Sonntag, 28. Januar 2024

Iran ab 30.12.2023

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Das Jahr neigt sich dem Ende und ich habe keine Einladung zur Party morgen Abend. Wie das hier aussieht, wird hier nicht gefeiert. Nun, dann werde ich mir einen ruhigen Abend machen. Geht auch. Heute allerdings war ich eingeladen, nachdem ich meinen Hausputz erledigt hatte. Es ging zunächst in die Höhle, und weil ich jetzt den Motor bestellt und die Spedition nach Erbil gefunden ist hatte ich den Kopf frei, diese zu genießen. In der Höhle befindet sich ein See, der über 60 m tief ist und man wird mit dem Boot durchgefahren.





Es ist nur eine kurze Fahrt von 15 Minuten, trotzdem hat es sich gelohnt, und das Beste war, wir waren alleine, keine weiteren Besucher, die kamen erst, als wir bereits die Höhle wieder verließen. Ich kam mir vor wie zu Corona-Zeiten.  Dann ging es zu einem in die Felsen gehauenen Grab. Leider gab es keinen Zugang, so dass wir es nur von außen betrachten konnten. Immerhin ist dieses Grab mehr als 3.000 Jahre alt. Es soll noch mehr geben, vielleicht finde ich sie noch. 


















Der letzte Tag im Jahr und ich hatte schon wieder eine Einladung. Diesmal von dem Übersetzer, dessen Freund das Video gedreht hat. Es sollte heute fertiggestellt und ins Netz gestellt werden. Ich durfte es mir vorher ansehen und es freigeben.





Mir gefällt es, auch wenn ich natürlich Kurdisch nicht verstehe.  Ihr könnt es ansehen, wenn Ihr bei instagram unter „hajenews“ nachseht. Viel Spaß.

https://www.instagram.com/reel/C1hFjBotuH/?igsh=VTMzZmVkMGU4Q==

Den heutigen Abend werde ich wohl alleine verbringen, und das ist auch in Ordnung, hatte ich doch genügend Einladungen in der letzten Zeit und manchmal kann man Ruhe ganz gut gebrauchen. Morgen wartet die nächste Einladung auf mich. 

Nun der Abend hat sich dann doch noch anders gestaltet, erst kam ein Freund um mit mir einen Teil des Abends zu verbringen, kaum war er weg, kam ein Ehepaar, vollgepackt mit warmem und kaltem Essen, sie wollten mit mir das Silvestermal einnehmen. Geschenke gab es auch noch und nach Mitternacht, nachdem man sich ein gutes neues Jahr gewünscht hat, fuhren sie wieder.


Ich folgte der Einladung von Omid und seiner Tochter, den Tag mit ihnen zu verbringen. Nach dem Mittagessen ging ich mit der Tochter in die Stadt








und wurde plötzlich von vielen Menschen hier angesprochen, begrüsst und viele flüsterten hinter vorgehaltener Hand. Offensichtlich kennt man mich. Es handelte sich ja um einen lokalen Sender mit 260.000 followern. Es war trotzdem ein schöner Tag, oder vielleicht gerade deshalb. Ich gebe ja die Hoffnung nicht auf den Motor in den Iran zu bekommen.

Am Abend war ich noch bei meiner Nachbarin Suleika, und mit mir natürlich mehrere andere Nachbarn zum Abendessen. Es ist immer wieder gemütlich hier




Die nächste Hilfe kam heute kompakt. Zunächst kamen zwei Reporter vom hiesigen Fernsehen und es dauerte nicht lange, da waren ungefähr 20 Menschen um uns herum. Alle blieben und sahen den Redakteuren zu. Gleichzeitig sprachen mich einige an und luden mich zum Essen ein. Ich wußte irgendwann nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Unter der Menschenmenge befand sich einer, der 30 Jahre in Deutschland gewohnt hat und jetzt mit seiner Familie hier lebt. Er spricht natürlich ziemlich perfekt deutsch und wir haben uns verabredet für den Abend zum Essen. Vorher musste ich mit dem Filmteam zu meinen Nachbarn in die Wohnung, wir bekamen Tee, sprachen lange und hatten einen schönen Vormittag. Natürlich musste ich zum Essen bleiben und konnte erst gegen 3 Uhr zurück, hatte dann noch 1 Stunde Zeit um zur nächsten Einladung abgeholt zu werden. Kurz vor dem Eintreffen des Autos kam ein anderes Auto mit drei Insassen. Ein Tourist aus Schweden, ein Mann aus Mahabad, der für die Regierung arbeitet und ein Dritter, den ich nicht zuordnen konnte. Man sagte mir man sei in der Lage, den Motor auf legalem Weg in den Iran zu holen, zusammen mit der Regierung. Ich bekäme Verträge und die Zusicherung, dass der Motor hier landet. Dann kam mein Termin und wir sprachen alle zusammen über mein Problem. Am Ende haben wir eine Whatsapp-Gruppe aufgemacht mit dem Touristen, dem Mann von der Regierung, dem Iraner aus Deutschland und ich. Hoffentlich klappt es, denn das wäre die schnelle und einfache Variante für mich.

Der Einladung folgend fuhr ich nach Mahabad und dorthin kamen auch die Reporter, die weiterhin filmen wollten. Am Donnerstagabend ist die Reportage einmal im kurdischen und einmal im arabischen Fernsehen. Ich bin gespannt, ob dann die deutsche Botschaft sich meldet, die ich ja verzweifelt angeschrieben habe neben den vielen Telefonaten, die ich versucht habe. Leider alles ergebnislos. Wer in den Iran fährt sollte sich auf diese Botschaft nicht verlassen, denn dann ist er verlassen. 


Und wieder folgte ich einer Einladung zum Mittagessen in die Stadt, kurz nachdem ich den Reporter abgewimmelt hatte, der hier aufkreuzte und meinte, ich hätte jetzt gleich mal Zeit für ihn,  und konnte gleichzeitig das Paket für Carsten und Heike, Carlos und Magy beim Postamt aufgeben, die dringend auf die Sachen aus Deutschland warten. Die Einladung verlief wie immer, Tee, Essen, Tee, Süssigkeiten und viele Gespräche und Fotos. Und nach der Heimkehr ging es fast nahtlos zu meinen Nachbarn, die mich zum Abendessen einluden. Ich hoffe, ich nehme nicht noch zu von den vielen Lekkereien hier. 

Die Deutsche Botschaft glänzt durch Nichtanwesenheit. Sämtliche Telefone funktionieren nicht, selbst das Nottelefon ist abgeschaltet, das ja eigentlich 24 Stunden besetzt sein sollte. Auf meine Mails reagiert keiner. So habe ich dann gegen Mittag, nachdem auch in der von der Botschaft angegebenen Telefonzeit niemand den Hörer in die Hand nahm, das auswärtige Amt in Berlin angerufen und ihnen von meinem Problem erzählt. Zunächst wollte man mich abwimmeln wie bereits am Vormittag mit den Worten: „Dann müssen Sie die Botschaft im Iran anrufen, wenn Sie ein Problem haben im Iran“. Ja, aber genau das ist doch mein Problem, dass ich die nicht erreichen kann. . Danke für die Auskunft, hätte ich auch selbst draufkommen können. Jedenfalls war die Dame am Mittag wesentlich freundlicher und hilfsbereiter. Sie hat sich den Fall notiert, ein sog Ticket geschrieben und mir die Ticket-Nr. gemailt. Man wird sich kümmern, hat man mir versprochen. Jetzt ist es Abend und bislang habe ich keine Info wie und wo man sich kümmert. 

Dafür ist die Whatsapp-Gruppe gerade aktiv. Man hat sich überlegt, dass man ja den Motor reparieren lassen kann und hat auch gleich einen Mechaniker gefunden der das machen will. Und außerdem soll es ja noch solche Motoren im Iran geben. Ich könnte…. Tu ich aber nicht, ich bin ja auf Hilfe angewiesen. 



Mittagessen bei den Nachbarn, und ich glaubte, man hätte mich alleine eingeladen. Nein, wir waren 15 Personen. Die Nachbarn auf dessen Grundstück ich stehe, die, die mich eingeladen hatten, deren Söhne und reichlich Freunde der Söhne. Zunächst gab es wie immer eine riesige Tafel auf der Erde – meine Knie muss ich demnächst austauschen, aber ich weigere mich, als Einzige im Sessel zu sitzen und zu essen. Wenn man schon eingeladen wird, dann sollte man sich auch an die Sitten und Gebräuche der Einladenden halten. Und die essen nun mal im Schneidersitz auf der Erde. Nach dem Essen gibt es Tee, und dann wurde musiziert. Folklore, die Männer sind eine Hobbyband, die wohl auch auf Hochzeiten spielen. Es machte riesig Spaß. Wie allerdings der Sänger heute sprechen kann bei der Überreizung der Stimmbänder weiß ich nicht. 



Ich musste gehen, weil der Imam rief. Nicht die Muslime, sondern mich. Er wollte mir seine Aufwartung machen und kam mit seiner ganzen Familie. Sie hatten sich bereits bei Arasu eingenistet und warteten jetzt auf mich. Der 15-jährige Sohn fragte auch gleich, wie er denn nach Deutschland in eine Fußballmannschaft kommen könne, am liebsten Bayern München oder Borussia Dortmund. Er spiele seit Jahren in der Teheraner Fußballmannschaft. Ok, aber dabei kann ich nicht helfen, genauso, wie ich allen Anderen die mich nach einem Weg nach Deutschland fragen nicht helfen kann. Natürlich wollten sie den KAT von innen sehen und ich kann das schlecht ablehnen, werde ich doch in alle Häuser hier eingeladen. Also gingen wir in meine Wohnung und ich habe mich über die Art und Weise der Familie geärgert. Sie grapschten alles an, vornehmlich die Jugendlichen. Ich meine, was geht die meine Tabletten an. Aber wie immer macht man gute Miene zum bösen Spiel. Ärgerlich wurde ich dann aber, als der Junge auch noch meinen Spiegel an der Beifahrertür griff und sich hochziehen wollte um in das Fahrerhaus zu sehen. Was denken sich die Menschen dabei. Jetzt ist alles zugehängt, denn das habe ich direkt nach Abfahrt der Familie gemacht. 

Und dann kam die Hochzeit. Ich war ja eingeladen auf eine kurdische Hochzeit. Erst sollte ich um 18 Uhr fertig werden, morgens kam Bafrin und meinte, ich solle um 2 Uhr mitkommen was aber wegen der anderen Einladung nicht ging, dann hieß es 19 Uhr und gegen 18 Uhr kam Ehssan und sagte, ich solle mich beeilen, man führe gleich los. Ok, also alles eingepackt und zu Arasu gegangen die mir beim Anziehen der kurdischen Tracht helfen sollte. Meine war ihr nicht gut genug – was ich bei Ankunft später selbst gesehen hatte – und sie gab mir ein Kleid und den Zubehör aus ihrem Kleiderschrank, ebenso wie Schmuck.









Wir hatten alle gute Laune, die ganze Familie war in traditioneller Kleidung wie die meisten Gäste auf der Hochzeit. Diese gestaltet sich völlig anders als bei uns. Es gab einen riesigen Saal, in dem Stuhlreihen aufgestellt waren. Zur Tür herein gingen die Männer nach links, die Frauen nach rechts. Dann wurde erst einmal gewartet, bis die meisten Gäste angekommen und Platz genommen hatten. Dabei macht man dann Sport. Sitzt man auf einem Stuhl steht man auf, wenn man begrüßt wird. Und weil wir ziemlich früh waren und die Familie ziemlich bekannt artete dies entsprechend aus. Anschließend wurde getanzt, auf traditionelle kurdische Art. Man nimmt sich an die Hand und tanzt in einer langen Reihe durch den Saal, alle im Gleichschritt. Ich habe mir das angesehen und sehr genossen, wie stolz die Kurden ihre traditionelle Kleidung tragen und ihre Musik lieben. Irgendwann kam das Brautpaar das mit Musik, Geld und irgendwas, ähnlich wie Konfetti empfangen wurde. Sie gingen auf ihren Platz und die Menschen tanzten weiter. Irgendwann holte Bafrin mich und wir gingen zum Brautpaar, die feierlich die Ringe tauschten und die Braut bekam Goldschmuck angelegt. Die Gäste legten Geld in einen vorbereiteten Korb und gratulierten. Später ging es zum Essen und Trinken – vorher gab es lediglich gelegentlich Tee - , das war im Saal darüber vorbereitet. Wieder waren Frauen und Männer getrennt, diesmal durch eine riesige Gardine. Es gab Suppe, Reis und Huhn. Lecker, aber der Reis überwog. Für jeden gab es eine Flasche Fanta oder Cola, 0,33 l. Das waren die einzigen Getränke an diesem Abend. Alkohol gab es natürlich nicht. Wieder unten im Saal wurde weiter getanzt, Videos gedreht und reichlich Fotos von mir geschossen. Viele Gäste winkten mir zu, freuten sich offensichtlich, dass ich unter den Gästen war und wollten Fotos. Einige ignorierten mich völlig, was mich amüsierte. Habe ich ihnen die Show gestohlen? Egal, denn ich wurde in die Tanzschlange integriert und hatte zusammen mit Mamande, dem Ehemann von Arasu, also mein Nachbar, und dessen Sohn Ehssan unglaublich viel Spaß beim Tanzen. Jetzt tun mir meine Füße davon weh und ich weiß noch nicht, wie ich morgen laufen kann. Denn ich werde schon wieder um 9 Uhr abgeholt. Die Zeit zum Schlafen ist also nicht besonders lang. 


Früh aufgestanden war ich pünktlich fertig, wer nicht erschien war Solaiman. Er hatte sich verspätet und zwischendurch angerufen. Zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester fuhren wir in die 40 km entfernte Stadt zum Mittagessen, Tee trinken, Abendessen, tanzen, Musik hören und sich unterhalten. Dabei stellte sich heraus, dass der Onkel, der ebenfalls zu Besuch war, auch der Onkel des Leiters des Zollamtes in Mahabad ist. Könnte helfen, und so verabredeten wir uns für den nächsten Tag früh morgens, um ihn im Büro zu besuchen. Vielleicht hilft es ja. Gegen 1 Uhr nachts war ich zu Hause, der Schlaf muss jetzt schnell gehen, denn ich habe um 7.30 Uhr nachher eine Verabredung.

Pünktlich erschien Soleiman, was mich aufgrund der Großwetterlage erstaunte. Es lag nämlich Schnee überall. Und leider auch auf meiner Solaranlage. Nun gut, das musste warten, denn wir hatten eine Verabredung, von der allerdings der Besuchte noch nicht wußte. Angekommen im Zollamt, nachdem wir den Onkel abgeholt hatten, machte mir der Leiter des Amtes ziemlich viele Hoffnungen, dass der Motor tatsächlich in den Iran geliefert werden könnte. Dann mussten wir noch in die Stadt, weil Soleiman einkaufen und ich meine Simkarte kontrollieren lassen musste. Die war natürlich nur für 7 Tage angelegt, und wenn ich weitere GB aufladen will muss ich mein Telefon registrieren lassen bei Irancell. Das geht leider nur dreimal, dann braucht man ein anderes Handy. Und weil es diese hier gerade preiswert gab kaufte ich ein gebrauchtes für 50 Euro. Um als Hotspot zu dienen reicht das, und für die Türkei kann ich das auch nutzen.  Dann rief der Leiter des Zollamtes an. Das Zollamt Mahabad ist nur für den Export zuständig, Urmia für den Import. Und mit denen hätte er gesprochen. Ergebnis: Ich brauche viel Zeit, muss viel Papier ausfüllen und werde eine Menge Geld los. Wieviel genau weiß ich nicht, allerdings sagte man mir, dass der Zoll für ein Auto aus dem Ausland das 2,5-fache des Kaufpreises beträgt. Darauf will ich mich nicht einlassen, und damit ist die Entscheidung, in den Irak zu fahren, gefallen. Auch wenn ich das Risiko eingehe kein Visum für den Iran anschließend zu bekommen. 

Nachdem ich wieder am KAT war kam der Reporter wieder, mit dem hatte ich mich ja verabredet. Leider hatte er keinen Übersetzer mitgebracht, so dass das Ganze mit Google Translator vonstatten ging. Machte natürlich nicht wirklich einen guten Eindruck für einen Fernsehsender, und wir hatten reichlich Probleme damit. Es dauerte dann auch 5 Stunden und ich war am Ende sichtlich genervt. Er interviewte auch noch die Nachbarn und wir wurden selbstverständlich zum Tee eingeladen. Manchmal ist mir das schon peinlich, dass meine Nachbarin Arasu so viele Menschen, die meinetwegen gekommen sind, bewirtet. Sie hat eigentlich auch so genügend Arbeit. Am Spätnachmittag wollte ich dann nur noch meine Ruhe haben, das sahen allerdings andere anders, und so wurde ich von insgesamt 3 verschiedenen Besuchern zum Abendessen eingeladen. Ich habe alle Einladungen abgelehnt, denn ich muss auch mal für mich sein. Ich hoffe, die Menschen verstehen das hier, wobei ich das weniger glaube. Eine Verabredung habe ich dann doch noch getroffen für Dienstag. 


Ich hatte keine Verabredungen, jedoch kam schon als ich meine Zähne putzte Suleika mit einem großen Eimer Joghurt für mich und fragte, ob ich zum Tee käme. Klar, aber nicht sofort. Und außerdem musste ich meine Wäsche zusammensuchen, damit Arasu diese in ihre Waschmaschine steckt. Und dann war noch kümmern angesagt, nämlich, mit Hallmat sprechen damit ein LKW-Transport nach Erbil erfolgen kann. Wann genau weiß ich noch nicht, das hängt auch davon ab, wann der LKW zur Verfügung steht und wann der Motor in Erbil ankommt. Ich muss dafür Sorge tragen, dass ich nicht zu früh fahre, denn ich bekomme auch im Irak nur ein 30-Tage-Visum für Kurdistan.  Der restliche Tag war ausgefüllt mit Aufräumen, lesen und natürlich Gäste empfangen und ihnen erklären, warum man gerade nicht mit ihnen zum Abendessen fahren will. 

Ach ja, und dann bin ich noch ein Stück den Berg hoch gegangen und traf dort drei ältere Männer, die irgendwas dort arbeiteten und gerade eine Pause einlegten. Natürlich luden sie mich zum Tee ein und ich gesellte mich zu ihnen um mit Händen und Füßen die Verständigung zu erreichen. Wie immer ein Erlebnis.


Zuerst Hausputz und dann wurde es Zeit, dass meine Garage aufgeräumt wird und dort vornehmlich die Kisten. Ich muss Platz machen für die Ersatzteile, die ich vom alten Motor abschrauben will. Vornehmlich die Einspritzpumpe, Anlasser, Lichtmaschine und einige Dinge mehr. Dazu muss das Quad raus und bei der Gelegenheit habe ich einige Runden mit der Dorfjugend gedreht. Die kannten sowas natürlich nicht und hatten den Spass im Gesicht stehen. Nach und nach fanden sich einige Männer ein um zuzusehen, was ich denn da veranstalte. Und als ich alle Kisten wieder gestapelt hatte in der Garage fragte man mich, ob ich Hilfe brauche. Nein, jetzt nicht mehr. Jetzt ist alles erledigt. Abends war dann natürlich wieder Essen bei den Nachbarn angesagt, und die kurdischen Männer zeigten mir ein Spiel, das sie im Winter spielen. Ich filmte und die Männer haben sich mächtig amüsiert. Es wurde wieder ein langer Abend. 


Man will sich um die Fahrt nach Erbil kümmern. Mal sehen, ob das klappt und wie. 

Ansonsten war es ein für mich entspannter Tag, auch wenn das die Kurden anders sehen. Die meinen nämlich, man dürfe nicht allein sein, daher die vielen Einladungen. Am Abend war ich dann zum Abendessen eingeladen, man holte mich ab und brachte mich zurück. Eine sehr reiche Familie, die in Mahabad ein Haus mit 22 Wohnungen gebaut hat, 15 davon sind verkauft, in den restlichen Wohnungen wohnt die Familie. Die Wohnungen sind riesig mit einer riesigen Dachterrasse und Blick über die gesamte Stadt. Dann soll noch einer sagen, die Kurden wären arm. Ich habe mir sagen lassen, dass viele hier reich sind und nicht wissen, wohin mit dem Geld. Diese Familie hat Ländereien, die jährlich 500 t Äpfel hervorbringen, die in die Nachbarländer exportiert werden. 



Am Morgen hatte ich nicht viel zu tun, dachte ich. Gegen zehn Uhr wollte Mohamad kommen, wobei ich dachte, er wolle die Bücher abholen die ich für ihn ausgesucht habe. Weit gefehlt. Es dauerte nicht lange, dann kam das Kamerateam vom zweiten Sender der hier war, und dann nahm es kein Ende mit dem Menschen, die hierher kamen um zu sehen, wie das Video gedreht wird, mir Geschenke zu bringen, Fotos zu schießen und mit mir zu sprechen. Irgendwann am frühen Nachmittag gab es Tee bei Arasu, ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, weil sie ständig Tee anbietet für Gäste, die mich besuchen wollen. Aber sie antwortete mir, dass es ihr ein Vergnügen ist dies für mich und meine Gäste zu tun und sie freuten sich darüber, endlich einmal Aufmerksamkeit hier zu bekommen. Zurück zum KAT dachte ich, ich könne in Ruhe mein Mittagessen zu mir nehmen, dass mir im Übrigen ein alter Mann mitgebracht hatte, der mich auch gleich für Samstag zum Mittagessen einlud. Weit gefehlt, denn der Besucherstrom nahm kein Ende. Irgendwann bekam ich mit, dass gestern Abend die Ausstrahlung der Dokumentation über mich im Fernsehen gelaufen war. Klar, dass so viele Menschen mich sehen wollen. So ein bisschen komme ich mir vor wie im Zoo, fehlen nur noch die Gitter. Und mit Obst bin ich mal wieder überschüttet worden. Dann kam noch ein Agent von der Spedition, die ich am Morgen angeschrieben und mit denen ich telefoniert hatte. Er will am Samstagmorgen mit mir zum Zoll gehen und fragen, ob es beim Grenzübergang Probleme geben könnte. Ich bin zwar sicher, dass alles sauber verläuft, aber soll er mal fragen. Kostet ja nichts. Am Abend folgte ich der Einladung einer Nachbarin zum Abendessen und dann ereignete sich das Nächste. Der Bürgermeister von Mahabad will morgen mit einem Übersetzer um 9.30 Uhr mich besuchen kommen und über meine Probleme mit mir sprechen. Ich bin gespannt, ob er etwas ausrichten kann. Später dann, als ich schon wieder im KAT war, bekam ich nochmals Besuch. Ich glaube, die warteten schon auf mich, denn ich hatte kaum die Tür aufgeschlossen standen sie schon vor mir mit einem riesigen Paket voller Kuchen. Hey, ich bin alleine, wann soll ich das alles essen. Offensichtlich hat man kein Problem damit, wenn ich den Kuchen mit den Nachbarn teile. Gut, werde ich tun. Denn wenn ich alles alleine esse werde ich kugelrund. Und dann kam noch ein weiterer Gast, der sich angekündigt hatte, wir unterhielten uns eine Zeit und gegen 10 Uhr abends kam ein Auto mit gefühlten 8 Personen die ausstiegen und glaubten, ich hätte jetzt noch Zeit für sie. Typisch arabische und kurdische Länder, die haben andere Schlafenszeiten als ich. Sie fuhren dann aber schnell wieder, nachdem mein Besuch ihnen mitgeteilt hatte, dass ich keine Zeit für sie habe. Jetzt werde ich müde und ausgelaugt ins Bett gehen. Besuch kann sehr anstrengend sein, und es waren heute bestimmt 150, wenn nicht mehr Besucher.



Der Tag fängt schon gut an. Gegen halb zehn kam nicht der Bürgermeister, sondern 4 Männer, wovon einer ein Mechaniker ist, der den Motor reparieren will. Was haben die Menschen hier nicht verstanden sofern sie die Filme gesehen haben. Ich kann es nicht verstehen. Gestern waren ja auch Mechaniker hier die meinten, sie könnten reparieren. Die haben sich dann wenigstens unter das Auto gelegt, die Löcher im Motorblock gesehen und mit dem Kopf geschüttelt nach dem Motto: Keine Chance mehr. Leider waren es die Einzigen, die das machten. Den Anderen, so wie denen heute Morgen, muss ich erklären, dass es für eine Reparatur keine Chance gibt. Und diese heute Morgen glaubten mir natürlich nicht. Einer wollte dann die Telefonnummer des Mechanikers an meine Eingangstüre schreiben. Geht’s noch? Das kann schon mal nerven. Denn ich habe das Gefühl, die wollen es nicht verstehen oder glauben einer Frau nicht. Nun, sie sind dann wohl beleidigt abgezogen. Den ganzen Tag scharten sich die Menschen um mein Auto und um mich und wollten Fotos, diskutieren mit mir, mich anfassen und mir Geschenke bringen. Erst am Abend bin ich wieder zur Ruhe gekommen mit leichten Kopfschmerzen. Die habe ich bestimmt nicht nur vom Wetter, das in den umschlägt, es wird kalt und es soll schneien, sondern auch von den Menschen, die mich belagern. Wie heißt es so schön: Die Geister die ich rief. Warum musste ich auch im Fernsehen und in den Sozial Media erscheinen. Jetzt muss ich dadurch.


Und ich dachte schon, gestern wäre die Hölle gewesen. Es kam noch schlimmer. Klar, die Sonne schien, es war Freitag und alle hatten frei. Was macht man da, wenn man nicht gerade eine Verabredung mit der Verwandtschaft hat? Petra besuchen. Ich wurde immer wieder von meinen Nachbarn zu ihnen nach Hause geholt, weil es kalt war und man mich bedrängte.








Das half aber nicht wirklich, denn die Menschen kamen hinter mir her, erst zu meiner Nachbarin, auf dessen Grund ich stehe, dann durch den Hof zu ihrer Mutter und dann noch ein Gebäude ein Stück entfernt. Überall drängten sie in den Wohnungen und wollten Bilder von mir machen. Teilweise wurden sie sogar aggressiv.



Als ich kurz vor dem Dunkelwerden zum KAT zurück ging stand da auch noch eine Schar von mindestens 30 Menschen. Darunter ein offensichtlich behinderter Jugendlicher. Die Menschen nahmen darauf leider keine Rücksicht. Ich sah den Vater und den Teenie, ging zu ihnen und mit ihnen dann auf die andere Straßenseite damit sie ungestört ein Foto machen konnten. Und schon waren alle wieder bei mir. Dann kam eine Frau die mir ihr Handy hinhielt, ich solle doch bitte mit ihrem Sohn telefonieren, der in Berlin lebt und englisch spricht. Was das sollte, keine Ahnung. Denn was soll ich mit dem besprechen, wenn eine große Schar um mich herumsteht und ein Foto haben will. Leider störte die Frau noch zweimal mit dem Handy, einmal, als einer für seinen Internetauftritt ein Video drehen wollte. Am Schluss war ich müde, ging in den KAT und ließ die restlichen Menschen stehen. Mir blieb nichts anderes übrig, außerdem fingen sie an mit Blitzlicht zu fotografieren. Das mag ich gar nicht, ich kann nicht in das Licht sehen. Die letzte Familie klopfte mit Gewalt gegen halb zehn an meine Tür, ich war schon fast eingeschlafen und hatte auch kein Licht mehr an. Ich hoffe, morgen wird es etwas ruhiger.

Gegen halb neun wollte der Agent von der Spedition kommen, er kam dann aufgrund der Großwetterlage mal um halb zehn. Hätte ich noch gut eine Stunde schlafen können. Dann ging es in die Stadt, zunächst noch einen anderen Mann abholen und ab zum Zoll. Dort wurde alles besprochen und wir mussten in die nächste Stadt, ca. 35 km fahren, um zur Polizei zu gehen. Da erreichten wir nichts außer die Mitteilung, dass wir zum Touristenbüro müssen. Also umkehren, zurück in die Stadt und dann in dieses Büro. Davor gab es eine Menge kleiner Buden, in denen man Briefe schreiben lassen konnte. Ich brauchte genau so einen, damit dann ins Touristenbüro, offensichtlich zu einem Richter, der seinen Kommentar unter den Brief schrieb. Er schickte uns zur Polizei im Ort. Dort angekommen mussten wir zu einem Mann, der die Zellen beaufsichtigte, in denen die Gefangenen in Gewahrsam genommen werden. Leider mussten wir direkt vor den Zellen meinen Fall erörtern. Er schickte uns dann zum nächsten Polizeichef, der hatte offensichtlich von mir gehört, schrieb ebenfalls etwas unter den Brief, spendierte an alle eine Runde kurdisches Gebäck – lecker – und wir mussten zurück zum „Gefängnis“. Dort angekommen sagte man uns nach einer langen Diskussion, wir bekämen erst den Stempel, wenn wir nachweisen können, dass der Motor nicht mehr zu reparieren ist und ich deswegen den Truck in den Irak verbringen muss. Tut mir leid, aber es gibt Dinge, die verstehe ich nicht. Du kannst mit einem fahrbaren Fahrzeug in den Iran einfahren, mit Carnet de Passage und deinem Visum. Wenn das Fahrzeug nicht mehr fahrbereit ist und auf einem Trailer herausgefahren werden muss, dann braucht man Stempel, Bestätigungen, Briefe usw. Ist das Fahrzeug fahrbereit fährt man einfach wieder heraus. Muss man das verstehen? Ok, ist nicht zu ändern. Dann ging es um 3 Uhr endlich zum Mittagessen, wo ich eigentlich seit halb zwölf sein sollte. Hat trotzdem noch geschmeckt und wir hatten eine gute Unterhaltung. Gegen fünf Uhr war ich dann am KAT, versuchte, meinen Kaffee ungestört zu trinken, was mir selbstverständlich nicht gelungen ist. Trotz Matsch, Schnee, Wind und kalt kommen die Menschen und wollen Fotos von mir. Ich schau dann mal aus dem Fenster und sie bekommen ihr Foto. Zum wieder Anziehen im Zehnminutentakt fehlt mir die Motivation. Dann noch bei Arasu einen Tee getrunken und ab nach Hause. Wird Zeit, dass ich zur Ruhe kommen, morgen ist nochmals Polizeistunde. 


Gegen 8 Uhr wurde ich schon abgeholt, obwohl eigentlich 8.30 Uhr abgemacht war. Aber ich bin ja immer eher fertig, deutsche Pünktlichkeit eben. Ab nach Mahabad zur Polizeistation wo ich ja gestern schon war, um mit dem Experten über den kaputten Motor zu sprechen. Ging auch ganz schnell, hätte er das nicht gestern machen können? Er schrieb, dass der Motor nicht zu reparieren ist und ich daher mit dem defekten Fahrzeug über die Grenze nach Erbil gefahren werden muss. Noch zwei Stempel geholt und ab. Dachte ich. Weit gefehlt. Wieder zur Staatsanwaltschaft wo ich gestern schon einmal war um, ja, was eigentlich. Schon wieder einen Stempel abzuholen? Zu meinem Glück traf ich wieder Mohammad, der ja perfekt deutsch kann und mich begleitete, zusammen mit meinem Fahrer. Der Staatsanwalt hat sich offensichtlich die Sachen angesehen, denn seine „Hilfskraft“ kam mit den Bescheinigungen wieder heraus, machte Kopien und gab mir diese. Die Originale behielt er. Ich schaute ihn sehr verwundert an, dachte ich doch, ich brauche die Originale. Nein, weit gefehlt. Ich bekomme die Kopien und freundlicherweise drückt man mit dort noch einen Stempel drauf, dass diese Kopien mit den Originalen übereinstimmen. Und warum bekomme ich die Originale nicht? Na ganz klar, weil ich die Papiere, die ich jetzt zwei Tage lang zusammengeholt habe, eigentlich gar nicht brauche. Nur für den Fall, dass mal jemand nachfragt, und dann liegt dieser Vorgang ja bei der Staatsanwaltschaft und die wissen Bescheid. Ja dann danke. Ich war ziemlich sauer über diese Vorgehensweise. Kurz vor meinem Zuhause bekam mein Fahrer offensichtlich einen Anruf und drehte wieder um. Nochmals ein erstauntes Gesicht und nach einigem Hin und Her klärte sich die Sache auf, die Sicherheitspolizei möchte mit mir sprechen. Mein Übersetzer Mohammad kam wieder mit und nachdem wir endlich die Türe gefunden und hereingelassen worden waren sprach ein offensichtlich hoher Beamter mit mir über die Sicherheit im Dorf, in meinem Fahrzeug und im Allgemeinen. Ich bestätigte ihm mehr als einmal, dass ich meinen Standort nicht wechseln kann und will und ich mich im Dorf sehr wohl und sicher fühle. So ganz glaubte er mir nicht, er wollte sich das genau ansehen und fuhr hinter uns her zum KAT. Dort angekommen bekam ich nochmals das Angebot, in ein Hotel in die Stadt zu gehen und man wolle sich um den KAT kümmern, sprich, diesen nach Mahabad bringen. Ich erklärte ihm, dass ich mich sehr wohl hier fühle und den Dorfbewohnern auf keinen Fall erklären könne, warum ich plötzlich mich hier nicht mehr sicher fühlen sollte. Er willigte schließlich ein und meinte, wenn ich ein Problem hätte solle ich mich jederzeit umgehend bei ihm melden. Danke, mehr wollte ich nicht.

In der Zwischenzeit waren schon weitere Besucher angekommen, unter anderem einer der Reporter mit zwei Mitarbeitern. Er brachte mir eine erfreuliche Nachricht. Zunächst einmal telefonierte er nochmals mit dem Zoll in Urmia um mir dann zu erklären, dieser hätte ihn angerufen und mitgeteilt, man wolle den Motor kostenfrei nach hierhin fahren lassen. Der Reporter erklärte weiter, dass die Kosten für den Transport von Erbil nach hierhin sowie der Einbau kostenlos für mich seien. Zwischenzeitlich hätten auch Kurden aus Deutschland sich bei ihm gemeldet, die den Motor für mich bezahlen möchten. Gut, dass der schon bezahlt ist. Man kann sicherlich Kleinigkeiten annehmen, aber das ginge für mich eindeutig zu weit. Ich machte zwar Freudensprünge, kann es aber bis jetzt nicht glauben, dass das tatsächlich passieren soll. Wir werden sehen. Danach hatte ich außer Fotosessions nichts zu tun. Der letzte Besucher kam gegen 9 Uhr, mal sehen, ob das jetzt alles war.


Nein, es war nicht alles, die allerletzten Besucher trauten sich tatsächlich, mich um 24 Uhr aus dem Bett zu klopfen. Und ich garantiere Euch, gehe ich nicht an die Türe hört das erst einmal nicht auf. Die hatten dann aber schnell verstanden, dass ich um diese Uhrzeit keinen Spass verstehe. Ich konnte ausschlafen und wartete auf den Diesel der zu mir kommen sollte, tat er aber nicht. Auch egal, denn in der Zwischenzeit erklärte mir mein Nachbar, er habe genügend und ich würde von ihm reichlich bekommen können. Auch gut. Ich wollte meine Wohnung putzen, wurde allerdings im 10-Minutentakt unterbrochen und so dauerte es bis 2 Uhr, bis alles erledigt war. Und der Besucherstrom nahm kein Ende. Auch der Reporter kam wieder, diesmal mit seiner Frau, um nochmals ein kleines Video zu drehen und sich meine Kopie vom Visum geben zu lassen. Er müsse jetzt in die Nähe der Grenze fahren um die Papiere für den Motor klar zu machen. Das dauert ungefähr 10 Tage, so seine Aussage. Egal, der Motor ist sowieso noch nicht auf dem Weg, wegen der Großwetterlage in Deutschland und er Demonstrationen. Ein Anruf beim Verkäufer und wir einigten uns, dass ich mich um den Transport von ihm nach Rotterdam zur Spedition kümmern würde. Drei Anrufe und die Sache lief. Hätte ich das in der letzten Woche schon gewußt, dann wäre der Motor jetzt auf dem Weg nach Erbil. So verzögert es sich schon wieder um 10 Tage. Na Hauptsache, er geht überhaupt auf den Weg, denn sonst habe ich in 4 Wochen das nächste Visaproblem. Morgen muss ich schon einmal das Visum verlängern lassen in Urmia.  


Der Abholtermin wurde gestern schon mal auf halb sieben verlegt, eine halbe Stunde länger schlafen, tatsächlich kam das Auto dann um kurz nach sieben. Hier gewöhnt man sich an alles und wartet entspannt. Denn, dass er kommen würde war klar, nicht sicher war, wann Es war der Rechtsanwalt Azizi, der sowieso nach Urmia musste. In Urmia angekommen gingen wir zuerst zur Visapolizei und man kannte mich dort schon aus den Medien. Das hilft gelegentlich ungemein. So bekam ich dann ein Visum für weitere 60 Tage. Danke. Dann musste Azizi natürlich noch seinen Terminen nachgehen und so waren wir erst gegen 4 Uhr wieder am Fahrzeug. Ich ging zu meinen Nachbarn zum Tee trinken und unten war wieder die Hölle los. Dutzende Menschen machten Fotos. Ich hatte vorher die Türen von den Batterien und vom Motor gesichert, denn die Besucher öffnen alles, was möglich ist. Am Vormittag hatte Mamode die Treppe gesichert, damit die Menschen nicht ständig darauf steigen. Das alleine ist nicht so dramatisch, schlimmer finde ich, wenn sie die kleinen Kinder auf 1.60 m Höhe heben damit sie dann ein Foto mit dem Kind auf der Empore machen können. Gut, dass noch kein Kind heruntergefallen ist. 

Dann hatte ich eine Einladung zu einer Familie, bei der ich schon einmal war. Leider gab es vorher ein Mißverständnis. Aber alles löste sich schnell wieder auf und der Abend war gerettet und wir hatten viel Spass.






Natürlich standen die ersten Besucher schon vor 10 Uhr an der Tür. Der erste klopfte so heftig, dass ich gefragt habe ob er meint ich sei schwerhörig. Gut, dass ich keine sog. „Weißware“ fahre. Sonst wäre wahrscheinlich jetzt ein Loch in der Türe. Und dann kam einer, da musste ich reichlich drüber lachen. Er kam mit einem Geschenk. Eine schöne rote Box mit Safran und einer Mühle zum Zerkleinern. Sah wirklich schön aus und ich überlegte schon, was ich mit dem Safran mache. Er fragte mich, ob ich meinen Freunden und Bekannten in Deutschland von ihm erzählen würde damit er nach Deutschland liefern kann. Und ob ich das auf meinen Internetauftritten kundtun würde. Ich erklärte ihm, dass ich genau das nicht machen werde, weil auf meinen Seiten keine Werbung ist und ich seinetwegen auch nicht damit anfangen wolle. Er könne aber gerne ein Video mit mir drehen in dem er mir das Geschenk überreicht und für sich Werbung macht. Das fand er offensichtlich nicht interessant genug. Dann nahm er das sog. Geschenk und verabschiedete sich damit. Ich habe herzlich gelacht. Jetzt muss ich auch nicht mehr über Safrangerichte nachdenken.

Und so zog sich der Vormittag hin, Fotos über Fotos, ich frage mich ernsthaft, was die mit den ganzen Fotos machen. Sowas habe ich noch nie verstanden. Vielleicht bin ich dafür zu alt. 

Später habe ich dann erfahren, dass der Verkäufer des Motors Probleme hat, diesen zum Spediteur zu bringen. Denn, die Bauern demonstrieren und es liegt Schnee. Hätte ich das eher gewußt, wäre der Motor jetzt wahrscheinlich schon auf dem LKW. So habe ich dann mal alles in Bewegung gesetzt damit er nach Holland, in die Nähe von Amsterdam, gebracht wird. Gut, wenn man Menschen hat die helfen und die notwendigen Fahrzeuge. Danke an Euch. Jetzt muss der Motor nur noch nach Erbil und von dort in den Iran 😊 Aber auch dafür finden sich offensichtlich Lösungen. Denn Mohammad kam mit einem Spediteur der die Unterlagen von mir bekam um den Zoll zu informieren und später dann war noch ein Mechaniker hier der sich alles angesehen hat und den Motor umbauen wird. Auch ihn habe ich mit den notwendigen Unterlagen zum Umbau versorgt sowie Informationen gegeben, die speziell meinen Motor betreffen. So wird sich irgendwann alles fügen.


Nichts, was heute anders war als gestern. Viele Menschen, viele Fotos und natürlich Ärger mit der Treppe. Ich hatte sie abgebaut und auf die Erde gelegt, nichts ahnend, dass es Menschen gibt die die Empore herausziehen und die Leiter dort anbauen. Warum machen die das? Denn durch das Fenster kann man von der Leiter aus nicht schauen. Und ein Foto machen während man auf der Leiter oder der Empore steht? Wozu? Damit man dann von der Empore fällt? Denn genau das kann passiere wenn ich mal im Fahrzeug bin und wegen der Klopfgeräusche die Tür mir Schwung öffne. Und natürlich bin ich abends wieder der Einladung gefolgt. Diesmal habe ich allerdings die Leiter auf den Tank gelegt und mit der Kette festgebunden. 


Oh graus, Freitag, und alle haben frei und machen einen Familienausflug. Hunderte Menschen kamen, die ersten schon früh und es nahm bis zum Abend kein Ende. Man kann denen auch ruhig sagen man müsse sich jetzt umziehen da man gleich zur Hochzeit eingeladen ist. Keine Chance, ihnen zu entkommen. Zum Mittagessen war ich im Dorf eingeladen, wo in der Garage, in der sich ein sicherlich 1 m tiefes Loch befand, Feuer gemacht und Brot gebacken wurde. Herrlich, der Geschmack ist unvergleichlich.











Irgendwann kam noch eine Gruppe Motorradfahrer, die sich bei dieser Kälte tatsächlich zu mir gewagt haben. Die hatten Spaß und ich auch. Und so war der Tag ziemlich stressig, der Abend dafür umso schöner. Denn Hochzeiten hier sind schon etwas anderes als bei uns. 


Aufgestanden mit Kopfschmerzen, die mich den ganzen Tag begleiteten. Und so habe ich natürlich nicht ständig ein freundliches Gesicht machen können. Gegen Mittag wurde es laut, hatten sich doch 10 Motorradfahrer mit Beifahrern bei mir eingefunden, Honda und Kawasaki, keine unter 1.000 ccm. Der Lärm war schon mächtig und ich freute mich riesig über diesen Besuch. Sie hatten sich extra freigenommen und zusammengetan, um mich zu begrüßen. Natürlich habe ich davon ein Video gedreht, das in meinem Youtube-Kanal zu sehen ist.





Da ich früh ist Bett gehen werde ist heute Abend nichts mehr los. Zum Glück habe ich mal keine Einladung.


Die Kopfschmerzen waren nicht weg und ich brauchte wieder Tabletten. Heute hatte ich eine Einladung zum Mittagessen. Ich fuhr mit Joseph, einem Iraner, der eine Philippinin geheiratet hat, dessen Tochter auf den Philippinen geboren wurde und die eine lange Zeit in den Emiraten und in Canada gewohnt haben. Sie wollen dahin zurück, denn jeder aus der Familie hat mehr als einen Pass und damit kein Problem, sich in einem anderen Land niederzulassen. Das Mittagessen war nicht irgendeines, sondern wurde spendiert von der Familie, deren Mutter vorgestern gestorben und gestern beerdigt wurde. Anschließend gingen alle in die Moschee zum Beten. Auch bei den Frauen gibt es eine Vorbeterin, die wohl ebenfalls „Imam“ heißt. Das wußte ich nicht. Gut, man kann nicht alles wissen und man lernt ja auch ständig dazu. Habe ich jetzt. Anschließend sind wir noch zu einer Obstfarm gefahren und wurden herzlichst begrüßt. Das Haus ist das Erste, das nach kurdischer Tradition eingerichtet ist. Es hat die Schafwollteppiche und die Sitzkissen nach Berberart. 


Das Leben geht hier seinen Gang und ich werde fotografiert, eingeladen und abgeholt. So langsam muss ich aufpassen, dass ich nicht zunehme. 

Den Blog wollte ich veröffentlichen, leider funktioniert es mal wieder nicht und ich muss mal in die Stadt fahren mit einem Tablett zum Einrichten. Das nervt, denn über den Laptop komme ich auch nicht an die Seite. Heute Abend war ich im Sportstudio eingeladen, dort trainiert der – wenn ich das richtig verstanden habe – nationale (möglicherweise auch Weltmeister) Meister im Bodenturnen, der auch für mich eine Vorstellung gegeben hat. Er ist Profi, leider ohne monatliches Einkommen. Denn Sportlern ein monatliches Gehalt zukommen zu lassen ist hier noch nicht angesagt. So muss er sich um alles selbst kümmern. Die Einrichtung der Halle sieht auch so aus, als wenn man wenig Wert auf den Sport legt. Der Coach sagte mir, er habe vor mehr als 20 Jahren diese Einrichtung gekauft und bezahlt, und genauso sieht sie auch aus, wenn man berücksichtigt, dass, als ich dort war, mindestens 30 Kinder und Jugendliche dort trainierten. Was mich dann gewundert hat war die Tatsache, dass die Trainer vom Staat bezahlt werden. Anschließend ging es in das Nobelrestaurant Mival, das bereits geöffnet hat, obwohl das darüberliegende Hotel noch im Bau befindlich ist. 


Heute kehrte etwas Ruhe ein, und ich konnte mich mal anderen Dingen als den Fotosessions widmen. Am Abend wieder eine Einladung im Dorf der ich folgte, obwohl eine Erkältung im Anmarsch ist. Kein Wunder, bei dem Wetter und dem ständigen Raus und Rein.





Mittagessen im Dorf und die ganze Familie war wieder anwesend. Ich liebe nach wie vor das Essen. Leider ist die Verständigung häufig nur über google translater möglich, schade eigentlich. 

Dann kam am Abend – es war schon dunkel, ein Auto mit drei Personen. Eine der Damen wollte mich schminken. Ich stellte nicht die Frage wozu. Denn das macht keinen Sinn, wenn ich anschließend mit mir alleine im KAT sitze. Eher sollte es mal wieder eine Marketingaktion werden, wozu mir gerade wegen meiner Erklärung der Sinn wirklich nicht steht. Und so sind sie unverrichteter Dinge wieder gefahren. Ich hätte auch ohne Erkältung wenig Lust gehabt dazu, denn mal ehrlich, wie wollen die mit drei Personen in den KAT und dann auch noch mich schminken? 


Ich musste einkaufen, denn morgen war der große Tag. Ich sollte für meine Nachbarn kochen, und zwar ein deutsches Essen. Außerdem brauchte ich eine Auffrischung meiner VPN und meine SIM-Karte musste geladen werden. Alles nicht so einfach, hat aber dann geklappt. Ich hatte mir vorgenommen einen Apfelkuchen zu backen, Kartoffeln, Blumenkohl, Frikadellen und eine Mehlschwitzsoße für das Mittagessen zuzubereiten. Alles einkaufen war etwas schwierig, den Blumenkohl gab es nur an einer Stelle auf dem Gemüsemarkt, das Fleisch ist eigentlich Kebab-Fleisch und sehr fettig, also bitte etwas weniger Fett und mehr Fleisch – hat auch funktioniert -. Als ich alles hatte, hatten viele Menschen aus Mahabad ein Foto von mir. Denn in jedem Laden und an jeder Ecke lauerten die Handys abschussbereit. Naja, dann kommen die wenigstens nicht zur unpassenden Zeit zum KAT. Am Abend hatte ich eine Einladung in das Nobelrestaurant Mivan, der dortige Chef hatte mich wieder eingeladen mit seiner Familie und Josef holte mich mit seinen beiden Kids ab. Es war ein lustiger Abend trotz meiner Hustenanfälle, eine Lifeband spielte und ich machte das Beste draus. 


Ich konnte beim Aufstehen nicht behaupten, dass es mir gut geht. Aber ich hatte ja das Essenkochen versprochen, und so fing ich erst einmal an, den Apfelkuchen hier zu backen.  Und weil ich ja permanent Obst geschenkt bekomme war der Belag mit Äpfeln entsprechend gut. Dann ging ich zu meinen Nachbarn um zu kochen. Man stellte mir alle Geräte zur Verfügung und so war das Kochen einfach. Im KAT hätte ich das niemals hinbekommen, Essen für 8 – 10 Personen kochen. Ich bin froh, wenn ich für zwei Personen ausreichend große Töpfe habe. Dann wurde gegessen, ich erklärte das Gericht und natürlich, wie man mit Messer und Gabel ißt. Zumindest die Menschen am Tisch – bzw. an der Tischdecke auf der Erde – hatten dies noch nicht gemacht und wunderten sich, dass wir mit der Gabel das Essen zum Mund führen, und dann auch noch mit der linken Hand. In Kurdistan wird der Löffel in die rechte Hand genommen und mit der Gabel, die in der linken Hand sich befindet, das Essen auf den Löffel geschoben. Hat auch was für sich, dann fallen z.B. Reis und Salat nicht von der Gabel. Wir hatten mächtig Spass, wobei ich am Ende heftige Kopfschmerzen bekam und mich in den KAT verzog.







Half nicht viel, denn es wurde Spätnachmittag, die Zeit der Besucher mit den Handys. Die Nachrichten auf Instagram hatten am Donnerstag mitgeteilt, dass ich krank bin. Interessierte wohl Wenige, denn man stand in Trauben wieder vor dem KAT, nutzte die Treppe und die Empore, um einen Blick in das Fahrzeug zu werfen – was übrigens nicht funktioniert – und wollte ein Foto. Ehsan von nebenan teilte den Besuchern nochmals mit, dass ich krank bin und besser im Fahrzeug bleibe. Aber man hat ja Stehvermögen, frei nach dem Motto: Die wird sich schon irgendwann zeigen. Tat ich auch, gelegentlich, wenn es mir zuviel wurde. Ich hielt einigen Menschen mein Handy vor die Nase wo sie lesen konnten, dass ich krank bin. Dann verstanden sie und machten schnell ihr Foto. 

Der Abend war dann ruhig, hatte ich mich doch in mein Fahrzeug verkrochen.


Die Rechnung kam heute Morgen. Ich kam vor Kopf- und Halsschmerzen sowie Husten kaum aus dem Bett. Die ersten Besucher standen gegen halb neun vor der Türe, die konnte ich schnell abweisen und dann war es einigermaßen ruhig. Und so dümpelte ich erst einmal herum. Zum Mittagessen brachte man mir eine Suppe, die gegen Erklärung helfen soll. Ok, essen wir die mal. Schmeckte ja auch, wie alles hier. Am Spätnachmittag war ich wieder eingeladen, diese Einladung wollte ich nicht ablehnen, weil ich dies schon einmal gemacht hatte. Es war ein lustiger Abend und ich bin nochmals eingeladen worden, so ich denn wieder gesund bin. 

Videos aus dieser Zeit sind unter youtube, kat weltreise zu finden. Viel Spass