Samstag, 24. September 2022

Iran ab dem 5.9.2022

 Heute war Kermanschah auf dem Plan. Ich muss sagen, ich war enttäuscht. Zunächst ist das eine Stadt die sich unendlich in die Länge zieht. Bei den Einwohnern und ohne vielen Hochhäusern eigentlich kein Wunder. Häufig sind die Häuser hier nur zwei- bis dreistöckig. Ich war im Steinzeitmuseum, die Moschee da drin hat mich schon sehr beeindruckt. Dann gab es noch drei Schädel von Neandertalern zu sehen die zwischen 40.000 und 100.000 Jahre alt waren. Weiter nichts, was man nicht schon kannte. Mit Ausnahme der Erklärung, dass bereits vor 200.000 Jahren Neandertaler hier siedelten. Das hat mich erstaunt. 

 





Die Basare waren hier nicht wirklich spannend soweit ich sie gesehen habe, allerdings wird ab 2 Uhr nachmittags bis zum Abend der Bordstein hochgeklappt, so dass es nicht viel zu bummeln gibt. Das Kriegsmuseum hatte ebenfalls geschlossen, so dass sich eine weitere Besichtigung erledigt hatte.

 





 Einkaufen musste ich noch, weil ich ja wieder weiterfahren will. Und dann musste ich der Einladung nachkommen die ich bekommen hatte zum Abendessen. Leider essen die Iraner erst um 8 Uhr abends, das ist so gar nicht mehr meine Zeit. Musste ich mich heute mal umstellen und warten. Dafür gab es vorab Baklava, dann Obst und als alle Gäste versammelt waren und die Uhr 8 zeigte ging es los. Typische iranische Küche, Reis, Brot, Salat, Peperoni (allerdings nicht für mich) und ein Gemüse-Fleisch-Eintopf der aus Bohnen, sowas wie Spinat und Rindfleisch bestand und einfach nur lecker war. Als Nachtisch gab es sowas wie Götterspeise nur ohne Götter. Auch lecker. Danke für die Einladung und das tolle Abendessen.

 Nicht immer ist ein neuer Platz in allen Bereichen positiv. Bin ich doch heute ca. 150 km weiter nach Westen gefahren bzw. meistens rollen lassen da ich von ca. 2.000 m auf 500 m heruntergekommen bin. Temperaturen vorher 37 Grad, nachts 18, jetzt 42 Grad, nachts 33. Schei…..Tausch. Naja, man kann nicht alles haben im Leben. Dafür ist es jetzt hier grün, der Fluss führt Wasser und ich kann mit dem Quad morgen in die Berge fahren. Die sind nämlich noch mächtig hoch hier ringsherum. Und zu sehen soll es auch einige schöne Plätze geben. Bin gespannt.


















 

Sarpol-e Sahab heißt dieser Ort in der Nähe der irakischen Grenze. Von hier könnte ich auch ca. 50 km weiter in den Irak fahren. Will ich aber noch nicht, der ist in Gänze nächstes Jahr im Rennen. In diesem Jahr will ich ihn nur für den Transit nach Kuwait nutzen wo ich ja bekanntlich verabredet bin.

 Heute wollte ich mal in Ruhe im Bett lesen da kommt um 8 Uhr die Polizei, scheucht mich aus dem Bett und will meine Papiere sehen. This is a protected area. Ok, und? Kann ich hier stehen bleiben? Ja sicher. Na dann ist ja alles in Ordnung, nachdem ich die Fragen nach dem Warum, Woher, Wohin beantwortet hatte. Man gab mir noch die Instagram-Adresse und ich solle mich melden wenn ich Probleme habe. Danke, gerne.

Es dauerte auch nur 15 Min. dann kamen die nächsten Polizisten, diesmal in Zivil. Nachdem ich nach der ID-Card gefragt hatte (man lernt ja dazu) zeigte ich die Papiere, sie kontrollierten wieder alles und zogen ab. Ich machte meinen Sport, ging duschen und hatte die nächsten Polizisten vor der Tür. Nochmal ID-Card zeigen, nochmal Papiere checken, nochmal alles ok und der Tag konnte beginnen. Dann kam ein Mann der hier geboren aber seit 20 Jahren in Großbritanien lebt. Er unterhielt mich, man stellte fest, dass es noch andere Orte gibt wo ich mich hinstellen könnte, besprach sich mit den herumstehenden Menschen und meinte, ich solle doch hier stehen bleiben. Was ich denn machen möchte war die nächste Frage. Ich sagte, ich wolle zum Wasserfall fahren und holte auch schon mein Quad raus. Jetzt sei es aber zu warm. War mir egal, ich will nicht am Spätnachmittag erst los, denn im KAT ist es ungefähr so warm wie draußen, dann kann ich auch Quad fahren. Der Brite hatte große Bedenken mich alleine fahren zu lassen und fuhr dann mit seinem PKW voraus. Im letzten Dorf nahmen wir dann noch seinen Cousin mit der dort wohnt und zusammen gingen wir zum Wasserfall. Das heißt, das letzte Stück zum eigentlichen See bin ich dann nur mit dem Cousin gegangen, denn das war eine Klettertour und ehrlich, den Weg hätte ich alleine nicht gefunden. Danke an dieser Stelle für die Hilfe. Wir hatten die Hälfte des Rückwegs hinter uns gebracht da kamen uns 4 Männer entgegen, einer mit Drohne ausgestattet. Sie liefen erst an uns vorbei, 2 davon drehten nach 200 m um und hielten uns an. Sie seien von der Polizei und wollten meine Papiere sehen. Gut, dass ich die nicht vorher aussortiert hatte, ich hatte ernsthaft überlegt nur mit einer Kopie meines Passes zu laufen. Sie checkten alles, schrieben sich die Telefonnummer des Briten auf (der jetzt hoffentlich keinen Stress bekommt) und die anderen beiden ließen die Drohne über uns fliegen bis wir fast an den Fahrzeugen waren. Entsprechend haben wir uns natürlich verhalten, denn der Brite hatte ihnen erklärt, dass er nur mein Guide sei. Ich also 5 m dahinter, keine Gespräche mehr, sondern nur noch fotografiert. Offensichtlich hatten die Dorfbewohner sie Situation falsch gesehen und die Polizei gerufen die uns dann ja auch gefunden hatte. Merkwürdig das alles. Ich sagte dem Polizisten noch, wenn man so mit den Touristen umgeht muss man sich nicht wundern, dass aus dem Ausland so wenige kommen. Andererseits sind die hier in der Ecke ausländische Touristen nicht gewohnt, denn die fahren üblicherweise andere Strecken.

Jedenfalls hat sich der Ausflug gelohnt, der Wasserfall ist schon sehenswert in einer markanten Umgebung.

 







 

 

 









 

 

Bei diesen Temperaturen sollte man morgens früh aus dem Haus gehen, tue ich aber meistens nicht sondern eher nach dem Mittagessen, wenn die Iraner schlafen.

Ich suchte das Schloss im Nachbarort – ok, 35 km entfernt – und hab es nach einem Umweg auch gefunden. Der Umweg hat sich gelohnt, ist es doch die Grenze zum Irak die derzeit von unzähligen Iranern genutzt wird um in den Irak zu fahren und um Hussein und seine Familie die dort ermordet wurden zu trauern. Also quasi eine Pilgerfahrt. Unglaublich was da an Autos und großen Reisebussen stand. Die Grenzbeamten taten mir direkt leid.











 

Das Schloss war schon sehr interessant, hatte es doch gemauerte viereckige Säulen und war enorm groß. Durch die Höhe konnte man ein Blick auf das umliegende Land erhaschen und damit natürlich damals die feindlichen Bewegungen beobachten.

Der Weg dorthin führt an der Irakischen Grenze entlang und man findet noch alte Artelleriestellungen vom letzten Krieg.

 Ein aufregender Tag geht zu Ende. Ich wollte eine Rundfahrt machen in die benachbarten Orte und zu den dortigen Sehenswürdigkeiten. Angefangen mit dem Friedhof und dem Relief in der Felswand, hin zum großen Tor und dann in die Berge. War ich auch. Und da passierte es dann.

Ich zum Rijad hingefahren, kurz davor gabelt sich die Straße. Die untere war gesperrt, die obere sollten wir – die Iraner und ich – befahren. Und dann standen da zwei Jugendliche bei denen mir nicht klar war ob die jetzt ein Ticket verkaufen wollen oder nicht. Ich jedenfalls hab keins gekauft und bin nach kurzem Anhalten weiter hoch gefahren hab mir einen Parkplatz gesucht und bin vom Quad runter. Dann habe ich die Kiste hinten geöffnet, meine Trinkflasche genommen und erst mal einen kräftigen Schluck getrunken. Dann kamen die beiden Ticketverkäufer und andere mit dem Moped und fragten mich, ob ich Touristin sei. Was wohl sonst, und ich bejahte, holte meine Sachen aus der Box die ich mitnehmen wollte, schloss die Box ab und wanderte los. Viele Iraner machten hier bei den Fischteichen picknick, ich aß ebenfalls etwas. Dann kam der eine Verkäufer und fragte mich, ob er mich auf seinem Moped mitnehmen solle. Ich verneinte. Zwei Stunden später ging ich zum Quad und sah, dass meine Box aufgebrochen war und der Inhalt zum größten Teil fehlte wie z.B. das Objektiv, meine Axt, die Powerbank und meine Trinkflasche. Ein Mann der gegenüber im Auto saß kam und erzählte mir er habe gesehen wie die Box aufgebrochen wurde und hat sich das Gesicht gemerkt. Es sei einer von den Jugendlichen mit dem Moped hier aus dem Ort und er würde ihn sofort wieder erkennen. Ob wir die Polizei holen sollten. Ich sagte ja und er rief an. Es dauerte etwas aber dann kamen sie zu Dritt, ließen sich vom Zeugen alles erzählen und baten mich mit auf Revier zu kommen was ich selbstverständlich tat. Nach einigem Hin und Her, Übersetzungen via Telefon und nochmaligen Nachfragen entschloss man sich zunächst ins Dorf zu fahren und zu sehen was da los ist. Dann brachten sie den Zeugen mit der den Täter genau beschreiben konnte. Einer der Polizisten hatte wohl Fotos von Jugendlichen dort geschossen und zeigte uns den Täter auf seinem Handy. Ich bestätigte, dass es sich um den Ticketverkäufer handelte der sich mir gegenüber komisch verhalten hatte. Es dauerte dann noch eine Weile und als die Polizisten vom zweiten Mal ausrücken zurückkamen – es dauerte inzwischen mehr als 2 Stunden -kamen sie tatsächlich mit meinen Sachen zurück und der Vater des Diebs überreichte sie mir. Fast alles war da, bis auf ein Ladekabel und das Schloss was aber weiter nicht tragisch ist. Man fragte mich ob ich eine Anzeige erstatten oder alles auf sich beruhen lassen wollte. Ich sagte, dass ich keine Anzeige erstatten will – was soll ich den Jugendlichen jetzt in sein Unglück stürzen hier – sagte aber dem Vater er möge seinem Sohn ausrichten, wenn wir nicht bei der Polizei wären würde ich ihm in die Eier treten. Und er solle mir glauben das könnte ich, ich wäre schließlich Krav Maga Trainierin. Nach dem Vorlesen des Textes den Google translater offensichtlich gut hinbekommen hatte lagen die Polizisten vor Lachen auf dem Boden. Krav maga kannten sie nicht und ich habe mal kurz gezeigt wie man einen Menschen zu Fall bringen kann. Darauf erfolgte Applaus, Selfies, Videos und was man sonst noch mit dem Handy machen kann. Und natürlich neue Follower auf Instagram. Da habe ich dann demnächst wahrscheinlich die halbe Iranische Polizei am Start. Und natürlich freuten sich die Polizisten, dass ich keine Anzeige habe schreiben lassen. Weniger Anzeige weniger Arbeit, ist doch klar. Und zum Abschied erhielt ich vom Vater eine Kiste frische Feigen, getrocknete Minze für den Tee und eine große Tasche voller Walnüsse. Die kann ich jetzt mit der zurückgebrachten Axt spalten. 







 

 

 

 

 

 

 









 

 

 

 










 

 

Später bekam ich am KAT nochmals Besuch von dem Briten dem ich natürlich die Geschichte erzählte und der mit erhobenem Zeigefinger dastand und mir sagte: Habe ich doch gleich gesagt Du musst hier aufpassen. Stimmt, hatte er, und wer nicht hören konnte war wie immer ich.

 

Ich hatte mich entschieden noch einen Tag hier stehen zu bleiben und Hausputz zu machen. War eine gute Entscheidung. Zumal ich mit Kopfschmerzen wach geworden bin die mit dem ersten Kaffee nicht verschwunden waren (funktioniert schon mal, wenn ich abends vergessen habe noch einen Kaffee zu trinken). Heute brauchte ich noch zwei Kopfschmerztabletten. Aber dann war alles gut und der Hausputz konnte beginnen. Aufräumen, umräumen, ausputzen, wegwerfen, abwaschen, abtauen, alles was dazugehört. Und zwischendurch kam die Pause. Die erste brachte mir Glasnudeln (zumindest sowas ähnliches) mit Slushy-Eis, lecker. In der zweiten Pause wurde mir Reis mit Huhn gebracht, für die dritte Pause bekam ich ein großes Softeis mit leckeren kleinen Zuckerstückchen drauf. So mach ich gerne häufiger Hausputz. Ich befürchte nur, dass mein Schenker beim nächsten Mal nicht dabei sein wird. Das nennt sich iranische Gastfreundschaft. Allerdings hatte ich den netten Herrn heute Vormittag mit Schmerztabletten und Voltaren-Creme versorgt, weil sein Fuß dick angeschwollen war und er noch den ganzen Tag arbeiten musste. 





 

Eingekauft habe ich dann auch noch, weil ich mir hab sagen lassen, dass nach dem Iran alles teurer wird incl. Schampoo und Duschgel. Also Vorsorge treffen und die Staufächer füllen. Außerdem baten meine Freunde mich ihnen einige Sachen aus dem Iran mitzubringen was ich gerne mache.

 Der Tag hätte so schön werden sollen. Irgendwie habe ich im Moment eine Bank auf Reparaturen. Losgefahren nachdem ich die Wassertanks gefüllt habe, alles lief gut und ich war in ca. 5.5 Stunden am Zielort angekommen, und dort fand ich auch gleich einen Platz neben der Straße und an der alten Brücke. 

 













Nachdem ich mich kurz sortiert hatte bin ich auch gleich zum Fotografieren dort hinuntergestiegen. Dann die Bilder ins Netz gestellt und es mir gemütlich gemacht, bis die Polizei kam. Eigentlich nur einer in Zivil den ich dann gleich mal nach seiner ID-Card gefragt habe. Hatte er leider nicht bei, konnte aber schnell mit weiteren Polizisten dienen, davon einer in Verkleidung und dann war klar, mit wem ich es zu tun habe. War mir eigentlich schon vorher klar, aber ich habe mir angewöhnt grundsätzlich nach der ID-Card zu fragen damit ich es nicht bei den falschen Polizisten vergesse. Ich könne hier nicht stehen bleiben ich müsste in den nahegelegenen Park fahren. Das war gestern auch meine zweite Option, wobei ich immer nicht weiß, ob ich da mit dem KAT überhaupt hinkomme. Der Streifenwagenpolizist wollte mich dann auch gerne begleiten. Ok, 5 Minuten, dann bin ich fertig habe ich ihm gesagt, und länger dauerte es auch nicht, zumindest bis ich an der Fahrertür stand. Da sah ich dann das Problem. Der erste Reifen vorne links war fast platt. Ich solle zur nächsten Werkstatt fahren, die wäre nur 1 km entfernt sagte mir der erste Polizist. Ich antwortete ihm, dass ich mit einem platten Reifen sicher nicht 1 km noch fahren werde. Er konnte das erst nicht verstehen bis ich ihm dann klar machte, dass ich den Reifen reparieren lassen werde und nicht tausche gegen den Ersatzreifen weil der Mantel noch in Ordnung ist. Ich ging davon aus, dass es sich um ein Loch im Schlauch handelt. Folglich habe ich mit dem Kompressor den Reifen soweit aufgepumpt, dass ich 2,5 bar hatte und damit also los. Leider war die Reifenwerkstatt nur für PKW-Reifen ausgerüstet, mit Großgerät geben die sich nicht ab. Nochmals einen km weiter gab es dann die Werkstatt für LKW-Reifen und die Typen waren gut drauf. Sie hatten kein Problem damit den Schlauch an zwei Stellen zu reparieren und haben mit zwischendurch noch geholfen den Bolzen der Lichtmaschine auszutauschen, der sich wieder einmal zum Teil in Luft aufgelöst hatte. Auch so ein Problem das ich in letzter Zeit mehrfach hatte und eigentlich nicht mehr brauche. Gegen elf Uhr abends müde und um 16 Euro erleichtert konnte ich dann endlich mich an den PC setzen und diesen Text hier schreiben. Morgen früh werde ich mich schnell auf die Socken machen, denn ich stehe noch vor der Werkstatt direkt an der Straße und blockiere die Einfahrten. Aber wie ich die Iraner kenne fangen die sowieso nicht vor 9 Uhr an zu arbeiten.

 Und wer jetzt glaubt es ist alles wieder in Ordnung der wird gleich eines Besseren belehrt. Ich konnte nur schlecht schlafen, es war ziemlich laut an der Straße und irgendwie war ich über den Schlaf hinaus. Viertel vor sechs war ich wach und konnte nicht mehr schlafen. Und weil ich 120 km zu fahren hatte dachte ich mir, steh auf, mach dich fertig und verschwinde bevor die Hitze losgeht. War ein guter Rat. 7 Uhr und ich saß im Auto. Ohne Sport – den wollte ich mir an der Hauptstraße hier klemmen – aber mit Frühstück und geduscht. Halb 8 stand ich dann an der Tankstelle mit einem geschredderten Reifen wie man auf dem Bild unschwer erkennen kann.

 




Irgendwie habe ich immer noch Glück im Unglück, denn der Reifen schredderte 150 m vor der Tankstelle die einen riesigen Vorplatz hatte wo der Reifen gewechselt werden konnte. Und meine Winch war ja auch wieder fertig. Ein LKW-Fahrer sah mich in Schraubermontur und fragte gleich, ob er helfen kann. Klar, denn alleine hätte ich das nur sehr schwer geschafft. Eine Zeit später kam noch ein anderer der gerade auf Familienausflug war und half ebenfalls. Wir hätten das alles schneller erledigen können, wenn die Männer mal auf mich gehört hätten, tun sie aber nicht. Nach zwei Stunden war das Ersatzrad an der Achse und das geschredderte erfreut sich jetzt einer Mitfahrgelegenheit auf dem Schlitten.

Weitere ca. 100 km weiter kam ich in Dezful an und fand sofort einen Platz zum Stehen oberhalb des riesigen Flusses der durch die Stadt führt. Und gleich hatten mich zwei Mopedfahrer gefunden, beide belästigten mich nacheinander, der eine war so aufdringlich, dass ich ihn fast von der Treppe getreten hätte und ihm das auch andeutete. Der andere merkte schneller, dass er bei mir nicht ankam. Hey, bin ich 20 oder was. Was soll ich mit solchen Jungs.

Nach einer Ruhepause bin ich noch durch den Park gewandert, das ist bei 40 Grad im Schatten angenehmer als nachmittags bei 45 Grad. Abends kam noch eine Familie die gut englisch sprechen konnte und mit denen ich mich ein wenig unterhalten habe. Jedenfalls weiß ich jetzt, wo ich Schrauben für die Lichtmaschine herbekomme und er hat einen Freund der Reifenhändler ist, vielleicht ist da ja was zu machen. Wäre nicht schlecht.

















Ich hatte die Bilder mit dem kaputten Reifen ins Internet gestellt und ein Iraner von Brothers overlanding hat sich gemeldet und versucht nun, Reifen für meinen KAT zu bekommen. Isfahan ist zwar 500 km entfernt, aber der Transport dürfte das geringste Problem sein. So habe ich mich dann den ganzen Vormittag mit telefonieren um die Ohren geschlagen. Dann kam der Iraner der unten im Park das Geschäft hat und meinte, ich könnte ja auch im Park stehen, da gäbe es wenigstens Schatten. Kurzerhand umgeparkt, und weil er nichts zu tun hatte haben wir zusammen das neue Schloss für die Box vom Quad angebracht. Dann war relaxen angesagt und anschließend lesen, bis die Polizei kam und meinte, hier wäre es auf keinen Fall sicher, ich sollte doch umgehend den Platz verlassen und woanders hinfahren. Ich konnte sie davon überzeugen, dass alles ok ist mit mir und ich mich sicher fühle und sie ließen sich darauf ein und ich musste nicht nochmal wechseln. Leider war damit der Abend noch nicht vorbei. Eine Zeit später kam der nächste Polizeiwaren und erzählte mir das Gleiche. Im Dunkeln wollte ich aber nicht fahren und auch sie erklärten sich damit einverstanden, dass ich den Platz nicht wechsele. Es dauerte nicht lange kam die Security vom Park und das Spiel ging von vorne los. Und jeder hatte einen am Telefon der dann mit mir mehr oder weniger gut englisch sprach. Jedesmal jedoch kam der Shopbesitzer und beschwichtigte die Leute und erklärte ihnen, dass er schließlich seinen Shop bis in die Nacht geöffnet hätte und ich unter seiner Sicherheit stehe. Die letzten Security-Männer kamen dann gegen halb elf und forderten mich auf, den Platz zu verlassen, weil er nicht sicher ist. Auch sie hatten dann eine Dame am Telefon die mehr schlecht als recht englisch redete, mir sagte, ich solle mir ein Hotel suchen da sei ich sicher und sie würde auch gerne kommen und mir helfen. Ich versuchte ihr zu erklären, dass ich weder ein Hotel bräuchte noch ihre Hilfe. Sie hat mich offensichtlich nicht verstanden und stand dann eine halbe Stunde später am KAT, ich war bereits im Bett, und wollte mir erklären, dass ich den Platz wechseln soll. Ich wurde dann mal etwas energischer und hab ihr unmißverständlich klar gemacht, dass ich hier stehenbleibe und nicht wegfahre und schon gar nicht mir ein Hotel suche. Dann hatte ich meine Ruhe, zumindest von den Menschen die versuchten mir einen anderen Platz einzureden. Nicht jedoch vor den ganzen Mopedfahrern hier die unendlich viel Lärm machten zusammen mit einigen Autofahrern, die die Lautsprecher der Radios bis zum Anschlag hatten. Irgendwann konnte ich dann schlafen mit dem Gedanken, morgen den Platz zu verlassen und wieder auf den alten Platz zu fahren. Da wurde ich von keinem belästigt. Ich weiß ja, dass alle Menschen um meine Sicherheit besorgt sind und es nur gut meinen. Aber manchmal ist einmal gut meinen einmal zu viel.

 

Die Security scheint die ganze Nacht hier gesessen und auf mich aufgepasst zu haben. Danke.  

Ich habe dann mal meine Sachen zusammengeräumt und bin wieder hochgefahren, ca. 10 m oberhalb des Parks auf meinen alten Parkplatz. Ein Gutes hatte das Umstellen des KAT in den Park, ich habe eine Iranerin kennen gelernt mit der ich mich morgen treffe und die mir helfen wird meine Ersatzreifen zu bekommen und umzuziehen. Bin gespannt.

Damit ist dieser Tag auch fast schon erledigt, denn was ich heute gemacht habe war lediglich Schauben kaufen gefahren mit dem Quad und telefoniert, Whatsapp geschrieben, telefoniert, gemailt, und alles, damit ich die neuen Reifen hierhin oder nach Ahwaz bekomme. Ich bin ganz zuversichtlich jetzt. Wird schon klappen.

Ich folgte der Einladung und fuhr zu der Englischlehrerin in den Nachbarort. Dort konnte ich dann alles erledigen um die Reifen hier zu bekommen. Dann hatten wir einen schönen Tag mit Mittagessen, ich habe ihre Schule besucht und wir haben zu Abend gegessen. Ein kleiner Stadtbummel war ebenfalls eingefügt. Ein rundum schöner Tag, ich lernte eine weitere Lehrerin kennen die mich noch besuchen will. Gegen elf Uhr war ich zu Hause und müde.

 




Nachdem ich gestern den ganzen Tag nicht am KAT war konnte die Polizei natürlich auch nicht zu mir kommen. Dafür kam sie gleich in der Nacht. Um 3.41 Uhr klopfte es an meiner Tür und ich sollte doch bitte aus dem Fahrzeug kommen. Schnell angezogen ging ich zu ihnen. Wie jeden Tag auch in der Nacht bat man mich doch sofort den Platz zu verlassen da er nicht sicher sei. Ich teilte ihnen mit, dass ich hier bereits 3 Nächste stehe und niemand mir irgendetwas getan habe und ich auch nicht davon ausginge, dass ich heute Nacht noch anderweitigen Besuch bekäme. Nach einigem Hin und Her gingen sie dann unverrichteter Dinge wieder weg. Leider war dann an Schlafen erst einmal nicht zu denken.

Am Morgen beim Sport kamen 4 Männer die sich mit mir unterhalten haben. Sie wollten ein Foto mit mir das natürlich nicht geht mangels passender Kleidung und außerdem war ich durchgeschwitzt vom Sport. Eine Weile später kam mal wieder die Polizei weil mich 3 Männer und 2 Jugendliche fragten wie es mir geht, was das für ein Fahrzeug ist und ob sie Bilder machen dürften. Klar durften sie, aber die Polizisten haben sie davon abgehalten und so sind sie ohne ihre Fotos wieder gefahren. Ja, die Polizei kümmert sich um meine Sicherheit.

Ich besuchte den Bazar der leider geschlossen war, besah mir das riesige alte Gebäude das mehr als 400 Jahre alt sein soll, die Wassermühlen sowie die alte Brücke und ging zurück zum KAT am Nachmittag, weil bei der Hitze die Iraner ihre Siesta abhalten. Allerdings wollte ich noch einkaufen und fuhr zum riesigen Einkaufszentrum hier in der Nähe. Der erste riesige Supermarkt den ich im Iran nicht nur gesehen sondern auch betreten habe. 

























 

Am Abend war ich verabredet und kam erst gegen 10 Uhr heim. Ich sah schon von Weitem, dass ein Polizeiauto zum KAT wollte. Vorsorglich bin ich vorher aus dem Auto ausgestiegen und zu Fuß zum KAT gelaufen. Ich sah, dass sowohl die Motortür als auch die Tür vom Batteriefach geöffnet war und 5 Männer rundherum standen. Ich bekam einen Schreck und dachte, irgendeiner hätte diese Türen geöffnet und die Polizisten (später stellte sich heraus, dass 3 der Männer vom Sicherheitsdienst des Flughafens waren) hätten dies gesehen. Falsch gedacht, tatsächlich hatte der Sicherheitsdienst schon mal angefangen den KAT zu kontrollieren. Und der Start waren eben der Batteriekasten und der Motorraum. Ich war stinksauer, was denken die eigentlich was ich da versteckt habe. Und genau das zeigte ich ihnen auch. Dann kamen sie mit schmutzigen Schuhen in den Wohnraum und ich fragte sie was das soll, die machten alles schmutzig. Interessierte den einen allerdings nicht weiter, der dann meine Schränke, die Kühlschränke usw. kontrollierte. Er sah in meinen Schrank, ich sollte die Kisten hervorziehen, tat ich auch und zeigte ihm gleich mal meine Unterwäsche. Denn genau diese Kiste hatte er sich ausgesucht. Und dann noch den Flecktarnsack. Klar, da ist meine schmutzige Wäsche drin die ich ihm vor die Füße warf. Natürlich ohne Sack. Dann musste ich alle Stauklappen öffnen. Gewundert hat mich, dass sie nicht die Türen von der Garage geöffnet haben wollten. Vielleicht haben sie das in der Dunkelheit auch nicht registriert. Andererseits, in das Fahrerhaus wollten sie auch nicht schauen. Dann sagten sie, dass das hier ein Gebiet des Flughaftens ist und ich somit hier nicht stehen könne. Ich erklärte ihnen, dass ich 3 Nächte hier gestanden habe ohne Probleme und fragte, warum das denn jetzt wohl ein Problem sei. Ja, das ist eben Flughafengelände außerhalb des Flughafens. Wahrscheinlich haben die Angst, dass ein Flugzeug herunterfällt. Ich fragte dann, warum es kein Problem ist dass hunderte von Autos und Menschen unten im Park stehen und liegen und das in Ordnung ist während ich hier, 10 Meter höher und 10 Meter weiter nicht stehen darf. Das entzog sich offensichtlich auch deren Kenntnisse, denn darauf bekam ich natürlich keine Antwort. Eigentlich wollten sie, dass ich heute Abend noch den Platz verlasse. Ich erklärte ihnen, dass ich keine Lust mehr habe zu wechseln und wir verabredeten, dass mich morgen der Sicherheitsdienst vom Flughafen zu einem anderen Platz 10 min. entfernt von hier bringen will. Ich bin gespannt, sie wollten mich telefonisch verständigen.

Dann kamen noch 4 Männer um zu fragen ob ich Probleme mit der Polizei hätte, wir haben uns gut unterhalten und nach einer geraumen Zeit gingen sie wieder ungefähr 20 m weiter zu dem Platz von dem sie gekommen waren. Sie wollten offensichtlich nur einen schönen Abend in Ruhe hier verbringen. Es dauerte nicht lange kam der nächste Polizeiwagen mit drei Polizisten und die Geschichte fing von vorne an. Ich erklärte ihnen, dass sie sich nicht wundern sollen, wenn keine Touristen kommen so wie sie mit denen umgehen. Dann erzählte ich ihnen, dass sie inzwischen an diesem Tag die vierte Gruppe sei die sich um meine Sicherheit Sorgen mache und ich eigentlich nur noch totmüde sei und schlafen wolle. Es war dann der Polizeichef persönlich der mir mitteilte er hätte angewiesen mich heute Nacht in Ruhe zu lassen. Danke, mehr will ich nicht. Und so fiel ich dann ins Bett, leider wieder hellwach, denn es kreisen einem natürlich viele Gedanken im Kopf nach so einem Tag. Und ich frage mich ernsthaft, wenn es doch alles so unsicher ist und man Plätze für Touristen bereithält (genau dorthin will man mich morgen bringen), warum sind diese Plätze dann nicht ausgewiesen. Aber ich gehe davon aus, dass der Platz morgen belagert sein wird von Iranern die den Feiertag dort verbringen wollen. Sicher ist es so etwas wie ein Park, und damit habe ich leider schon genügend Erfahrung gemacht.

 Wieder einmal ein spannender Tag. Ich war aufgestanden und machte gerade meinen Sport da fing die Konversation mit dem Reifenlieferanten an bezüglich der Adresse für die Lieferung der Reifen. Ahvaz war klar, allerdings nicht die Straße und die Telefonnummer. Nach einigem Hin und Her habe ich mir überlegt heute nach Ahvaz zu fahren um einen Reifenhändler ausfindig zu machen. Vorher war aber noch Wäsche waschen angesagt, Wasser konnte ich nicht mehr tanken und Geld wechseln auch nicht mehr. Den Service hätte ich erst später bekommen können. Einmal mehr war die Polizei bei mir und frage, ob es mir gut geht oder ob ich einige Probleme hätte. Nein, mir geht es gut, keine Probleme. Das reichte ihnen und sie sind wieder gefahren. Gegen Mittag kamen dann die nächsten Polizisten. Diesmal in Zivil so dass ich erst einmal nach der ID-Card fragte. Einer gab mir seine die ich natürlich nicht lesen konnte, die aber die Größe einer Bankkarte hatte und sie sah original aus. Ich war aber noch nicht überzeugt und fragte die beiden anderen nach ihrer Karte. Der eine hatte keine warum auch immer, der andere zeigte mir seine Polizeimarke und alles war geklärt. Sie wollten meinen Pass und mein Visum checken und als ich ihnen erklärte ich würde am Nachmittag fahren wurde ich sie schnell wieder los. Ich denke die freuen sich jetzt in Dezful dass sie eine Sorge weniger haben.

Der Weg nach Ahvaz ließ sich gut fahren und so war ich in ca. 2,5 Stunden dort. Leider ohne Parkplatz. Ich hatte mir zwar vorher einen ausgesucht, der ging aber gar nicht. Hier liegt alles voller Müll, überall. Ich habe selten so eine verdreckte Stadt gesehen. Das ist auch die schmutzigste im ganzen Iran. Macht das einen Unterschied in welchem Landesteil und bei welcher Bevölkerung man sich aufhält? Bin gespannt wie das weiter geht. Jedenfalls fand ich nach einer Stunde suchen auch einen einigermaßen sauberen leisen Platz etwas abseits der Straße gelegen. Bislang störte mich keiner und ich habe noch kein Polizeiauto gesehen. Aber was nicht ist kann ja noch werden. Vielleicht verbringe ich ja wieder einen Abend ohne Zuschauer und ohne Selfies.

Nachdem ich eine ruhige Nacht ohne Polizei und Security hatte kam während ich Sport machte ein Polizist auf dem Motorrad, telefonierte und gab mir zu verstehen, dass alles ok sei. Nun gut, dann stehe ich ja richtig. Dachte ich mir so. Das Quad musste ausgeladen werden und ich machte mich auf den Weg einen Reifendienst zu finden der bereit ist alle Räder wenigstens einmal in die Hand zu nehmen. Der war auch schnell gefunden und der Chef bot mir an den KAT in seinen Hinterhof zu fahren, weil ich da sicher stehen würde. Aber zunächst bat mich sein Angestellter mit ihm zum KAT zu fahren um zu sehen wo ich stehe und wie die Reifen aussehen. Man hatte offensichtlich noch nicht ganz verstanden was gemacht werden soll. Er brachte mich aber nicht zurück zur Reifenfirma, sondern zum Haus des Chefs wo ich zum Mittagessen eingeladen wurde. Solche Überraschungen mag ich eigentlich nicht, ich wurde aber freundlich empfangen von der Familie, der Oma, einer anderen Familie aus dem Irak und mindestens 5 Mädchen und einem kleinen Jungen der kaum älter als 1 Jahr war. Das Essen schmeckte wie immer köstlich und ich bekam noch ein paar süße Fladen mit. Dann fuhr der Chef mich persönlich zum KAT und als wir ankamen standen schon drei Fahrzeuge von der Polizei dort die sich den KAT anschauten. Nach einigem Hin und Her und der Aussage, dass ich hier nicht sicher stehe (wie kann das auch anders sein im Iran) kam das nächste Polizeiauto und es dauerte nicht lange da kam das Militär ebenfalls dazu. Ich glaube, sämtliche verschiedenen Fraktionen standen um uns herum. Ich war ziemlich sauer, ich finde, so geht man nicht mit Touristen um. Ich musste meine Papiere zeigen, erst den Polizisten, später noch den Armeeangehörigen, die übrigens mit Gewehr bei Fuß standen. Ich fragte sich was sie eigentlich glauben wen sie vor sich haben. Ich sei ein Tourist und nicht mehr und zeigte dabei auf meine Tür wo es ja deutlich zu lesen war. Obwohl ich gesagt habe ich fahre in die Garage ließ man uns zunächst nicht abfahren. Warum auch immer, der Chef des Reifenservice musste dann noch lange diskutieren mit einigen Polizisten. Am Schluss wollte ein Soldat ein Foto vom Innenraum. Nee, tut mir leid, nach dem Stress bekommt keiner ein Foto, weder von mir noch vom Innenraum des KAT. Das hat er wohl schnell verstanden. Ich habe nach fast 6 Wochen im Iran langsam genug von diesem ganzen Theater und bin froh, wenn ich die Grenze überschreiten kann in der Hoffnung, dass es dann etwas entspannter wird. Das habe ich auch der Polizei deutlich zu verstehen gegeben. Jeder von denen will natürlich meine Sicherheit. Kann ich ja verstehen aber verdammt nochmal, ich bin erst einmal für mich selbst verantwortlich. 





 

Also, ab zur Garage, und da ein schattiges Plätzchen gefunden. Morgen früh wird das sicher erst einmal anders sein, aber gegen Mittag steht die Sonne so, dass ich teilweise schon im Schatten stehe. Und dann meinten die netten Herren sie würden jetzt mal anfangen wollen den Reifen vom Schlitten sowie die Felge vom Dach holen. Schön, dass die soviel Energie haben und sofort beginnen wollen, ich habe ihnen aber unmissverständlich klar gemacht, dass die Sache ohne mich nicht läuft, weil ich sowohl das Werkzeug dafür habe als auch weiß wie das geht. Das sahen sie kurze Zeit später auch ein und wir haben gemeinsam sowohl die Reifen aus der Garage und vom Schlitten als auch die Felge vom Dach geholt. Bin mal gespannt, wie sie das Ersatzrad dort wieder hinauf befördern wollen. Wird wohl irgendwie gehen. Menpower haben die jedenfalls genug, zumindest nach Köpfen. Na jedenfalls hat noch einer mit der Flex die Felgen etwas bearbeitet an den Stellen wo die Farbe abplatzt, denn genau diese abgeplatzte Farbe könnte der Auslöser dafür gewesen sein, dass ich Löcher in den Schläuchen hatte. Ich habe dann noch Grundierung darauf gegeben und so soll es hoffentlich erst einmal wieder halten. Jetzt ist es Feierabend und ich musste nochmals duschen, diesmal mit ziemlich heißem Wasser, das sich natürlich bei der Sonneneinstrahlung mächtig aufwärmt und auch bei den nächtlichen Temperaturen von 28 bis 30 Grad nicht abkühlt.

Leider ist das Internet hier fast nicht zu gebrauchen und so kann ich meinen Blog nicht veröffentlichen, obwohl eigentlich heute der Tag dafür ist. Liebe Leser, Ihr müsst Euch noch etwas gedulden.

Am Abend bin ich nochmals abgeholt worden von der Familie des Chefs, wir sind zum Falafelstand gefahren – leider hatte ich schon gegessen, dann gab es Getränke, eine Schischa – ich habe drauf verzichtet – ein Eis und dann noch zur Familie zum Melone essen. Wenn ich hier rauskomme hab ich zugenommen. Trotzdem, ein schöner Abend.






 

 Die ersten beiden Reifen kamen aus Teheran. Das wußte ich aber nicht und hatte mir mal mit dem Sport Zeit gelassen. Gegen zehn Uhr hat man mir quasi die Reifen unter den Füßen weggeschraubt. Ich schnell raus und ihnen mein Werkzeug gegeben. Dann kann ich hinterher die Schrauben wenigstens wieder lösen. Die ganze Geschichte nahm nur knapp zwei Stunden in Anspruch und schon waren zwei neue Reifen aufgezogen, zwei gewechselt, ein Reifen in der Garage verstaut und alles wieder zugeklappt. Dann ging es zum Mittagessen bei den Tanten von gestern Abend, ein großes Hallo und eine riesige Decke wurde mit Tellern und Schüsseln vollgestellt. Wenn man hier in der Familie isst muss man aufpassen, dass der Teller nicht wieder gefüllt wird, wenn man schon satt ist. Die Iraner können Mengen essen da staune ich immer nur. Wobei, man kann es auch sehen.

 Warten auf die Reifen. Währenddessen kann ich ja mal einige wichtige Sachen erledigen wie zum Beispiel Wasser tanken, die Garage soweit aufräumen, das Quad waschen, und natürlich, Mittagessen mit der Familie, Abendessen mit der Großfamilie, einkaufen weil viele Lebensmittel später teurer sind und Reza hat mich mitgenommen zu einem Großhandel für Nüsse, dort konnte ich mich für die nächsten Monate eindecken zum Großhandelspreis. Super, danke. Und wenn man dann denkt man hat mal eine Stunde Pause kommt die Familie zum Platz, weil die Mädels Quad fahren wollen. Gerne doch, habe ich ja Spass wenn die sich freuen. Aber es ist insgesamt schon sehr anstrengend, auch wenn die Reifen heute nicht gekommen sind, der Transporter steckte fest und hatte irgendwas am Motor.  Ich will mal hoffen, dass der morgen früh es dann endlich schafft. Sind ja nur 600 km, und von Montag bis Mittwoch sollte das doch zu regeln sein. Jedenfalls bin ich froh wenn alles erledigt ist, denn ansonsten werde ich an akutem Schlafmangel sterben.











Weil mir einfiel dass ich noch einige Sachen am KAT machen kann bevor die Reifen kommen hab ich mal auf meinen Sport und die Dusche am Morgen verzichtet. Im Nachhinein eine gute Idee. Ich konnte nämlich den Luftfilter ausblasen, Öl nachsehen, zwei Dieselleitungen ersetzen die wieder Risse hatten – warum auch immer, ja, es sich richtige Schläuche für Diesel, und trotzdem reißen sie, hatte ich ja schon in der Türkei. Diesmal habe ich die Schläuche vorher umwickelt mit UV-beständigem Band. Mal sehen, ob das hilft. Dann noch die Klimaanlage gesäubert und schon mal die Radmuttern gelöst. Die Reifen kamen dann auch gegen 11 Uhr und wir hatten vorher bereits einen Reifen nach hinten verfrachtet und einen zweiten Reifen abmontiert, weil dieser auf das Dach kommt. Mit vereinten Kräften – sprich 4 starken Männern – hat man dann den Reifen mit Felge auf die Motorhaube gehoben, geschoben, gezogen… und ihn dort befestigt. Die Tage der Suppenschüssel auf der Motorhaube sind passe. Das dritte Ersatzrad konnte auf den Schlitten gebracht werden und dann fehlten nur noch die neuen Reifen. Die wollten aber irgendwie nicht auf die Felge, und so mussten sie zu einem anderen Service gebracht werden der eine Maschine zum Aufziehen hat. Nach dem Mittagessen war es dann soweit, die beiden neuen Reifen auf die Achsen montiert und fertig ist alles. Ok, ich hätte noch die Schraube von der Lichtmaschine tauschen können, weil da ja noch die gehärtete Schraube diese festhält und ich weiß, dass die über kurz oder lang brechen wird. Aber ehrlich, ich hatte keine Lust dazu. 

 



Geduscht, alles eingeräumt und Abfahrt. Eigentlich hätte ich ja noch bleiben sollen, weil ich noch eine Einladung zum Abendessen bekommen habe. Aber bitte, ich habe doch schon zugenommen. Nicht noch mehr. Danke.

Und so bin ich los zur nächsten Tankstelle an der ich mein nächstes spannendes Erlebnis haben sollte. Ich fragte wie immer nach Diesel und man bestätigte mir, dass ich Diesel bekommen könnte, ein LKW-Fahrer hat seine Karte dort gelassen. Und der Tankwart hat den Tank vollgetankt, was eigentlich nicht selbstverständlich ist. Normalerweise gibt es ja nur 100 l, wenn man Glück hat mal ein bisschen mehr. Und ich musste ihm dreimal sagen er solle stoppen. Im Nachhinein wußte ich warum. Die Tankuhr zeigte 1.Mio Rial. Ich gab ihm genau das Geld. Damit zeigten sie sich natürlich nicht zufrieden und wollten mehr. Hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Nach einigem Hin und Her sind wir in ein Büro gegangen, der Tankwart hat einen Freund angerufen der gebrochen Englisch sprach und er hat nochmal gerechnet. 320 l Diesle machten bei ihm dann mal die geringe Summe von 12.000.000 Rial. Richtig, 12.Mio statt 1 Mio. Ich war doch sehr erstaunt und nicht nur das. Supersauer und hab gefragt, ob sie mich über den Tisch ziehen wollen. Ich hätte ja immer mal mehr gezahlt als die Tankuhr sagt. Aber 12 mal soviel ist mit verlaubt eine Frechheit. Und das hab ich ihm auch ziemlich deutlich auf Englisch an den Kopf geschmissen. Ich rief daraufhin meinen Kontaktman in Isfahan an und erzählte ihm was mir gerade passiert und er vertrat die Meinung, dass es in Ordnung sei dass ein Tourist 35.000 Rial für einen Liter Diesel zahlt anstelle von 3.000. Hallo, ich dachte ja immer, der sei für die Touristen da und nicht für Menschen, die andere über den Tisch ziehen wollen. Er telefonierte eine Zeit lang mit dem Tankwart und dann hab, ich mein Telefon wieder genommen. Er versuchte mich zu beschwichtigen, aber ich war so sauer, dass er keine Chance hatte und ich war auch nicht bereit, diesen hohen Betrag zu zahlen. Gut, unterm Strich sind das ca. 35 Euro für 320 l Diesel. Und Ihr sagt jetzt wahrscheinlich: Was stellt die sich so an. Allerdings sollte man dabei im Auge behalten, dass die Iraner für 320 l Diesel gerade mal 3.20 Euro zahlen. Und dann relativiert sich das wieder. Jedenfalls hab ich mich in den KAT gesetzt, die Tür geschlossen – das Fenster war noch geöffnet – ihm 20 Dollar = ca. 6.000.000 Rial in die Hand gedrückt und noch kurz mit ihm diskutiert. Er wollte nochmals mit dem Kontaktman aus Isfahan sprechen, ich gab ihm aber das Telefon nicht nochmal. Das hätte meine Position verschlechtert. Er wollte mir die 20 Dollar zurückgeben nach dem Motto: Was soll ich mit Dollar. Ich hatte aber kein iranisches Geld mehr, davon hätte er auch bestimmt nicht so viel bekommen. Jedenfalls habe ich den KAT angeschmissen – Luft war noch genug im Bremssystem – und bin ganz langsam losgefahren. Er hat sich natürlich vor den KAT gestellt und schnell gemerkt, dass ich nicht bereit bin für ihn zu bremsen und ging dann schleunigst an die Seite während ich Gas gegeben und abgefahren bin. Soviel zu den freundlichen Iranern. Nur mal zum Vergleich. Der freundliche LKW-Fahrer hat jetzt für die Hingabe seiner Karte genau 6.500.000 Rial kassiert. Der Reifenservice hat für das Auf-, Ab- und Umziehen der Reifen incl. Befestigen der drei Ersatzreifen in der Garage, auf der Motorklappe sowie auf dem Schlitten, Quad reinigen, Hilfestellung bei meinen kleineren Reparaturen und jede Menge Essen und Trinken 20.000.000 Rial bekommen.

Im Netz stand, dass die Verkehrspolizei bei der ich die Nummernschilder abgeben muss, ab 15 Uhr sowie morgen und übermorgen geschlossen hat. Ich hatte mich folglich darauf eingerichtet am Samstag weiterfahren zu können in den Irak. Als ich an der Polizeistation ankam wollte der Polizeichef gerade wegfahren. Glück gehabt, denn der hat meine Nummernschilder direkt in Empfang genommen, alles gecheckt – sprich nachgesehen, ob ich irgendwo mal zu schnell gefahren oder eine rote Ampel übersehen habe – und mir die Papiere gestempelt und unterschrieben zurück gegeben. Jetzt kann ich morgen schon in den Irak fahren und dann übermorgen nach Kuwait rein. Da brauch ich dann erst mal Ruhe. Denn eins könnt Ihr mir glauben. 6 Wochen lang permanent gesagt bekommen man stehe nicht sicher am ausgesuchten Ort, man solle doch zum Essen zu den Iranern nach Hause kommen und gefragt werden was sie einem denn Gutes tun können kann irgendwann auch mal nerven. Spätestens an so einem Abend wie heute, an dem man noch einige Telefonate führen muss bezüglich der Grenzübergänge und ansonsten eigentlich nur noch schlafen will.

Und Internet gibt es auch nicht, zumindest nicht so, dass ich den Blog schreiben kann.

 Ich wollte eigentlich noch in das Kriegsmuseum hier, hab mir aber überlegt, dass ich nochmal in den Iran fahre und sicher die gleiche Grenze nehme, da kann ich auch beim nächsten Mal dorthin. Jetzt nur noch raus und in den Irak, eine Nacht in Basra wenn möglich, oder auch zwei, das war meine Idee. Allerdings kam es dann ganz anders als gewollt.

Ab zur Grenze und dann dorthin, wo die ganzen Autos stehen, bis es rechts nur noch auf einen kleinen Parkplatz ging auf dem ich dann zum Glück noch so gerade Platz hatte zum Drehen. Rechts und links an der Straße parkten Autos, die mir entgegenkommenden mussten Platz machen damit ich den Weg wieder zurückfahren konnte. Eindeutig die falsche Spur genommen. Also rechts den Übergang zur anderen Spur, die ca. 25 m neben der von mir genommenen lag, gefahren und dann die gleiche Tortour mit allen Autos die rechts und links an der Straße standen und mir entgegenkamen. Ziemlich schnell war mir klar, dass ich hier ebenfalls falsch bin. Wie häufig wieder Glück im Unglück, denn hinter mir war die Polizei, die mich unter Umgehung der Hindernisse (dafür war der KAT ja mal gebaut: soll dem Panzer folgen unter Umgehung großer Hindernisse, habe ich gemacht) zur Stelle brachte, an der man die Fahrspur von den Sperrbalken befreien und ich damit eine saubere Durchfahrt hatte. Ihr könnt Euch denken wo ich gelandet bin, ja, genau, das war der Eingang zur Grenze für die Fußgänger, die es hier in rauen Mengen gibt. Dann führte man mich freundlicherweise zunächst zur Polizei mit meinem Reisepass, dann dorthin, wo ich das Carnet de Passage abgestempelt bekam und schließlich zeigte man mir den Weg zum Grenzübergang Richtung Irak. Es gab drei Fahrspuren, zwei führten in die Richtung in die ich fahren musste, eine in die Gegenrichtung. Zwei Männer in schwarzen Gewändern standen dort und erklärten mir, ich solle doch die linke Spur nehmen, und freundlich wie ich bin folgte ich den Anweisungen bis es nicht mehr weiter ging, denn eine Möglichkeit zu den rechten Spuren zurück zu fahren gab es nicht und ich stand vor den Grenzposten, die die Fahrzeuge aus dem Irak in den Iran durchfahren ließen. Also wieder drehen – ja, sonst macht es ja keinen Spass – ich hatte ja auch Einweiser, die leider das dicke Kabel übersehen hatten und plötzlich ganz laut „Stopp“ schrien. Klar, hatte sich doch das Kabel zwischen den Highpipes verfangen. Ein Einweiser ist dann auf das Dach geklettert, hat das Kabel hochgehalten und ich habe gedreht. Zurück auf Start nennt sich das bei Monopoli, kenn ich schon. Hinten anstellen und warten. Es dauerte eine Ewigkeit, denn ich hatte viele LKW vor mir, die am letzten Tag vor dem Ruhetag noch in den Irak wollten. Dann ging es nach und nach weiter und irgendwann stand ich an der Grenze zum Irak und diesmal auch gleich an der richtigen Stelle. Links raus aus der Schlange – war klar, bin ja kein LKW und sehe irgendwie komisch aus und dann kam ein netter Polizist auf mich zu der mir half, mein Fahrzeug kurz checkte und mit mir zu einem der unzähligen Container ging um das Carnet de Passage ausfüllen zu lassen. Kostenpunkt: 100 Euro. Die Papiere soweit in der Hand und fertig ging es darum, dass ich ja noch kein Visum hatte. Visa on arrival nennt sich das und es soll hier möglich sein. Ein anderer Grenzbeamter, im Nachhinein stellte sich heraus, dass es sich um den Secret Service handelte – Stunden später konnte ich auch anhand der unterschiedlichen Uniformen erkennen wer was zu sagen hat – wollte sich um mein Visum und den Stempel in dem Reisepass kümmern. Es dauert nicht lange versicherte er mir. Später wußte ich dann auch, was „es dauert nur 5 Minuten“ heißt. Er kam zurück und erklärte mir, es gäbe noch einige Unstimmigkeiten wegen des Fahrzeugs und das müsste jetzt mal kontrolliert werden. Also kamen die schwarz gekleideten sowie einige Polizisten und checkten alles ab. Das heißt, eigentlich trat er auf die Empore von der Garage, schaute sich um und schüttelte mit dem Kopf. Fragte was in den Kisten sei, ob ich eine Kamera an Bord hätte (ja, klar, meinen Fotoapparat und die Rückfahrkamera) GPS (klar, hat jedes Handy) und was sonst noch alles im Fahrzeug sich befindet. Nach langem Hin und Her hieß es „Einreise verweigert, das ist ein Militärfahrzeug“. Ich solle zurück in den Iran. Und dann fingen die Diskussionen an. In den Iran zurück geht nicht mehr. Kein Visum, keine Möglichkeit eines zu bekommen, dort im Iran kein Internet, große Unruhen und dann die Frage, ob er es verantworten könne mich dorthin zurück zu schicken. Stunden später hieß es immer noch: Militärfahrzeug und ich fragte nochmals freundlich was daran militärisch sei. Ja, da wären noch einige militärische Einrichtungen im Fahrzeug. Ich widersprach und sagte: Nehmen Sie das ganze Fahrzeug auseinander und Sie werden nichts militärisches finden. Also nochmals die Türen geöffnet, allen erklärt, was sich in den Kisten befindet, dass ich gerne alles ausräume damit sie sich überzeugen könnten. In der Zwischenzeit hatte ich das Fahrzeug an anderer Stelle geparkt und bin zu allen Stellen gegangen die mir ggfl. Helfen könnten. Unter anderem zu dem Chef des Zolls bei dem ich schon vorher wegen KAT und Quad war, beim Secret Service und zwar sowohl beim Chef als auch beim Mitarbeiter und dann kam noch das Militär ins Spiel. Der General dessen Namen ich leider vergessen habe, dessen Foto ich aber hier einstellen werde, legte sich für mich ins Zeug. Und nicht nur der sondern alle Anwesenden kümmerten sich rührend darum, dass ich die Einreise für den Irak bekomme. Es lag ja auch einzig an dem Chef des Secret Service dass ich die Einreise verweigert bekam. Und der General fing dann an zu telefonieren. In der Zwischenzeit hatte ich von einem anderen Fahrzeug gehört dass am Morgen die Grenze von Kuwait in den Irak passiert hatte ohne Probleme. Mit einem Steyr, der ebenfalls ein Militärfahrzeug war. Die schickten mir dann Bilder und ein Video mit Fahrzeug in Basra, dem Ort meiner Begierde. Auch das zeigte ich allen die es sehen wollten. Dann musste ich mit dem KAT an die Iranische Grenze, der General machte ein Foto um so zu beweisen dass ich versuchte in den Iran einzureisen, jedoch die Iraner mich nicht reinließen. Inzwischen war es Abend geworden, mein Magen hing ganz weit unten, allerdings wurde ich an jeder Ecke und Stelle mit Wasser versorgt – ich konnte es irgendwann schon nicht mehr sehen. Dann die Frage des Generals ob ich lieber Hähnchen oder Rindfleisch esse. Hähnchen war meine Antwort, und als sich nach über einer halben Stunde nichts tat dachte ich schon, man läßt mich verhungern. Es war dann bereits 9 Uhr abends als wir uns an den reichlich gedeckten Tisch setzen und gemeinsam unser Abendessen zu uns nahmen. Getränke: natürlich Wasser. Es war so reichlich, dass ich mir eigentlich noch was hätte einpacken lassen können – hätte ich es mal gemacht, die Nacht war noch lang. Und wieder wurde telefoniert, ich zwischendurch mit der deutschen Botschaft die mich natürlich nicht helfen konnten, der General mit allen Behörden die ihn kannten und die er kannte, mit den Ministerien in Bagdad, der Einwanderungsbehörde und ich weiß nicht mit wem noch. Alle anderen waren dann erst mal raus. Dann wieder nach draußen und mit den Secret Service gesprochen. Und ich ihnen immer mal wieder freundlich und bestimmt klar gemacht dass, egal was passiert, ich auf keinen Fall in den Iran zurück fahre und ich reichlich Lebensmittel und Wasser an Bord habe um hier mehr als 2 Wochen zu überstehen. Und dann irgendwann gegen Mitternacht, nachdem ich das Quad ausgeladen, die Kisten geöffnet und man sich davon überzeugt hatte dass keine militärischen Einrichtungen mehr im KAT und am KAT vorhanden sind, kam die Nachricht: Ok, Du bekommst das Visum für den Transit direkt an die Kuwait-Grenze und das mit Begleitung. Alleine fahren ist nicht. Ab ins Büro für das Visum sitzt dort der Chef und fragt allen Ernstes was es denn für ein Problem gäbe und warum ich nicht sofort zu ihm gekommen wäre, er hätte mir sofort das Visum gegeben. Na super, aber der Secret Service hätte mich höchstwahrscheinlich trotzdem nicht fahren lassen. Wie dem auch sei, ich bekam das Visum und den Stempel in meinen Reisepass und nach einigen kurzen Diskussionen war nach Mitternacht Abfahrt angesagt. Dauert auch nicht lange, sind nur 80 km und die schaffen wir ja noch mit links. Dass ich morgens um 6 Uhr aufgestanden war interessierte keinen. Gegen 2 Uhr Ankunft an der Grenze Kuwait. Und jetzt, so meine Gedanken, nur noch ins Bett. Leider kannte ich die Gedankengänge der mich begleitenden Polizisten zu dieser Zeit noch nicht. Der fing dann an, sich solle doch mit meinem Pass mal eben mitkommen zur Polizei damit ich den Ausreisestempel bekomme. Dauert auch nur 5 Minuten. Ja, kennen wir ja schon. Bisher dauerten die 5 Minuten geschlagene 10 Stunden. Und dann ging es weiter, Ausreisestempel auf das Carnet de Passage, Kontrolle aller Papiere und nach 1,5 Stunden – inzwischen war es 3.30 Uhr – war ich ziemlich ungehalten als man mir erklärte, ich solle jetzt die Grenze durchfahren mit dem KAT und kann dann gleich die Einreise Kuwait erledigen. Ich erklärte ihnen, dass ich ja gerade mein Fahrzeug bereitgemacht hatte zum Stehenbleiben und ich seit 24 Stunden – im Irak musste ich die Uhr um 1,5 Stunden zurück drehen so dass es inzwischen nicht 3.30 sondern für mich 5 Uhr war – nicht geschlafen hätte und jetzt nur noch in mein Bett will. Ja sagte der eine Grenzbeamte, er sei auch müde und nur meinetwegen noch am Standort. Ist das mein Problem? Nein, ich denke, der hatte Bereitschaft, denn der ist ja nicht meinetwegen aus seinem Bett zu Hause gestiegen, andere Grenzbeamte hatten auch Nachtschicht. Dann kam noch der Chef der Polizei der mir sagte, ich solle doch das Fahrzeug 10 m versetzen. Ja klar, ist ja kein Problem. Mal alles wieder einpacken, Leiter hoch und ab. Warum das Ganze? Keine Ahnung, machte auch keinen Sinn. Die Aussage war: Nachher ist hier wieder die Hölle los, LKW, PKW, Fußgänger usw. Ok, versetzt und dann ab unter die Dusche – ich konnte mich schon selbst nicht mehr riechen – ins Bett und schlafen. So mein Plan.

 




 An dieser Stelle bedanke ich mich nochmals ganz herzlich beim General Schellen -ich hoffe, ich habe den Namen richtig geschrieben - , der dafür gesorgt hat dass ich die Grenze in den Irak überqueren durfte. Dafür, dass ich dann den Irak im Transit nur durchqueren durfte war er dann nicht mehr verantwortlich.

 

 Nach 1,5 Stunden Schlaf, also ziemlich genau gegen 5.30 Uhr wurde ich wach. Nicht von LKW und nicht von PKW, denn es war Freitag, ich sah den ganzen Tag an den Grenzen keinen LKW, soviel zum Thema stell den KAT woanders hin damit Du in Ruhe schlafen kannst (Eigentlich wollten die mich nicht mehr sehen auf der Seite des Irak, die hatten wahrscheinlich Angst, dass ich nicht nach Kuwait einreise, dann hätten sie ja wieder ein Problem gehabt). Da ich nicht mehr schlafen konnte und mich hellwach fühlte war Aufstehen, Frühstücken und Abfahrt angesagt. Halb sieben und ich stand vor den Grenzern, die immer noch Nachtschicht hatten. Sie begrüßten mich freundlich und glaubten mir wahrscheinlich meine Aussage zum Thema Müdigkeit von vor 3 Stunden nicht mehr wirklich. Aber sie ließen mich nachdem der Spürhund durch das Fahrzeug gelaufen war um sämtliche Drogen aufzuspüren abfahren.

Auf zu nächsten Abenteuern. Mein Antrag auf ein Visum, den ich online gestellt hatte, war nicht durchgegangen, weil mein Foto nicht passte. Folglich brauchte ich ein Visum on arrival, was hier kein Problem darstellt. Für 3 KD – die ich natürlich nicht hatte – bekommt man das. Ein freundlicher Mitarbeiter bezahlte für mich, ich gab ihm 20 Dollar und bekam den Rest in KD (Kuwait Dinar) zurück. Nach 2 Stunden hatte ich das Visum, der zuständige fing erst gegen 8 Uhr an zu arbeiten und dann kamen viele Touristen aus dem Irak zurück die in Kebala waren (Pilgerstätte für 20.000.000 Touristen zu dieser Zeit die aus dem gesamten nahen Osten gekommen waren). Dann ging es weiter zum Zoll. Das nächste Carnet de Passage für die Fahrzeuge musste ausgefüllt werden und der Zoll musste mich hereinlassen. Und dann kam das gleiche Problem, der Chef sah im KAT ein Militärfahrzeug und verweigerte die Einreise. Diesmal dauerte es nicht ganz so lange ihn davon zu überzeugen, dass das Fahrzeug ein Wohnmobil ist. Und auch hier halfen mir die Bilder von Steyr. Und natürlich die Aussage, dass diese Fahrzeuge sowohl von der UN als auch vom THW zivil genutzt werden – sofern man bei der UN von zivil sprechen kann. Nach gefühlten 2 Stunden und mehreren Wasserflaschen hatte ich das OK. Dann kam die nächste zu nehmende Hürde, der KAT sollte durch das Röntgengerät. Dazu musste ich ein Stück fahren zu einem riesigen Platz auf dem sich am Ende zwei Röntgengeräte befanden und vorher ein riesiger Unterstand. Dahin sollte ich dann fahren nachdem ich zuvor schon am Röntgengerät stand. Der mich begleitende Polizist schaute mich an und sagte: Dann packen Sie mal das Fahrzeug aus. Meine Kinnlade konnte gar nicht soweit runter wie sie wollte. Ich schaute ihn an und fragte ihn, ob er das ernst meint. Zum Glück können die Kuwaitis meistens ziemlich gut Englisch. Er sagte ja, das machen wir mit allen LKW so. Ich darauf: ich habe keinen LKW sondern ein Wohnmobil. Ja sagte er, das sei ihm klar. Ich sagte ihm: Ich zeig Ihnen mal was wir dann auspacken müssen, öffnete die Beifahrertür, zeigte ihm sämtliche Kisten und Kästen im Fahrerhaus, öffnete die Quadtür, zeigte ihm auch dort alle Kisten soweit man diese sehen kann von der Empore aus und dann den Wohnraum, zeigte ihm was in den Klappen sich befindet und fragte ihn nochmals ob er das ernst meine. Daraufhin fuhr er zu seinem Chef um mit diesem das Problem zu besprechen. Dauer: 5 Minuten. Zurück zu mir meinte er, man wolle es mal so versuchen, und wenn das nicht geht, dann ist Auspacken angesagt. Gut, nach 24 Stunden ohne Schlaf, 1,5 Stunden Schlaf und inzwischen war es schon Mittag, kein Problem. Also ab zum Röntgengerät, einmal von links und einmal von rechts geröntgt und dann kam er mit einem DIN A4 Blatt und erklärte mir die Stellen an denen er nochmals nachschauen sollte. Und da über uns Kameras angebracht waren musste das ganze Programm durchgezogen werden. Die ersten Stellen: Die Kisten auf dem Fahrerhaus. Die solle ich doch bitte herunterholen. Ich grinste ihn an und sagte: Nein, die sind festgeschraubt, da müssen wir schon mal sportlich hochklettern. Er schaute mich ungläubig an und ich begab mich nach oben. Er musste mir natürlich folgen, eine andere Chance hatte er nicht. Die Kisten beinhalten Bergegurte, Tempos, Hasenstreu (für meine Toilette), Spiegel, Lampen etc.). Dann noch in die Garage, dort waren die Ersatzreifen vom Quad nicht erkannt worden, und ins Badezimmer, der Oberschrank kam ihnen suspekt vor. Dann war alles erledigt, ich bekam nach einigen weiteren Verzögerungen meine Papiere und konnte nun endlich fahren. 2 Stunden nach Kuwait Stadt, dort erwarteten mich Totti und Fenny schon und wir hatten einen schönen Restnachmittag, hatten wir doch Vieles zu bequatschen und erzählen, denn wir hatten uns seit Georgien im vergangenen Oktober nicht mehr gesehen.