Sonntag, 9. August 2020

Polen Teil 6

 Nachdem ich Krakau hinter mir gelassen habe bin ich nach Katowice gefahren. Ein Stellplatz auf einem PKW-Parkplatz am Badesee, besser kann es kaum gehen. Und das Wetter spielt auch mit. Also rein in die Fluten und baden. 

Katowice ist nicht wirklich eine schöne Stadt, hat aber einige Besonderheiten die mir gut gefallen haben und hier erwähnenswert sind. 

Also zunächst das größte Gebäude Polens (jedenfalls zur Bauzeit) mit 762 Wohnungen, 17 Läden und 175 Tiefgaragenstellplätzen (mehr brauchten die wegen des PKW-Mangels damals wahrscheinlich nicht - nee, Spass beiseite, das Gebäude liegt direkt und mitten in der Stadt, da ist ein Auto nicht unbedingt notwendig, zumal auch die öffentlichen Verkehrsmittel direkt dort losfahren). Dann gibt es noch das Stadion, genannt Sputnik und einen Park der so groß sein soll wie der Central Park in New York. Kann ich nicht ganz glauben, aber ich war auch noch nicht in New York um das zu vergleichen. 

Sehr gut gefallen hat mir die alte Bergmannssiedlung bei Katowice Nikiszowiec, die mehr als 100 Jahre alt ist und eine Bauzeit von 9 Jahren hatte. Heute sind dies sanierte Altbauwohnungen.

Das Schlesische Museum musste ich mir auch ansehen, da wird sehr anschaulich die Geschichte Schlesiens gezeigt, das hat mir doch mal gut gefallen.

Ich wollte in Katowice bis Freitag bleiben weil ich davon ausging, dass dann die Wochenendbesucher erscheinen und die Parkplätze für sich beanspruchen wollen. Da war ich leider etwas auf dem falschen Dampfer. Bereits am Donnerstag war an der Beach Bar Party angesagt. Hat mich nicht gestört, trotzdem klopfte es gegen 22 Uhr an mein Fenster. Gut, dass ich noch nicht im Bett lag sondern in der Kuschelecke am lesen war. Sie meinten dann nicht unbedingt freundlich ich solle doch mal aus dem Fahrzeug kommen. Nun, so einer Aufforderung kommt man doch gern nach. Ich in meine Hose geschlüpft, Schlappen an und ran an den Feind. Die Polizisten sagten dass ich hier nicht stehen bleiben könne und sofort wegfahren müsste, sie hätten eine Beschwerde bekommen. Ich sie freundlich gefragt ob sie mit jetzt tatsächlich jetzt meinten. Ja, so sei das gemeint. Ich hab sie gefragt ob sie mir sagen könnten wie ich das machen solle, da einige PKW meine Einflugschneise die ich zum drehen benötigen würde, blockieren. Das Problem sahen die Kollegen dann auch ein. Aber ich würde 8 Parkplätze einnehmen (ok, mit meinen 11 Metern würde ich jetzt 5 einsehen, hab mich aber dazu nicht geäußert) und das würde nicht gehen. Ich hab denen dann erklärt dass, wenn alle vernünftig parken würden und nicht zwei PKW drei Parkplätze in Anspruch nähmen dann wäre der Parkplatz für mindestens 10 bis 15 Fahrzeuge mehr geeignet. Diesem Argument konnten sie nur zustimmen, meinten allerdings, sie müssten mir jetzt eine Knolle schreiben da ich hier nicht stehen darf. Ich sie dann freundlich gefragt ob es nicht genüge wenn ich morgen um 10.00 Uhr dieses Grundstück verlassen hätte. Gleichzeitig hab ich sie dann zur Wohnungsbesichtigung eingeladen. Und gleich hatte ich ein Lächeln auf die Polizistengesichter gezaubert. Das haben sie sich ja nicht entgehen lassen. Auf mein Argument, dass ja auch in den letzten Tagen bereits Polizei hier hergefahren wäre antwortete der eine, er selbst sei bereits 3 mal hier gewesen, das sei schon ein tolles Auto, aber jetzt seien sie angerufen worden und da müssten sie reagieren. Ok, sie wollen dann noch die Papiere sehen - Kein Problem, die hatte ich ja, und dann sind sie ohne eine Knolle zu schreiben wieder gefahren. Geht doch, danke an die freundliche polnische Polizei mit denen ich bislang nur nette und teilweise lustige Begegnungen hatte.

 

Das alte Bergwerk Katowice

Die Bergmannssiedlung, heute Kulturerbe






der Park von Katowice


Das Eingangstor zum Zoo, war früher das Tor zum Schloss


762 Wohnungen, 17 Shops, 175 Tiefgaragenstellplätze


Eingang zur S-Bahnstation

Stadion, genannt Sputnik

der Badesee

mein Stellplatz

 

Also Freitag morgen Abfahrt - war sowieso mein Plan - und dann nach Gliwice, wieder an einen See, allerdings 5 km vom Ort entfernt und keine Möglichkeit mit dem Fahrrad in den Ort zu fahren. War aber weiter nicht schlimm, denn ich hatte ja ab Samstag besuch von Maja und Thomas aus Warschau. Die beiden sind auf dem Weg in die Schweiz zwei Nächte bei mir gewesen, Danke Euch beiden nochmals für das tolle Wochenende. Wir waren zusammen baden im See, in Gliwice einen Stadtbummel machen, mein Paket abholen was dort bei einer Gliwicerin auf mich wartete, viel gequatscht und schöne Abende gemeinsam verbracht. Am Montag mussten sich Maja und Thomas dann auf den Weg nach Prag machen. 

Gliwice, ein geschichtsträchtiger Ort, der Rundfunksender Gliwice ist von deutschen Soldaten angegriffen worden im Rahmen des "Unternehmens Tannenberg". Dies diente propagandistisch als Rechtfertigung für den Überfall auf Polen, der wenige Stunden nach dem Überfall auf Gliwice erfolgte. 

Der Sendeturm, ein 111 Meter hoher Turm aus Holz (einschließlich Antenne 118 m)wird heute noch genutzt. 


Gliwice ist eine gemütliche Stadt mit einem Palmengarten bzw. Palmenhaus und einer schönen Innenstadt. Mehr ist aber auch nicht dazu zu sagen. 


















Ach ja, eins hab ich noch vergessen. Kommt doch am Freitag Abend ein netter Mensch zu mir der das Fahrzeug sehen will (was sonst, ich bin ja nicht soo interessant) und bringt mir meine Versorgung für die nächsten Tage, eine Flasche Wodka - was kann da noch schief gehen. Danke Piotr.


Nach Gliwice geht der historische Tripp weiter. Es folgt das Schloss Fürstenstein in Walbrzych bzw. nahe bei. Das größte Schloss Schlesiens, ist schon von außen beeindruckend, allerdings gefällt es mir von innen nicht so sehr, da war das Schloss in Krakau erheblich spannender. Allerdings hatte das Schloss Krakau keine Daisy, die war nämlich hier Schlossherrin am Schluss.Dann kamen die Nazis und glauben hier ein Hitler-Hauptquartier bauen zu müssen. Dadurch ist viel Sehenswertes im Schloss vernichtet und zerstört worden. Vom Mobiliar ist kaum noch etwas vorhanden, auch die Wände und Decken wurden teils verunstaltet.

 






Unterhalb des Schlosses hatte man begonnen Stollenanlagen zu bauen, wahrscheinlich ein Platz des Projektes Riese, das hier in dieser Gegend letztendlich erfolglos vorangetrieben wurde in der Zeit von 1943 bis Mai 1945. 

Wofür das Projekt Riese mit seinen 6 bzw. incl. der des Schlosses Fürstenstein 7 Stollenanlagen genutzt werden sollte ist bis heute nicht klar. Man hat verschiedene Vermutungen, so z.B. als unterirdische Fabriken, als Lager, als Bunker für mehr als 100.000 Menschen (die Führungsebenen incl. der Familien) etc.

Nach Schloss Fürstenstein hab ich noch einen Abstecher in das alte Bergwerk gemacht, bei dem zum größten Teil die alten Hallen naturgetreu nachgebildet wurden. Eine heute sehenswerte Anlage die viel zum Thema Bergbau erklärt (wobei der Berghau hier nicht anders betrieben wurde als bei uns im Ruhrgebiet). Die Stollen sind bis zu 600 m in die Tiefe getrieben worden (im Ruhrgebiet ist der tiefte ca. 1.000 m). 







 

Von den 6 Anlagen des Projektes Riese sind heute für touristische Zwecke 3 zu besichtigen. Ich habe mir alle drei angesehen. Zuerst war mein Gedanke, ein oder zwei reichen, das sind ja doch nur Stollen. Dann hatte ich Zeit und ich hab mir den dritten auch noch angesehen und festgestellt, dass jede Anlage einen Besuch wert ist, da alle unterschiedlich in der Bauart sind. 

Ich persönlich fand die Führungen sehr informativ, allerdings waren sie immer nur auf polnisch, und nicht immer gab es einen Audio-Guide dazu, und wenn, dann musste man den teuer bezahlen. Schade eigentlich, weil diese Anlagen sind ein Teil der europäischen Geschichte. Nicht nur, dass Hitler sie in Auftrag gegeben hat sondern - und das finde ich viel wichtiger - dass Häftlinge aus ganz Europa hier Sklavenarbeit verrichten mussten und ihr Leben gelassen haben. 

Daneben konnte man - wenn man es findet - noch das Gemeinschaftslager Wüstewaltersdorf besichtigen, das im Wald versteckt und von der Natur überwuchert ist. Auch das ein Stück gemeinsamer Geschichte. 

Wolfsberg 4, die größte Anlage, auf dem Plan sieht sie aus wie eine Tafel Schokolade






Underground City Osowka








Aussenanlagen der Underground City Osowka, nicht fertig gestellt



geplant war ein Kasino, ebenfalls nicht fertiggestellt






Die Anlage Sztolnia, hier konnte man viele Gebrauchsgegenstände besichtigen, es waren mehrere Hallen geplant, möglicherweise für den Bau der V2 Rakete, allerdings hätte die von dort aus den Weg nach England nicht geschafft, da die Reichweite nur 350 km betrug. Daher alles nur Vermutungen. Die riesigen Hallen deuten aber darauf hin, dass hier zumindest Kriegswichtiges Material hergestellt werden sollte.











 
 
 
Die Natur holt es sich zurück, nicht nur in Mittelamerika




















75 Jahre haben diese Kalkzapfen gebraucht um eine Länge von bis zu 5 cm zu erhalten. Stalaktiten oder Stalakniten oder so ähnlich, ich vergesse das immer


Innenleben, leider nur von Außen nach Innen mit Blitz zu fotografieren, denn erstens zugemüllt und zweitens hatte ich Angst hier alleine nicht wieder herausklettern zu können




Das waren meine Berichte von Polen. Ich hoffe, es hat Euch gefallen. 

Ab morgen plane ich einen kurzen Aufenthalt in der Tschechei, auch darüber werde ich berichten.


Montag, 27. Juli 2020

Polen Teil 5

Nachdem ich Warschau verlassen habe bin ich meiner Einladung nach Legionowa gefolgt. Das war eine gute Entscheidung. Dort traf ich mich mit Maja, mit der ich schon in Warschau einen Tag verbringen durfte, und ihrem Lebensgefährten Fidor. 
Ich war das ganze Wochenende beschäftigt, wenn wir nicht segeln waren wurden wir zur Party eingeladen, zum geselligen Beisammensein oder ich musste meinen KAT vorstellen. Am Montag nachmittag konnte ich mich ein bisschen bei Maja bedanken indem ich mit ihr 2 Stunden offroad Quad gefahren bin. Das war Spass pur. Maja saß das erste Mal auf einem Quad.

Nachdem ich mich am Dienstag losreissen konnte bin ich zum Wilanow Schloss gefahren in der Hoffnung, ich könne es mir von Innen ansehen. Da es schon Abend war ergab sich das natürlich nicht. Also hab ich gehofft am nächsten Tag dorthin gehen zu können. Ich ging zum ticket-office und erfuhr folgendes: "Also heute sind die Tickets frei. Aber ich habe keins mehr, das Kontingent ist erschöpft. " Naja, hilft mir gar nichts wenn die Tickets nichts kosten. Also mal gefragt, was denn mit morgen ist. Nein, morgen ist zu. Und danach den Tag dafür könnte ich dann ab Mittag ein Ticket bekommen.
Hab dann drauf verzichtet 
Aber vorher noch ein paar schöne Fotos zumindest von der Aussenansicht geschossen


Leider wollte der Schlossherr mich nicht adoptieren. Dabei hätte sich der KAT im Garten sicherlich gut gemacht.


Das Schloss von hinten




Der Schlossgarten, riesengroß und wunderschön


Parkbank mal anders













Zwischendurch wurde ich über facebook eingeladen doch nach Czestochowa zu kommen, das sei doch schließlich auf dem Weg nach Krakau. Danke Christof. Ich durfte auf dem Firmengelände der Firma President, der Vertriebsfirma des französischen CB-Funk-Herstellers stehen. Der Firmeninhaber lud mich zum Kaffee ein und zur Besichtigung des in seinem Privateigentum befindlichen Münzmuseums. Ok dachte ich, eigentlich hab ich ja schon ganz viele Münzen gesehen. Was kann da jetzt besonderes dran sein. Er tat aber sehr geheimnisvoll und später wußte ich warum. Die Tür ging auf und ich konnte nur staunen. Pabst Johannes Paul II, der polnische Pabst war 31 Jahre in seinem Amt und war der Pabst, der am meisten gereist ist. Und in allen Ländern wurden Gedenkmünzen geprägt zu Ehren des Pabstes. Christof (so heißt hier ziemlich jeder) erklärte mir, er habe 2010 mit 350 Münzen angefangen und er habe mittlerweise mehr als 11.000 Stück, die er mir stolz päsentierte. Einige Münzen sind Einzelstücke, von einigen gibt es nur wenige weltweit. Ebenso hat er einige andere Ausstellungsstücke vom Pabst und den Kardinälen. Zuviel zum Thema "Münzen, kenne ich". 
Czestochowa ist die Stadt mit dem Kloster der schwarzen Madonna. Hier lebten zu Hochzeiten bis zu 1.000 Mönche. Jährlich kommen über 5 Millionen Pilger in diese Stadt um zu beten. 


















Dann bin ich weiter nach Krakau gefahren, der Stadt, die mehr mehrfach empfohlen wurde. Und ich wurde nicht enttäuscht. War ich von Warschau begeistert hörte hier die Begeisterung erst gar nicht wieder auf.  
Krakau wurde während des Krieges nicht zerstört, daher sind die Häuser im ursprünglichen Zustand. Ich hab die Stadt wie immer mit dem Rad erkundet. Die Innenstadt gliedert sich in drei Hauptteile. Die eigentliche Altstadt, das jüdische Viertel und der Palast. Und für alle drei Teile sollte man sich ausreichend Zeit nehmen. Und dann noch am Flußufer verweilen. 



Das Stadttor




Der Einganz zum Palast


Der Marktplatz


Schwein auf Grill auf Wasser. Keine Ahnung was sich der Künstler dabei gedacht hat

Der Innenhof des Palastes



Der Tower des Palastes





Der Stadtwall












Da ich für Auschwitz einen gesonderten Teil geschrieben habe jetzt nur noch der Hinweis, dass ich jetzt in Katowice stehe an einem schönen kleinen See mit Bademöglichkeit. Hier will ich bis Freitag bleiben und dann über Gliwice langsam aus Polen heraus in ein anderes Land.