Sonntag, 4. September 2022

Iran ab dem 21.8.2022

 

So ein weiterer spannender Tag im Iran neigt sich dem Ende. Heute bin ich diejenige die mal falsch lag. Dazu gleich mehr.

Erst einmal war ja Aufstehen angesagt und alles was dazugehört bevor man überhaupt hier die Tür öffnen kann und darf. Dazu hatte ich aber zunächst gar keine Lust, bin im KAT geblieben und hab mich dem Internet und hier vornehmlich meinem Blog gewidmet den ich auch gleich online gestellt habe. Nach dem Mittagessen bin ich dann zum historischen Bazar gefahren, der angeblich der schönste im Iran sein soll. Wird wohl so sein, und verlaufen kann man sich darin auch. Ich habe gefühlte 3,5 Stunden darin verbracht. Spannend kann ich nur sagen. Vergleiche habe ich noch nicht, wird aber sicher noch kommen, denn die Bazare im Orient stehen bei mir hoch im Kurs.

Erschöpft vom Shoppen habe ich mich auf mein Bett gelegt und wollte eine Stunde lesen. Daraus wurde dann leider nichts, denn es klopfte heftig an der Tür. Ich schaute aus dem Fenster und sah zwei jüngere Männer, normal gekleidet die mich nach meinem Reisepass und meinem Visum fragten. Ich habe denen dann gleich geantwortet, ich würde ihnen die Papiere nicht zeigen, weil ich ihnen nicht glaube, dass sie zur Polizei gehören. Nach nochmaliger Ansage von ihnen und Verneinung von mir schloss ich das Fenster und kümmerte mich nicht weiter. Die Beiden waren dann auch nicht mehr gesehen. Ich nahm mein Handy, ging raus, schloss die Türe ab und dann sah ich einen an seinem Auto stehen. Ich hin, Fotos geschossen vom Nummernschild und bin zu den Männern, die gerade auf den Abschleppdienst warteten und sprach mit ihnen. Ich erklärte die Situation und einer rief die Polizei an. Die beiden Männer standen ungefähr 50 m entfernt von mir und ich bin nochmals hin und hab sie fotografiert. Nach einer kurzen Wartezeit kam die Polizei mir einem riesigen Aufgebot. Sie fragten mich auf Englisch was ich für ein Problem hätte und warum ich meine Papiere den beiden Männern nicht gezeigt hätte, das wären Kollegen. Ich erklärte dann mal die Situation und schilderte ihnen, wie sich beide benommen haben und dass ich keine Ausweise der Polizei gesehen hätte. Und warum ich so wütend sei erklärte ich ihnen anhand der Geschichte die mir ja vor ein paar Tagen schon einmal passiert ist. Nachdem wir das geklärt hatten sagte mir einer der Herren, dass ich durchaus im Recht gewesen sei und der Polizist sich falsch verhalten hätte. Jetzt solle ich aber mal meine kompletten Papiere zeigen. Und das dauerte dann mindestens eine Stunde. Sie checkten alles incl. Meiner iranischen Papiere und meiner Handys. Dann machten sie mich auf ein Problem aufmerksam das ich bereits an der Grenze geahnt hatte. Hatte man mir doch dort gesagt ich brauche für ein Motorrad und ein Quad keine Lizenz und kein iranisches Nummernschild. Und jetzt fragten sie mich warum ich keins habe und dass man mir das Quad festsetzen würde, wenn ich damit führe. Ja bravo, genau darauf habe ich gewartet. Es dauerte dann eine gefühlte Ewigkeit bis man sich einig war, dass ich möglicherweise doch keine Lizenz brauche und man wolle mit dem Chef sprechen und wenn der sagt es gäbe keine Probleme dann hätte ich auch keine. Möglicherweise liegt das daran, dass keiner von den netten Polizisten wusste woher ich jetzt einen Fahrzeugschein und ein neues Nummernschild bekommen könnte. Und dann wollte einer der Herren noch meinen Laptop besichtigen. Gerne, ist ja nichts drauf was sie nicht wissen dürfen. Dann verabredeten wir, dass ich morgen informiert werde, wenn es ein Problem gibt, wenn es keines gibt sehe ich hoffentlich niemanden von denen wieder. Ich hoffe nur, dass dann alle anderen Polizeidienststellen darüber informiert sind, dass ich keine Lizenz brauche. So ein Theater brauch ich nicht nochmal.

 

 

 

Der letzte Tag in Täbris, obwohl man hier sicherlich noch eine Zeitlang verweilen kann. Ich will es aber wieder ruhig haben und Stadt hatte ich jetzt genug. Nachdem gestern die Polizei verschwunden war hatte ich einen ruhigen Abend und eine ruhige Nacht, obwohl die Polizei ja der Meinung war ich solle zum Park fahren unterhalb von Täbris, da wäre ich nicht alleine. Genau das wollte ich aber doch, ich brauch doch kein Theater bis nachts um eins. Das hatte ich schon.

Heute kam der Polizist natürlich nicht was mir sagen soll, dass ich keine Probleme habe. Gut, kann ich glauben oder auch nicht, der nächste Polizist kann das wieder dann anders sehen. So wie damals in Griechenland, als die Polizisten mich mit dem kaputten Zylinder anhielten, mich nicht weiterfahren lassen wollten und schließlich meinten ich solle fahren, damit sie ihr Problem los sind und sich die nächsten Polizisten ja darum kümmern könnten.

Na jedenfalls bin ich heute nochmals mit dem Quad in Täbris gewesen, hab mir zwei alte Moscheen angesehen, eine Grabstätte für historische Dichter und Denker des Iran sowie einige sehr interessante und schöne Häuser. 

 




























Zurück am KAT wurde das Quad sofort verladen damit ich dann morgen früh direkt losfahren kann. 55 km sind angesagt zu einem Höhlendorf. Bin ganz gespannt.


Die Fahrt nach Kandovan war nicht schwierig, wobei die letzten 25 km meistens bergauf gefahren werden mussten und die Straße war nicht dafür gemacht, dass zwei LKW sich begegnen. Oben angekommen auf 2.200 m musste ich 200.000 Rial zahlen für die Einfahrt in das Dorf bzw. für mich auf den Parkplatz vor dem Ort. Dieser ist riesig, wird wenig angefahren und man kann in Ruhe den Abend ausklingen lassen und übernachten. Heute habe ich zunächst mir die Gegend mit dem See angesehen, der hier ganz in der Nähe ist. Ein kleiner Stausee der sicher dazu dient die landwirtschaftlichen Flächen mit Wasser zu versorgen. Hier stehen riesige Walnussbäume und unendlich viele Bienenstöcke.

 







Kandovan war angesagt, der Ort, in dem die Menschen noch in den Felsenhäusern wohnen. Außerdem gibt es hier eine Mineralwasserquelle die nicht nur von den Bewohnern hier genutzt wird, auch viele Bewohner der Umgebung kommen hierher und holen sich Wasser in großen Kanistern. Kandovan ist sehr touristisch angehaucht, viele kleine Geschäfte verkaufen Kräuter, Gewürze, getrocknetes Obst und Tee. Ich wurde von vielen Iranern freundlich begrüßt, gefragt wo ich herkomme und wohin ich fahren will und willkommen geheißen im Iran. Ein Iraner sprach mich an er sei hier Englischlehrer und hätte ein paar Fragen. Wir unterhielten uns eine Weile über das Lernen einer Sprache und darüber, dass die iranischen Kinder sich häufig nicht trauen englisch zu sprechen. Dann hat er ein Interview mit mir gedreht das er seinen Schülern zeigen möchte.

Der Ort ist schnell besichtigt, aber man kann auch hervorragend hier relaxen und sich die Ruhe antun. Denn die nächsten Tage werden in jedem Fall stressiger.

 
























Abreise war angesagt, 302 km bis zu meinem nächsten Standort. Und das zieht sich, wenn man nur Landstraße fahren kann und zwischendurch mal etwas Diesel braucht. Wobei, Diesel gibt es ja nur 100 Literweise. Halb neun losgefahren, ca. 4 Uhr angekommen. Durch gefühlte 100 Dörfer gefahren, und die haben hier ja immer so schöne Speed Bumper, da kann man nicht mit mehr al 30 km/h drüber. Also bitte immer schön in den zweiten, höchstens dritten Gang runterschalten, vorsichtig drüber und warten, bis der nächste kommt. Manchmal schon nach 100 m, manchmal auch erst nach 250 m. Aber solange das Dorf noch nicht zu Ende ist geh davon aus, es kommen noch welche. Am Ziel angekommen, ich hatte mir einen schönen Parkplatz oberhalb eines kleinen Parks ausgesucht, musste ich den KAT nur noch wenden um in der richtigen Richtung zu stehen sprich, die Tür nicht zur Straße zu haben. Gesagt, getan, oder zumindest wollte ich das tun, eine viertel Runde hatte ich schon gedreht und stand jetzt ca. 50 cm vor der Straßenlaterne des Parks. Leider bekam ich den Rückwärtsgang nicht mehr rein bzw. da, wo der Rückwärtsgang eigentlich ist stellte sich der zweite Gang ein. Mir fiel ein, dass wir das gleiche Problem damals in Deutschland schon mal hatten, die Halterung vom Gestände war heruntergerutscht. Eigentlich kein Problem, wenn man nicht mit Kopftuch und weißer Bluse hinter dem Lenkrad sitzt. Kopftuch ab, grünes aufgesetzt, Panzerkombi an und unter den KAT gekrochen zum Richten. Passt, und der Rückwärtsgang funktioniert wieder.

Nach dem Abendessen, die Polizei hatte mich zwischendurch auch schon besucht und gemeint es sei alles ok, noch eine kleine Runde in die Stadt gehen, da gibt es eine alte Villa zu besichtigen. 3,5 km laufen, kein Problem heute, und auf dem Rückweg gleich mal in den Supermarkt. Dort rausgekommen hielt mich ein Iraner an und fragte, ob ich Tourist sei. Ich bejahte. Er zeigte mir seine ID-Card und bat mich um den Reisepass. Kein Problem, war er doch von der Polizei und mit der ID-Card auch als solcher zu identifizieren. Nachdem er alles gecheckt hatte fragte er mich, ob mir der KAT gehört. Ja, klar – ich meine, andere Touristen gab es ja hier nicht, wem wohl sonst -. Der könne dort nicht stehen bleiben. Ich war etwas verblüfft, hatten doch vorher drei Polizisten mir gesagt alles sei in Ordnung. Nach einigem Hin und Her und zwei Telefonaten stellte sich heraus, dass ich direkt neben einem kleinen Militärstützpunkt geparkt hatte und diese Fläche noch dazu gehört. Na super. Das auch noch. Zurück zum KAT damit ich noch im Hellen mir einen neuen Stellplatz suchen konnte. Der wurde mir auch gleich mitgeteilt, am Busterminal wäre das kein Problem, da stünde ich sicher und es wäre Platz genug. Alles eingepackt, Abfahrt, und nach 10 min. das Ziel erreicht, KAT gerade ausgerichtet – sofern das ging – und dann wurde es auch schon dunkel. Ich frag mich dabei, warum mir vorher die Polizei das nicht gesagt hatte. Schon merkwürdig alles hier.

 












So, die erste Nacht am Busterminal überstanden. Neben mir stehen eine Dampfwalze und eine Teermaschine, ich hoffe, die springen morgen nicht schon um 6 Uhr an um loszufahren. Und wenn dann bitte zügig und weg hier – Spass beiseite, so ist das nun mal.

Freitag ist ja hier wie bei uns Sonntag, also keiner arbeitet bis auf die Händler. Die Geschäfte haben natürlich fast alle auf, zumindest die für den täglichen Bedarf. Und das dürften hier ungefähr die Hälfte sein. Mit dem Quad bin ich losgefahren zur Karaftou-Höhle, die früher mal bewohnt war. Eine riesige Höhle mit einem 750 m langen Gang und die „Wohnräume“ waren auf 4 Ebenen verteilt. Schon beeindruckend das alles. Verwundert war ich über die Iraner, die nicht in die Höhle selbst gingen bzw. nur vereinzelt, sondern mit einem riesigen Picknick hier hoch kamen um den freien Tag mit der Familie zu verbringen. Ich kann ja verstehen, dass man in der Höhe – ca. 2.000 bis 2.200 m – nicht so schwitzt. Aber spätestens, wenn das komplette Picknick incl Grill und Getränke mal so 10 Stufen hochgeschafft wurde schwitzt man genauso als wenn man unten geblieben wäre.















 

Von einer Familie bin ich zum Tee eingeladen worden die ihr Picknick am Wegesrand zur Höhle aufgebaut hatten. Der Vater, die Mutter und der ältere Sohn sind nach Deutschland – Stadt Essen – gekommen wo der Vater Mathematik studiert und seine Doktorarbeit geschrieben hat. Anschließend sind alle zurück in den Iran und er ist heute Prof. an der Universität. Wir hatten spannende Gespräche auf Deutsch und Englisch. Das nenne ich Gastfreundschaft.

Zurück ging es dann wieder 32 km, wovon die Hälfte Schotterpiste waren. Sollte einer von Takab aus auf die Idee kommen dort hoch zu fahren, nehmt den weiten Weg, wenn Ihr kein Allradfahrzeug habt. Das dürfte funktionieren, weil auch Busse dort standen. Lohnenswert ist es in jedem Fall.

 

Ein erfolgreicher Tag. Erstens habe ich eine Wasserquelle gefunden, 5 m hinter dem KAT so dass ich heute Abend noch waschen und dann Wasser auffüllen kann. Und da ein Iraner hier aus dem Wasserhahn getrunken hat sollte es wohl Trinkwasser sein.

Dann bin ich losgefahren zu meiner Rundtour. Zuerst entlang kleiner Dörfer nach Takht-e Solayman, einem historischen Ort 2.200 m über dem Meeresspiegel gelegen und damit 50 m über dem darum liegenden Farmland. Das spannende hier ist nicht eigentlich die Burg, sondern die Tatsache, dass sich mitten drin ein See mit einer Ausmessung von 80 x 120 m befindet der an der tiefsten Stelle 112 m ist. Es handelt sich um Quellwasser mit einer Temperatur von 21 Grad permanent.

















 

Den nächsten Halt konnte ich schon von der Burg aus sehen, der Krater des Vulkans Zendan-e Soleyman. Der erhebt sich bis zu 107 m von den Nachbargrundstücken, und das Loch ist bis zu 80 m tief bei einem Durchmesser von 65 m. Am Rand hatte ich schon ein komisches Gefühl, ein Schritt zuviel und das war es. Möglicherweise findet einen niemand so schnell. 

 



Tiefe  65 bis 80 m vom Rand



 

Ein Stück weiter wollte ich zwei kleine Feldformationen fotografieren, fahre von der Straße ab und finde eine kleine Schwefelquelle fast direkt davor. Nirgends gab es darauf einen Hinweis. Die Wassertemperatur dürfte angenehme 30 – 32 Grad sein, leider konnte man nicht einsteigen, erstens weil ich als Frau mich ja verkleiden muss (lange Hose, langärmelige Bluse, Kopftuch) und zweitens war das Becken nicht tief genug und der Grund sehr schlammig. 




 

Der letzte Stopp sollte an dem riesigen Stausee sein, leider war weit vor der Staumauer die dazugehörige Anlage die umzäunt und komplett geschlossen war. Auch der Pförtner sah sich nicht in der Lage mir auszuschließen. Schade.

Immer wieder erstaunt bin ich über die vielen kleinen Dörfer in denen die Farmer des Umlandes leben. Was für ein harter Job. Und wir sprechen über eine Höhe von 2.000 m, in der es im Winter schneit. Da denke ich immer daran auf welch hohem Niveau wir Europäer stöhnen. Was ich noch nicht herausgefunden habe ist, warum das ganze Heu auf den Dächern liegt. Das dämmt sicher im Winter, aber man würde eine Dämmung ja nicht 10 m hoch packen. Und wenn Schnee drauf fällt verfault es. Vielleicht kann mir ja mal einer das erklären.



 

Zurück in Takab musste noch eingekauft werden, Obst und Gemüse kauft man hier am Straßenrand oder in kleinen Obst- und Gemüseläden, alles andere gibt es im Supermarkt.

 Schon wieder Sonntag, die Zeit vergeht wie im Flug.

Nachdem ich erst überlegt hatte nach Sanandadsch reinzufahren entschied ich mich kurzfristig um und fuhr ca. 180 km herunter an den Vahdat Lake, ca. 15 km for Sanandadsch. Von hier aus kann ich mit dem Quad in die Stadt und außerdem in Ruhe die Abende genießen. Außerdem muss ich einige Kleinigkeiten am KAT erledigen und im Fahrerhaus aufräumen, das kann ich besser ohne Aufsicht außerhalb der Stadt machen. Der See ist schön gelegen, allerdings läd er nicht gerade zum Baden ein. Darf ich im normalen Badeanzug sowieso nicht, bin ja eine Frau, die geht dann mit Leggins und langem Shirt ins Wasser. Und Kopftuch nicht vergessen. Brauch ich nicht. Bezüglich des Kopftuches bin ich immer wieder erstaunt wie man hier locker damit umgeht. Ich vergesse das ja schon mal gerne, aber niemand stört sich daran oder macht mich darauf aufmerksam. Letztens musste ich mir doch ein Tuch kaufen, weil ich nicht 1,5 km zurücklaufen wollte. Heute bin ich zum KAT zurück, weil ich es wieder vergessen hatte. Stören tut sich offensichtlich nur die Polizei daran. Aber die ist ja nicht überall.

 








Irgendwie verwirrt mich das immer. Freitag ist alles geschlossen, weil hier Freitag gleich Sonntag ist und dann ist heute erst Montag, obwohl der freie Tag ja schon zwei Tage vorbei ist.

Na jedenfalls habe ich heute einige Kleinigkeiten am KAT erledigt und festgestellt, dass entweder mein Geber oder die Temperaturanzeige des Zylinderkopfes defekt ist. Da muss ich mal sehen wo ich das ersetzt bekomme. Dann mein Staufach mal vom Sand befreit und aufgeräumt und Fenster geputzt im Fahrerhaus. Muss ja auch mal sein sonst sehe ich auf Dauer nichts mehr.

Am Nachmittag bin ich mit dem Quad nach Sanandadsch und hab nach einer LKW-Werkstatt Ausschau gehalten und sogar eine gefunden. Mit denen soweit alles besprochen was gemacht werden muss, morgen früh um 9 Uhr soll ich dort mit dem KAT stehen. Bin gespannt ob alles so läuft wie erwartet. Wenn wir das Ersatzrad herunter bekommen kann ich die Räder der zweiten Achse tauschen, das ist nämlich dringend notwendig, die sind am meisten abgefahren.

 





Nachdem ich ja gestern den Termin klar gemacht hatte erschien ich pünktlich wie es der Deutsche nunmal ist um 9 Uhr auf dem Platz der Werkstätten. Hier sind mindestens 5 – 6 verschiedene Werkstätten, die sich sämtlich mit LKW und einer davon auch mit PKW beschäftigen. Alle haben verschiedene Aufgaben, aber jeder hilft soweit es geht dem anderen. Möglicherweise gehören die auch bis auf den Ölwechselservice alle zusammen, denn ich habe für die verschiedenen Tätigkeiten nur 2 Rechnungen bekommen.

Es dauerte eine Weile bis man Zeit hatte sich zu kümmern, aber dann standen ständig mindestens 3 Mechaniker parat um die Arbeiten zu erledigen. Insgesamt 5 Räder wurden ausgewechselt, die Ersatzräder montiert und die beiden schlechtesten als Ersatzräder gebunkert. Dann musste der Bolzen der Lichtmaschine entfernt und ein neuer eingesetzt werden, der alte war gebrochen und zwar so, dass ich den nicht ohne passendes Werkzeug herausbekommen hätte. Die Vinch für das Ersatzrad musste ebenfalls entweder gewechselt werden oder ich brauchte eine passende Stange um die Kette heraus und wieder herein zu drehen. Die Originale war nämlich gebrochen. Auch das konnten die Mechaniker feilen und schweißen. Anschließend noch Öl- und Filterwechsel sowie abschmieren der Gelenke und fertig war der KAT am Abend zur Abfahrt. Zwischendurch war 2 Stunden Pause angesagt, weil die Mechaniker zum Mittagessen üblicherweise nach Hause fahren. Ich wurde zum Lunch eingeladen, dem traditionellen bei dem man auf der Erde sitzt und traditionelles Essen zu sich nimmt. Lecker.

Man brachte mich noch zu einem riesigen LKW-Stellplatz wo ich in der hinteren Ecke einsam und alleine stehen und von hier aus mit dem Quad zur Stadtbesichtigung fahren kann.

 





Schlecht geschlafen und wach geworden mit Kopfschmerzen. Und weil die nicht besser wurden habe ich einfach mal einen Tag im KAT und dabei hauptsächlich im Bett verbracht. Nach dem gestrigen Tag kein Wunder, dass mein Kopf gestreikt hat. Musste ich doch immer dabei sein und selbst Hand mit anlegen damit alles so funktionierte wie ich das wollte und keine Schäden aus Unwissenheit verursacht werden. Ist ja alles gut gegangen und diese Werkstatt kann ich nur empfehlen. Obwohl im Iran hat man mich als Frau sofort ernst genommen und auf mich gehört. Das passiert mir auch nicht überall und hatte ich auch so nicht erwartet hier.

 

Schon wieder Migräne, aber zum Frühstücken gleich Tabletten eingeworfen und danach ging es besser. Mit dem Quad bin ich in die Stadt gefahren, das zieht sich ganz schön in die Länge hier. Und aufpassen muss man ständig, da die Iranischen Autos offensichtlich keine Blinker haben. Da wird von rechts nach links, von schräg überholt, quer gefahren und auch mal auf der falschen Seite. Und dann stehen an den Straßenrändern die Verkäufer von Obst, Gemüse und sonstigen Kleinigkeiten. Da stoppt so ein iranisches Fahrzeug schon mal um einzukaufen. Das geht natürlich sowohl ohne Blinker als auch ohne Bremslichter. Und übrigens auch gerne in der zweiten oder dritten Reihe. Über Linien auf den Fahrbahnen brauchen wir uns nicht unterhalten. Und die rote Ampel ist auch nur eine Empfehlung, genauso wie Fußgängerüberwege. Ich habe es dann auch geschafft auf einen Parkplatz zu fahren in der Nähe des Bazars. Da bin ich erst einmal durchgelaufen, dann zum Museum das geschlossen hatte, zu den beiden alten Häusern wobei ich in eins obwohl bewohnt hereingehen und mich umsehen durfte. Spannend fand ich, dass dieses riesige Haus über drei Innenhöfe verfügt und ein altes Bad (Hamam) beheimatet, das leider nicht mehr funktioniert. Genauso wenig ist Wasser in den Springbrunnen. Ein schöner Anblick ist es trotzdem. Was mich faszinierte sind diese riesigen hölzernen Fenster mit den vielen Streben und den kleinen Glasscheiben die dann noch bunt sind.












 

Zurück zum KAT musste ich noch kleinere Reparaturen durchführen, aufräumen und morgen geht es weiter.

 

Rund um den KAT tat sich gestern Abend noch eine ganze Menge. Der riesige Parkplatz, bis am Spätnachmittag spärlich besetzt, füllte sich nach und nach. Klar, ist ja am nächsten Tag frei. Und so wurde mein KAT ziemlich zugesetzt. Ich hatte schon Befürchtungen nicht aus der Enge heraus zu kommen. Mit Aufpassen und vorsichtig fahren konnte ich den KAT dann heute morgen um die Kurven lenken. 170 km waren angesagt bis nach Bisutun wo es viele historische Plätze gibt. Allerdings stehe ich natürlich auf der falschen Seite der interessanten Stellen. Ein Schild vor dem Ort sagte mir, dass ich links fahren muss und dann dort alles finde. Ja, stimmt, allerdings hinter dem riesigen Tor, dass für Besucher nicht geöffnet ist. Da ich aber hier in einem riesigen Pinienwald unter Bäumen im Schatten stehe werde ich hier stehen bleiben und morgen mit dem Quad mich zum Eingang bewegen.

 




 

Kaum stand ich mit dem KAT wurde ich schon belagert von zwei Mädels, 11 und 12 Jahre, die mit mir Englisch sprachen soweit sie es in der Schule gelernt hatten. Sie kamen dann noch mit ihren beiden Schwestern und den Müttern. Wir alle versuchten zu den historischen Plätzen zu gelangen und standen gemeinsam vor verschlossener Tür. Da ich im kleinen Ort nahebei eine Beduinenfamilie von Weitem gesehen hatte wollten wir zusammen dort hingehen. Die Mutter des einen Mädels kam mit incl. aller Kinder und damit war das Sprachproblem gelöst. Wir wurden eingeladen zu einem Gespräch und ich fand es sehr spannend zu hören wie man als Beduine hier im Iran leben muss. Es gibt kein Einkommen für die Familie, keine Hilfen vom Staat und auch keine oder nur wenige Hilfen von anderen Iranern. Leider durfte ich keine Personen fotografieren. 






 

Zurück zum KAT kommen natürlich noch einige Freitagsausflügler zu mir und fragen ob sie fotografieren dürfen. Klar, machen ja alle, und wenn ich nicht da bin auch ohne zu fragen.  

 Mit dem Quad konnte ich zum Eingang der historischen Stätte in Bisutun fahren. Eintritt wie immer 1 Mio Rial. Leider stellte sich schnell heraus, dass sich der Weg hierhin nicht wirklich gelohnt hat. Die Felsenbilder sind nicht so spannend wie erwartet und die Karavanserei ist inzwischen ein Hotel. Die Ausgrabungen sind Spuren einer zweiten Karavanserei, die lt. Aussage der Historiker nicht fertiggestellt wurde. Warum auch immer



















 

 

 

 

 

 

 

 Dann bin ich noch zur alten Brücke gefahren, die wie alle alten Brücken hier restauriert wurde. 





 

In den Geschäften kaufte ich Süßigkeiten und Obst und aus dem KAT holte ich noch einen Schreibblock und Kugelschreiben. Damit bin ich zu den Nomaden gegangen die mich gestern so herzlich eingeladen haben. Alles gab ich dort ab und sie freuten sich. Die strahlenden Augen des Mädchens die in die Schule kommt in diesem Jahr werde ich so schnell sicher nicht vergessen.

Ich musste nur ca. 30 km fahren und wußte, ich habe zwei Tankstellen dazwischen. Damit, so hoffte ich, könnte ich wieder 100 l Diesel bekommen. Noch hatte ich nicht genug um bis in den Irak zu kommen. An der ersten Tankstelle gab es nichts mangels Karte und LKW-Fahrer. An der zweiten Tanke hatte der Inhaber eine Karte und tankte doch direkt meinen großen Tank randvoll mit weiteren 180 l. Damit hatte ich nicht gerechnet, jetzt habe ich ca. 700 l zur Verfügung und schaffe es bis in den Irak. Auch wenn der Diesel hier billig ist will ich nicht zu viel rüber nehmen, das könnte man mir als Steuerhinterziehung auslegen.

Kermanschah sollte mein nächstes Ziel sein, und ich konnte auf einem großen LKW- und PKW-Parkplatz parken für umgerechnet 80 Cent die Nacht. Hier stehe ich ca. 10 km von der Stadtmitte entfernt und kann bequem mit dem Quad reinfahren. Das werde ich morgen machen, heute war erst einmal die Sehenswürdigkeit angesagt, Tagh-e Bosten, ein kleiner See und im Hintergrund Reliefe, die jedenfalls sehenswerter waren als die letzten die ich mir gestern ansah.

 





 

 

 

 

 

 







8 Kommentare:

  1. Sehr schön deine Bilder lg Rüdiger

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  2. Sehr schön zu lesen und auch spannend, viel Spaß weiterhin

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  3. ich verfolge dich von Anfang an. Großartig! Richtig Eier in der Hose und immer dem neuen entgegen

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  4. Echt interessant und tolle Bilder - aber wäre was handliches sparsameres nicht besser ….?Grüsslis Peter 😎

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    1. meinst du das Fahrzeug? Die Frage ist immer wieviele und welche Kompromisse will man eingehen. Ich habe mich ganz bewußt für den KAT entschieden, vielen mag er zu groß sein, ich kann damit gut leben. Für schmale Straßen und hohe Berge habe ich das Quad und damit bin ich bereits 12.000 km gefahren in den letzten gut 2 Jahren.

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  5. Hey Petra, ist ein toller unterhaltsamer Bericht 👍

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