. Eines davon habe ich ebenfalls besichtigt zu Beginn meiner Reise. Ich will auch nicht ankreiden, sondern informieren. Mich selbst und natürlich meine Leser. Was mich erschreckt hat war die Tatsache, dass CIA und Mossad die Folterer angelernt haben. Einige von ihnen wurden anschließend inhaftiert, einer hat versucht sich zu erschießen. Dies ist ihm nicht gelungen, er ist 50 Tage nach dem Schuss im Krankenhaus an seinen Verletzungen gestorben. Viele der Wärter sind geflohen, man hat sie nie aufgegriffen.













Dann war das Privatmuseum Malek angesagt, ich hatte mir mehr davon versprochen, denn es war als Bibliothek angekündigt. Nun gut, es war trotzdem interessant. Im Anschluss überlegte ich, in den großen Palast zu gehen mit dem offensichtlich riesigen Spiegelsaal, habe es mir dann aber anders überlegt. Denn einen Spiegelsaal schaue ich mir morgen noch an, wenn ich den Holy Shrine hier besichtigen gehe. Das archäologische Museum reizte noch mit einigen Exponaten aus Persepholis und natürlich der 4. Salzleiche aus der Salzmine – siehe oben bei Zanjan-. Hier gab es auch den Stiefel mit dem halben Bein noch drin. Und weil ich noch den Park vom Palast besichtigt hatte und einige km laufen musste habe ich danach Schluss gemacht für heute. 

Am Abend erfuhr ich dann noch, dass der Zoll jetzt entweder den Motor haben möchte, oder die Zollgebühren. Dabei soll es sich um 100 bis 200 Dollar handeln. Ok, das wäre jetzt nicht so dramatisch, wobei ich mich frage, was dann als nächstes Problem ausgegraben wird um mir mein Geld nicht zu zahlen.


Noch ein stressiger Tag, denn das Reisen hat begonnen. Zuerst der Holy Shrine von – ach ich weiß nicht mehr – war auch eigentlich nicht so spannend, denn nicht das ganze Gebäude war von innen verschönert, sondern nur die eigentliche Schreinhalle. 

 










Egal, ich habe es gesehen und muss mir später keine Vorwürfe machen daneben gestanden zu haben ohne hinein zu gehen. Die Fahrt war dann ebenfalls spannend, weil ich die A7 genutzt habe. Klar, Freitag, da fahren keine LKW, habe ich mir gedacht, bis die Polizei mich anhielt und meinte, die A7 sei nur für PKW zugelassen. Na super, und wo jetzt herunter? Ich hatte ja gerade die Abfahrt verpasst. Warum haben die die Polizeistation auch nicht 500 m vorher hingestellt. Der Polizist meinte, ich solle die Abfahrt nehmen an der ich gerade vorbei war. Dann verbesserte er sich und schrieb dem Übersetzer, ich solle weiterfahren und nicht sagen, dass er das gesagt habe. Na das ist ja kein Problem für mich. Die nächsten 30 km fuhr ich also die A7 bis zur Abfahrt und dann die alte Straße nach Kasan. War genauso gut zu fahren, nur dass außer mir noch weitere LKW hier unterwegs waren. In Kasan bzw. dem Nachbarort Noushabad hatte ich meine nächsten Besichtigungen, die Underground City und Noushabad Castle. Und weil das Städtchen gemütlich ist bleibe ich hier über Nacht bevor ich morgen weiter Richtung Isfahan fahre. 




























Heute Nacht gegen 23.30 Uhr kamen mal wieder zwei junge Männer die mir erklären wollten, dass ich hier nicht stehe könne. Ich fragte mal freundlich nach der ID-Card der Polizei, die hatten sie natürlich nicht. Klar, waren ja auch nicht von der Polizei. Eine halbe Stunde später kamen sie wieder, diesmal 4 Personen und sagten mir das Gleiche. Ich fragte wieder nach der ID-Card und man zeigte mir ein schwarzes Etwas, das nach einer Karte aussah, mehr aber auch nicht. Ich machte ihnen klar, dass sie mich nicht interessieren und schloss das Fenster um mich anschließend wieder hinzulegen. Leider ist bei mir nach so einer Nummer an Schlafen erst einmal nicht mehr zu denken und so dauerte es, bis ich eingeschlafen war.

Gegen 5.45 Uhr bin ich aufgewacht und machte mich nach dem Duschen und Frühstücken sofort auf den Weg nach Isfahan, dort sollte ich morgens Vrej treffen um mit ihm evtl. schon einige Dinge am KAT zu erledigen. Unterwegs war Diesel tanken angesagt, was sich sehr schwer gestaltete. Nur einen Truckfahrer habe ich getroffen, er kannte mich aus Mahabad und gab mir 100 l Diesel. Die anderen Truckfahrer und Tankwarte waren irgendwie entweder schlecht gelaunt oder hatten schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn das so weitergeht bleibe ich mangels Diesel irgendwo stehen. Vor 2 Jahren gestaltete sich das einfacher. 

Gegen halb elf traf ich in Isfahan ein, wer nicht am Platz war war Vrej. Er arbeitete nämlich heute eigentlich nicht. Das hatte ich so nicht verstanden, trotzdem kam er dann noch und wir kundschafteten aus, wo und wie wir am Dienstag – denn vorher ist hier alles zu – was erledigen können. Anschließend suchte ich mir einen Parkplatz, was nicht wirklich einfach war, denn die Stadt war voll mit PKW und alle Parkplätze zu. So musste ich mich an den Stadtrand stellen, nicht schlecht, denn die Metro ist gegenüber, in 1,3 km gibt es einen Supermarkt der gut sortiert ist und davor einen Park, wo man relaxen und lesen kann, wenn die Sonne scheint so wie heute. Und genau das habe ich getan. Als ich zurück zum KAT kam dauerte es nicht lange und man sagte mir, dass ich hier nicht stehenbleiben könne. 3 junge Männer waren an der Türe. Ich fragte mal wieder nach der ID-Card, einer zeigte mir dann sein Funkgerät um zu beweisen, dass er von der Polizei ist. Habe ich noch nie gesehen, also weiter: zeigt mit Eure ID-Card. Einer der drei zeigte mir dann so etwas wie einen Ausweis, einlaminiert, wobei ich ihn nicht in die Hand bekam, er zeigte sie mir nur von der Ferne. Und dann hielt er mir ein Telefon hin, er hatte wohl angerufen und eine Frau erklärte mir auf Englisch, dass es hier nicht sicher sei und ich mit den drei Männern mitfahren solle, sie würden mir einen sicheren Platz zeigen. Ich ließ mich gar nicht darauf ein und irgendwann erzählte mir dann einer, sie seine so etwas ähnliches wie die Polizei. Na klar. Glaube ich sofort. Nach einer Weile setzten sie sich erst ins Auto und fuhren schlussendlich los. Wohin, weiß ich nicht, wahrscheinlich an den sicheren Platz. 

Und dann kam die Polizei und erklärte mir, dass ich hier nicht stehen könne, da der Platz nicht sicher sei. Ich solle meine Sachen packen und ihnen folgen. Sie brachten mich zunächst an einen Platz nahe der Metro, von wo die Busse abfahren. War nicht wirklich geeignet um hier zu stehen, das sahen die Polizisten genauso und brachten mich zum nächsten Platz. Schlussendlich war das die weitaus schlechtere Wahl. Denn ich wurde in einen Park geschickt, der zum Campen gedacht ist und genutzt wird. Ich musste den KAT durch schmale Straßen chauffieren und ein Mann musste die Beleuchtung, die über der Straße hing, hochheben, sonst hätte ich nicht ohne Schaden darunter herfahren können. Jetzt stehe ich in der hintersten Ecke dieses Platzes, nahe an der Hauptstraße mit viel Lärm. Mal sehen, was das wird. Herausfahren kann ich ohne Weiteres jedenfalls nicht, obwohl ich den KAT schon in die Fahrtrichtung gedreht habe. 

Heute Abend hatte ich eine Einladung zum Abendessen, leider erst gegen 8 Uhr. Ziemlich spät. Ich wurde von einer armenischen Familie eingeladen, die hier als Christen leben. Insgesamt sollen hier noch ungefähr 20.000 Armenier leben. War mir gar nicht bewußt. Jedenfalls war es ein schöner Abend und als ich nachts zurück zu meinem Campingplatz kam war dieser so voll, dass von einem Herausfahren nicht mehr gesprochen werden kann. Dicht gedrängt stehen die Zelte und die dazugehörigen Autos. Mal sehen, wie das morgen wird.