Nichts weiter passiert, außer, dass ich der Einladung des angehenden Politikers gefolgt bin, was im Nachhinein ein großer Fehler war. Ich muss besser aufpassen. Die Geschichte fing vorgestern an als Mamode mich fragte, ob ich eine Einladung seines Bekannten, der demnächst zur Wahl ansteht, annehmen würde. Ich habe ihm erklärt, dass ich mich weder in die Politik noch in die Religion des jeweiligen Landes einmische. Er hatte es verstanden und so weitergegeben. Gestern kam er dann mit seinem Bekannten an den KAT und der Bekannte fragte mich, ob ich auf facebook posten würde, dass ich ihn getroffen hätte. Ich verneinte und erklärte ihm, dass meine social-media-Seiten nur für meine Reiseberichte genutzt werden und ich keine Werbung dort veröffentliche, und schon gar nicht eine politische. Er machte dann ein kurzes Video für sich mit mir und lud mich für heute Abend zum Essen ein. Sowohl Mamode als auch ich gingen davon aus, dass sich die Einladung auf eine solche in seiner Familie bezieht. Weit gefehlt. Er holte mich heute Abend vor der verabredeten Zeit ab und wir fuhren nach Mahabad. Ich staunte nicht schlecht, als wir vor einem Restaurant ausstiegen und dann dort hinein gingen. Das Erdgeschoss war leer, im ersten Obergeschoss waren sämtliche Tische gedeckt und es befanden sich sicherlich schon 20 Personen dort und klatschten, als sie mich sahen. Ich wurde an einen Tisch geführt mit ausschließlich Männern, und zwei davon waren ausgesprochen vornehm gekleidet. Irgendwie schwante mir, dass diese Männer wichtig sind. Denn immer, wenn neue Gäste kamen, gingen sie sofort zu denen und begrüßten sie mit Handschlag. Ich wurde dann von den Frauen zu den obligatorischen Fotos geholt und langsam fingen alle an, den Salat, der bereits zusammen mit der Coladose für jeden auf dem Tisch gedeckt war, zu essen. Dann kam ein Mädchen und erklärte mir, dass der vornehme Herr ihr Onkel sei, ein Doktor und in Mahabad im Parlament sitzt. Und dann war mir klar, wohin ich geraten war. In ein Abendessen unter Parteifreunden. Ich war ziemlich sauer, denn genau das wollte ich ja nicht. Nach dem Essen sprangen alle auf und zogen sich ihre Jacken an. Dann noch das Foto der Herren ohne mich, denn ich war nur am Anfang wichtig, wollte man sich doch damit brüsten, mich eingeladen zu haben. Natürlich kamen noch die eine oder andere Frau zu mir für ein Foto. Vornehmlich eine, die sich kurz vorher hat verschönern lassen mit Botox. Dicke Lippen, hohe unterspritzte Wangen und reichlich Schminke im Gesicht. Genau das, was ich nicht mag. Sie fragte mich dann, nachdem die Fotos im Handy waren, ob ich der Meinung sei dass sie sich verschönert hätte und zeigte mir Fotos „vorher-nachher“. Ich sagte meine Meinung und die lautete ganz klar: nein. Das war wohl nicht die Antwort, die sie erwartet hatte. Tut mir leid, aber wer mich so fragt bekommt die direkte Antwort. Zurück wurde ich dann von einem anderen Parteigenossen gefahren und weil es noch früh am Abend war – Obst, Kuchen und Tee gab es nicht mehr, ging ich gleich zu meinem Nachbarn und erklärte ihm den heutigen Abend. Er war ungefähr genauso entsetzt wie ich, denn damit hatte auch er nicht gerechnet. Auch er glaubte, ich sei in die Familie eingeladen worden. Er rief dann auch gleich bei seinem Bekannten und dem Herrn Doktor, den er ebenfalls kennt, an und verbot ihnen die Bilder ins Netz zu stellen und ebenso, keine Werbung damit zu machen, dass ich an dem Essen teilgenommen habe. Kontrollieren kann ich das jetzt natürlich nicht, aber beim nächsten Mal werde ich anders reagieren.
Ein Tag an dem wieder nichts passierte, außer natürlich die inzwischen obligatorische Einladung zum Mittagessen bei Arazu und dann heute Abend das Abendessen im Dorf nur unter Frauen. Vorher bin ich allerdings noch eine Runde gelaufen, die Sonne schien und ich musste mal an die frische Luft. Vor meiner Tür ist alles Matsche und die Autos fahren weiterhin in den Dreck und fahren alles kaputt. Hoffentlich ist es die nächsten Tage trocken, sonst werden wir im Matsch den Motor einbauen müssen so er denn kommt.
Außer Einladungen zum Abendessen ist nichts passiert. Und diesmal war es eine Frauenrunde hier im Dorf. Das scheinen die Frauen hier häufiger zu machen. Die Männer werden ausquartiert und 10 Frauen treffen sich zum Essen und zum Tratsch. War ganz lustig, leider verstehe ich natürlich nichts es sei denn, sie sprechen mit mir per Translator. Denn natürlich spricht hier keiner Englisch oder Deutsch.
Ich habe die ganze Nacht schlecht geschlafen, weil ich mir Gedanken machte um den Motor, der ja eigentlich seit Sonntag in Erbil sein soll. Ich habe dann nachts einige Nachrichten verschickt um die Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen. Hat nicht wirklich funktioniert. Den ganzen Tag versuchte ich, Informationen zu bekommen und die helfenden Menschen darauf hinzuweisen, dass der Motor ja irgendwo sein muss. Ich bekam von Sadegh, dem Zollbeamten, die Nachricht am Nachmittag, dass er die Genehmigung hat den Motor aus Erbil zu holen, wenn er denn dort ist. Irgendwann sprach ich mit der Spedition, die den Motor ja nach Erbil bringen soll. Ich erfuhr, dass der noch gar nicht in Erbil ist, offensichtlich also nicht am 7.2. sondern wesentlich später auf den LKW verfrachtet wurde. Er soll morgen ankommen und ab Samstag abholbereit dort stehen. Ich bin gespannt und weiß jetzt, dass man mich mehrfach belogen hat. Leider scheint zwar die Sonne, aber es soll in den nächsten Tagen nochmals richtig kalt werden. Da macht das Motor einbauen sicherlich viel Spass.
Am Abend wieder eine Einladung nach Mahabad zum Essen, mindestens 25 Menschen versammeln sich in einer vielleiht 70 qm Wohnung mit drei Zimmern. Hier gibt es ja keine Betten, keinen Eßtisch und auch sonst wenig Möbel, so dass man die Menschen hervorragend verteilen kann. Die Männer sitzen im sog. Wohnzimmer, die Kinder alle im Schlafzimmer und die Frauen im Zimmer, an das auch die Küchenzeile mit Balustrade angrenzt. Klar, ist ja einfach für die Frauen direkt neben der Küche zu sitzen, da ist der Weg nicht so weit zum Geschirr und dem Abendessen. Denn den Haushalt schmeißen natürlich die Frauen, eindecken, Abendessen auf den „Tisch“ bringen, abräumen, spülen, Sonnenblumenkerne liefern, Kuchen und Obst für alle hinstellen und natürlich den Tee bringen. Wobei, auch die jüngeren Männer helfen beim Ein- und Abdecken. Die jungen Mädchen im Alter von 13 – 16 kümmern sich um die kleineren Kinder und haben mit dem Haushalt nichts am Hut. Und auch die älteren Frauen dürfen sitzen bleiben während die jüngeren – zwischen 20 und 50 – abräumen, spülen und wieder eindecken. Alles genau nach Plan. Wie auch immer, war ein lustiger Abend.
Und wieder ist Freitag, der freie Tag hier. Und wieder nahmen die Besucherströme nicht ab, und auch nicht die Dreisigkeit, die einige Besucher an den Tag legen Ich hatte die Leiter zusammengeklappt angekettet, die Menschen steigen dann die Leiter trotzdem hoch. Nach einem Toilettengang kettete ich sie auf dem Tank fest und schob die Empore herein und schon sah ich einen Mann am Reifen hochklettern und sich an der Türklinke festhalten in der Hoffnung, einen Blick in das Fahrzeug werfen zu können. Ich lief erbost zu ihm hin, während er bereits in seinem Fahrzeug war kletterte ich mal auf seine Motorhaube. Er schimpfte mit seiner Frau, die nicht schnell genug im Auto war um abzufahren. Die nächsten beiden dreisten Besucher versuchten, der eine dabei sogar in meiner Gegenwart, oben auf das Fahrerhaus zu klettern. Ich verstehe ja, dass ich hier als Exot stehe, aber ich habe doch kein Klettergerüst. Meine Wut schrie ich diesen Menschen ins Gesicht und sie merkten schnell das sie etwas falsch gemacht hatten. Einer der beiden fuhr schnell weg, den anderen begleitete ich wutentbrannt zu seinem Auto und stieg auch auf dessen Motorhaube bzw. tat so als würde ich raufklettern, denn ich will ja keine Beulen hereintreten. So langsam wird es Zeit, dass ich hier wegkomme, denn das ertrage ich nicht mehr lange. Und damit meine ich nicht die Besucher, die hier freundlich nach einem Foto fragen. Denn mit denen habe ich am Spätnachmittag noch viel Spass gehabt. Ich kann mich immer relativ schnell wieder herunterfahren und genau das tat ich auch, wir lachten, tanzten und machten Bilder, bis oben auf der Straße ein grün-weißes Wohnmobil fuhr und dann auch zum Dorf herunterkam. Deutsche Touristen. Die Freude war groß, erstens, deutsche Touristen zu treffen auf meiner Seite und zweitens bei ihnen, mich zu treffen, denn sie kannten mich von youtube. Jetzt wollen sie ein paar Tage hierbleiben und das Dorfleben genießen. Auch sie wurden gleich fotografiert. Am Abend waren wir bei Arazu eingeladen und das Haus füllte sich schnell mit Nachbarn und Verwandten. Das waren Jasmin und Markus natürlich nicht gewohnt und wunderten sich immer mehr über dieses Geschehen. Ein schöner Abend.
Mahmode und sein Freund fuhren mit uns zu der nahegelegenen Höhle, in der ich schon einmal war. Ein schöner Ausflug, der Bootsführer in der Höhle erkannte mich sofort wieder und wir hatten alle unseren Spass. Dann kam Soleiman, der morgen zurück nach Deutschland fliegt. Er wollte sich von mir verabschieden, wurde gleich zum Mittagessen eingeladen und fuhr anschließend noch mit mir in die Stadt, um mit die Geschäfte mit den Stiefeln zu zeigen. Ich suchte mit ein paar aus, bezahlen durfte ich nicht. Das übernahm er als Abschiedsgeschenk. Ok, es waren 14 Euro, aber trotzdem eine schöne Geste. Danke Dir Soleiman, auch für das, was Du mir geholfen hast.
Zurück im Dorf zeigte ich Markus die Tiere und die Gehöfte. Wir gingen zu Zulaika und Bafrin, schauten nach den Kühen, dem Esel und den vielen Schafen. Dann wurden wir noch eingeladen zum Abendessen bei Bafrin. Sie hatte eine Suppe gekocht und Jasmin mochte das Fleisch nicht und Markus ließ etwas in der Schüssel. So kam Bafrin auf die Idee, dass beide das Essen nicht mochten und luden uns für morgen Abend ein zum Abendessen. Ein Beteuern, dass das Essen wunderbar war half Bafrin zwar, aber ich glaube, überzeugt war sich nicht davon, dass beide das Essen mochten.
Der Tag war auch ansonsten spannend, denn ich bekam die Mitteilung, dass der Motor in Erbil eingetroffen und von Faisal abgeholt wird. Dann stand mein Telefon kaum noch still, denn jetzt muss der Transport in den Iran sowie das Tauschen des Motors vorbereitet werden. Sadegh vom Zoll holt ihn an der Grenze ab, dahin muss ich am Montag mit allen Papieren. Morgen werde ich anfangen mit den Vorbereitungen. Die Mechaniker wollten schon am Montag kommen, die habe ich aber zurückgepfiffen. Was sollen die ohne meine Instruktionen und ohne mich machen, die wissen doch gar nicht, welche Anbauteile am Motor sind und wo genau der Motor losgeschraubt werden muss. Also werden sie warten müssen bis ich zurück bin und der neue Motor angekommen ist. Erst dann geht es los. Leider sagt der Wetterbericht Temperaturen um die 3 Grad tagsüber und nachts minus 8 Grad. Genau das brauche ich eigentlich nicht, da werden uns nicht nur die Finger gewaltig frieren.
Nichts passiert, nur einige Einladungen, denen man natürlich folgt. Und es ist kalt geworden. Minusgrade, die nachts frieren lassen. Wir hatten eine große Einladung und Markus und Jasmin staunen immer wieder, wie die sog. Party abläuft. Ich wurde eingeladen, mit Kadar, dem Vater meiner Nachbarn, das Sockenspiel zu spielen. Und siehe da, ich habe gewonnen. Anfängerglück, und außerdem hatte ich am Ende endlich das Spiel verstanden. Nur die Punkteverteilung muss ich mir nochmals genauer ansehen. Weitere Einladungen kamen, wobei ich natürlich jetzt nicht weiß, was mit dem Motor passiert.
Der Motor steht an der Grenze, bereits um 9 Uhr. Ich war gegen 9 Uhr fertig bei meinem Nachbarn, der war allerdings nicht da. Er hatte seinen Sohn zum Internat gebracht zusammen mit seinem Freund, unterwegs hatte dann das Auto einen Defekt, so dass wir erst gegen halb elf losfahren konnten. In Mahabad angekommen erhielten wir die Nachricht, dass für den Motor an der Grenze zum Irak Geld zu zahlen ist. Warum? Keine Ahnung, denn eigentlich zahlt man bei der Einreise und nicht bei der Ausreise. Wieviel, das konnte uns keiner sagen, die Info sollten wir dann morgen bekommen. Also haben die beiden Männer erst einmal ihre Sachen in Mahabad erledigt. Dann die Info, kommt zur Grenze, es sind 100 bis 200 Dollar zu zahlen dann ist der Motor im Iran zur Abfertigung. Gut, nach ca. 2 Stunden waren wir dort, unterwegs gabelten wir noch Sadagh auf, der Zollbeamte, der meinem Motor den Weg freimachen will. Wir gingen mit ihm zum Direktor der Zollbehörde, der sich meine Geschichte komplett anhörte. Unterlagen und Visum brauchte er nicht. Nach einigem Hin und Her dann die Aussage: Ihr könnt den Motor hereinholen, wenn Ihr noch einen Brief aus Mahabad mitbringt in dem steht, dass der LKW dort repariert werden muss. Meine Motivation war nicht groß, und das sah man mir wohl auch an. Wir besprachen alles mit Sadagh, der mir versprach, morgen früh mit seinem Freund, der an der Grenze arbeitet, den Motor zumindest in den Iran zu holen um dann auf das Schreiben zu warten. Ich soll ein Foto davon machen und ihm schicken, er wolle dafür sorgen, dass ich nicht nochmals zur Grenze muss. Ok, auch wenn es nervt, eine andere Möglichkeit habe ich nicht. Also zurück nach Mahabad, vorher aber noch in Piranshaw Geld getauscht, das ist ja hier immer nicht einfach. Ich habe einen guten Kurs bekommen, damit ist das auch erst einmal geregelt. Zurück im Dorf war es bereits Abend und dunkel. Bafrin hatte eingeladen, da musste ich also noch hin, auch wenn ich eigentlich müde war. Es war trotzdem schön. Ich habe mich mit einer Nachbarin unterhalten und wenn man deren Vergangenheit und Geschichte hört dann weiß man, dass hier teilweise noch tiefstes Mittelalter mit Zwangsehen von Kindern herrscht.
Früh sind wir losgefahren, damit ich dieses besagte Schreiben bekomme. Zum Gericht sollten wir fahren. Sind wir auch, haben einen Brief schreiben lassen, diesen stempeln und unterschreiben lassen, das war aber leider nicht alles. Und dann noch zur Polizei, und dann sagte er uns, er würde uns heute Nachmittag um 16.30 wiedersehen. Ich hatte schon einen Hals, aber es sollte noch besser kommen. Denn natürlich bekam ich um 16.30 nicht einen Brief in die Hand, und wir mussten auch nicht mehr nach Mahabad, sondern der Herr kam höchstpersönlich zu uns ins Dorf um den Schaden zu begutachten. Er sah das große Loch nachdem er unter das Fahrzeug gekrochen ist – die einzige vernünftige Chance es zu sehen, und sah auch gleich ein, dass eine Reparatur nicht möglich ist. Und so sagte er uns, wir mögen doch bitte morgen zu ihm kommen, er sei immer für uns da, und das Schreiben abholen. Also abwarten bis morgen. Einen Spaziergang konnten wir noch machen und dann war der Tag beendet
Und wieder ab ins Auto und nach Mahabad zur Polizei gefahren. Mamode hatte vorher schon angerufen und mitgeteilt, dass wir gleich dort sind. Half aber nichts, wir mussten 45 Min. warten. Endlich hielten wir den Brief in der Hand und konnten los, wieder zum Gericht. Dort Stempel abgeholt und die behielten natürlich den Vorgang wieder bei sich. Ich wehrte mich und verlangte beglaubigte Kopien, die ich auch bekam. Dann mussten wir noch ins Touristencentrum. Und wieder brauchten wir ein Schreiben, das wir vorher vor dem Gericht in diesen kleinen Schreibstuben schreiben ließen. Dort kostete der erste Brief einen Euro, ich gehe davon aus, der zweite war nicht teurer, ich habe ihn allerdings nicht bezahlt. Am Touristencentrum wunderte man sich zunächst, war aber bereit, mir den erforderlichen Brief zu schreiben. Allerdings durfte der Chef hier diesen nicht unterzeichnen, das kann nur das Touristencentrum in Urmia machen. Klar, kein Problem, sind nur 140 km. Man kann den Brief ja auch mailen und bekommt ihn gemailt zurück. Dachte ich. Nein, das dauert zu lange, möglicherweise 1 – 2 Stunden, wir fragen an, ob wir unterzeichnen dürften und dann geht das alles viel schneller. Gut, 2 Stunden später hatte ich den unterschriebenen Brief, Mahabad durfte, allerdings, wie gesagt, 2 Stunden später. Jetzt hatte ich alle Unterlagen und schickte sie zu Sadegh, der an der Grenze mit seinem Chef über meine Probleme ja schon diskutiert hatte. Ich saß natürlich den ganzen restlichen Nachmittag auf sog. Heißen Kohlen, weil ich auf die Antwort wartete. Die kam erst am Abend, es sei alles in Ordnung. Na dann, kann der Motor ja geholt werden. Ja klar, aber morgen ist Donnerstag, also eigentlich Samstag, und übermorgen Freitag, wie in den anderen Ländern Sonntag. Und da wird sowieso nicht gearbeitet. Also Abholung frühestens Samstag. Na klar, warum auch nicht. Ich werde ein neues Visum holen müssen. Den Abend habe ich dann zusammen mit Markus und Jasmin im KAT verbracht, mal keine Einladung und nicht bei den Nachbarn essen, hat auch was, denn man kann früh ins Bett gehen. Diese ganze Geschichte macht unglaublich müde.
Ach ja, muss ich sicher noch erwähnen, wir spielten Skipo, genau 3 mal, und Markus hat dreimal gewonnen. Nicht, dass er später einmal verärgert ist, dass ich das nicht erwähnt hatte.
Der Morgen verlief gut, wir haben die ersten Arbeiten am KAT erledigt, Reifen oben heruntergeholt, Klappe auf, Revisionstüren im Container geöffnet, Luftschacht heraus, Luftfilter heraus, Reserverad heruntergekurbelt.
Zum Mittagessen waren wir fertig und konnten bei Arazu essen. Sie kocht immer für eine ganze Mannschaft. Danke Dir Arazu, Du bist die Beste.
Und dann kam das Telefonat. Der Chef möchte doch lieber die Original-Dokumente und ich solle sie nach Piranshaw schaffen, mit dem Taxi. Ich dachte erst, ich hätte mich verhört, aber nein, sie meinten es genauso. Und es funktionierte. Denn der Taxifahrer rief in Piranshaw Sadegh an, der sie abholte. Kostenpunkt: nichts. Am Spätnachmittag gingen wir nochmals spazieren und dann kam Dominik, ein Reisender, den Markus und Jasmin aus der Türkei kannten und der sich zu uns gesellen wollte. Er wurde, genauso wie die anderen, herzlich aufgenommen von den Dorfbewohnern und gleich zum Essen eingeladen. Später wurden die Männer dann noch mitgenommen in ein anderes Haus zu einer Männerrunde und kamen dann erst tief in der Nacht etwas angeschlagen zurück.
Und wieder Freitag, aber heute sind Wahlen im Iran, vielleicht wird es etwas weniger Trubel. Zunächst waren wir aber bei Zulaika zum Brot backen eingeladen. Die Sonne schien und so konnten wir alle zusammen draußen sitzen und das Brot genießen, die anderen mit Kichererbsen, ich mit Joghurt. Einfach göttlich. Direkt warm gegessen schmeckt es am besten. Dann holte ich das Quad raus, es wollte mal wieder an die frische Luft und ich gönnte es ihm.
Die Bespaßung anderer Kinder fand diesmal nicht statt, und so war die Ausfahrt nicht ganz so lang. Am Abend dann war Essen bei Arazu angesagt, dass wir wie immer dankend annahmen bevor wir in mein Fahrzeug gingen zum Skipo spielen. Vielleicht mag es ja an Dominik liegen, aber an diesem Abend hatte Markus nicht gewonnen.
Ach ja, morgen kommt der Motor nicht, da aufgrund der Wahlen nicht gearbeitet wird.
Dominik fuhr am Morgen weiter, er hat nur begrenzt Zeit, muss Ende März in Georgien sein und will noch einige Stellen im Iran besuchen. Ich verbrachte den Tag damit, einige Kleinigkeiten am Fahrzeug zu beheben, umzuräumen und mich fotografieren zu lassen. Gegen halb vier wurden wir abgeholt zu einer Fahrt in ein Museum. Wir waren gespannt. Die Fahrt führte tief in die Berge zu einem sehr abgelegenen Ort, der aussah wie aus dem Mittelalter. In einem Haus hatte ein Mann kurdische Kultur nachgebaut in Form kleiner „Puppenstuben“. Einfach schön.
Und anschließend wurden wir natürlich zum Tee und Kuchen eingeladen. Eine kurze Begegnung für uns, aber sehr interessant. Lernen wir doch Menschen kennen, die in einer völlig anderen Welt leben.
Am Abend dann kam die Entscheidung von Markus und Jasmin, morgen weiterzufahren, nachdem klar war, dass der Motor auch morgen nicht kommen wird. Der Verantwortliche wird auch morgen nicht arbeiten, und ohne ihn bekomme ich den Motor nicht. Unglaublich, aber wahr.
Den restlichen Abend nach dem Abendessen verbrachten wir nochmals zusammen bei mir, um einige Gedanken auszutauschen.
Der Abschied kam natürlich schon am Morgen, und mit vielen Tränen verabschiedeten sich beide von mir. Arazu, Bafrin und Zulaika kamen ebenfalls und weinten. Abschied ist immer nicht leicht, aber wenn man schon längere Zeit unterwegs ist gewöhnt man sich daran den Menschen Auf Wiedersehn zu sagen. Häufig trifft man sie ja auch wieder.
Dann nahm der Tag seinen üblichen Lauf, ich telefonierte und erhielt Nachrichten bezüglich des Motors, aber es tut sich nichts. Jetzt muss der Zoll in Teheran noch sein OK geben, denn nicht Urmia ist zuständig, sondern Teheran. Morgen will man einen Brief an den Obersten der Zollbehörde schicken in der Hoffnung, ein schnelles OK zu bekommen. Ich habe derweil die deutsche Botschaft in Teheran um Hilfe gebeten, Frau Consten ist mir ja wohl gesonnen und ich hoffe, dass auch von dieser Seite aus Hilfe kommt. Es war schon spät als ich die Mail schickte und die Whatsapp-Nachricht, so kann ich erst morgen Antwort erwarten. Frau Consten hatte mir nur zurückgeschrieben per Whatsapp, dass sie sich morgen sofort kümmert. Mal sehen, ob es was bringt.
Früh schon erhielt ich die Nachricht von Frau Consten, dass sie sich kümmert und nur noch die Tel. Nr. von dem Chef der Behörde braucht. Ich verwies sie sofort an Sadegh, mit dem setzte sie sich dann in Verbindung. Gleichzeitig sagte sie mir, dass draußen eine Agentin arbeitet für die Botschaft, die sich dieser Sache annehmen will. Sie hatte damals auch für Gabriele G. gearbeitet, kennt von damals Sadegh und weiß, wie man an die Sache herangeht. Also bin ich dort hoffentlich in guten Händen. Dann fuhr Mamode mich nach Mahabad, weil ich einige Sachen einkaufen und wieder mal die VPN auffrischen lassen muss. Die andere App funktioniert nicht am Tablett, und ich will ja den Blog veröffentlichen. Kaum waren wir in der Stadt erhielten wir einen Anruf. Wir müssen nochmals zum Touristencentrum, weil der Brief, den ich als Foto per Whatsapp von denen versendet hatte, jetzt direkt vom Touristencentrum an den Zoll Piranshaw verschickt werden soll per Mail oder per Fax. Klar, ich hatte natürlich die Unterlagen im KAT gelassen, so dass dort bei der Behörde der Brief nochmals ausgedruckt und unterschrieben werden musste bevor er auf den Weg ging. Dann war Einkaufen angesagt. Und überall wieder „Hello Petra“. Ich weiß, dass ich nicht berühmt werden will. Wenn man von jedem erkannt wird hat man keine Ruhe mehr. Später bekam ich noch die Nachricht, dass die Agentin der Botschaft niemanden erreichen konnte. Hilft also heute auch nicht. Vielleicht morgen. So langsam werde ich wieder gelassener.
Am Abend dann wurde ich mitgenommen zu einem Heiratsantrag. Eine spannende Angelegenheit, zu der ich sicherlich nicht noch einmal Gelegenheit habe. Erst einmal fährt man zu dem Bräutigam – wir waren dessen Gäste - um zu Abend zu essen. Ich hatte mein Kleid angezogen und wurde bewundert, klar, mal keine Jeans wie üblich. Nach dem Essen – und ohne Tee, Kuchen und Obst – fuhren wir zur Braut. Das heißt, 5 alte Männer, darunter die beiden Großväter des Bräutigams, die Oma, die Familie, Mamode, ein Mann, den ich nicht kannte und dessen Funktion ich noch erfragen muss und ich. Ins Haus der Familie ging man dann dem Alter und dem Geschlecht nach. Erst die alten Männer, dann die jungen, dann die Frauen. Nur Kemal, der Bräutigam, blieb im Auto sitzen. In der Wohnung dann saßen die Männer im Wohnzimmer und die Frauen in der Küche zum Tee trinken. Und dann wurde gesprochen, verhandelt, gelacht. Den Heiratsantrag stellt nicht der Bräutigam, sondern die 5 alten Männer fragen die Familie der Braut, ob der Bräutigam denn genehm ist. Die Familien kannten sich offensichtlich, denn Kemal und seine Braut sind schon lange Freunde. So war die Antwort klar, aber verhandelt werden muss ja trotzdem. Tradition ist alles. Und irgendwann kam Kemal mit einem riesigen Blumenstrauß für die Braut. Und weiterhin wurde verhandelt, der Bräutigam ins rechte Licht gerückt und irgendwann war klar, dass jetzt eine Hochzeit ansteht. Die Braut bekam von der Mutter von Kemal den Ring angesteckt – Gold mit Brillianten – und von der Großmutter Kemals goldene Ohrringe. Kemal bedankte sich bei den alten Männern, dann bei den Familienoberhäuptern der Braut, dann bei den Großmüttern und der Mutter der Braut. Anschließend war Fototermin angesagt, Tee trinken, Kuchen essen und Obst. Naja, das fehlte ja auch vorher. Als alles erledigt war erhob man sich und die Braut bekam Geschenke in Form von Geld. Aufbruchstimmung und Abmarsch, und alle waren gut gelaunt, hatte sich doch der Weg gelohnt und eine Hochzeit darf geplant werden.
Danke, dass ich teilnehmen durfte. Und die vielen Fotos werde ich morgen bearbeiten.
Gestern Abend bekam ich noch Besuch von Azizi, dem Rechtsanwalt aus Bukan. Er war zuversichtlich, dass der Motor hereingelassen wird. Er sprach noch mit Sadagh der ihm sagte, der Vorgang liege, weil es ein Militärmotor ist, beim Intelligence Service zur Beurteilung. Das kann ja heiter werden. Da bin ich mal gespannt, was die so von sich geben.
Am Morgen mussten die vielen Fotos bearbeitet werden, eine Aufgabe, die längere Zeit in Anspruch nahm. Gegen Mittag dann die Mitteilung von der deutschen Botschaft, dass die Agentin beim Zoll angerufen hat. Der Vorgang liegt jetzt in Teheran und wird von dort bearbeitet. Wir müssen auf Antwort warten. Morgen will sie wieder anrufen. Hoffentlich brauchen die nicht noch mehrere Tage Ich brauche ab 14. ein neues Visum und außerdem fängt am 10.3. Ramadan an. Da wird meistens nicht so lange gearbeitet.
Meinen Blog kann ich auch nicht veröffentlichen, weil natürlich meine VPN nicht funktioniert und ich nochmals nach Mahabad fahren muss. Wird etwas schwierig, weil die nächsten Tage Stress angesagt ist. Kemal will sich entweder verloben oder heiraten, so genau habe ich das noch nicht herausgefunden. Jedenfalls sind jetzt alle aufgeregt.
Gegen 11 Uhr kam die Mitteilung von der Botschaft, Teheran hat zugestimmt und wird innerhalb der nächsten Stunde einen Brief nach Piranshaw zum Zoll schicken mit der Genehmigung. Glauben tue ich das noch nicht, denn es kam bislang zuviel dazwischen. Und immer brauchte man weitere Unterschriften. Am Abend dann die Mitteilung von Sadeg, dass der Motor entweder morgen oder am Samstag kommt. Er selbst will ihn bringen. Schön zu hören, ich habe dann Khezri informiert, damit er die Mechaniker für Sonntag bestellt und den Kran für Samstag und Sonntag. Alle sind noch skeptisch, was ich inzwischen gut verstehen kann. Ich glaube es auch erst, wenn der Motor hier steht.
Am Spätnachmittag machte ich noch einen Spaziergang in die Felder und konnte einen seltsamen Himmel beobachten. Über der schwarzen Wolke tat sich ein Kreis auf, der innen fast weiß und außen einen roten Ring hatte. Merkwürdig, aber schön. Mit Mamode habe ich gesprochen und er will immer noch den Motor holen.
Heute war früh aufstehen angesagt, denn der Bräutigam und die Braut wollen Ringe tauschen. Verlobung oder Hochzeit, keiner kann es genau wissen. Später sagte man mir die beiden würden morgen heiraten. Jedenfalls ist morgen große Party angesagt, und heute kamen ungefähr 60 Personen zum Mittagessen. Da wurde gerührt, gekocht, gebraten, geschnitten und anschließend unendlich viel Geschirr gespült.
Die Männer aßen zuerst bei Arazu die Frauen danach bei Zulaika. Dann fuhren sämtliche Männer mit dem Bräutigam zur Braut,
die Frauen machten den Abwasch. Klar, wer sonst. Und ich half bei den Frauen. Dann kamen die Männer wieder und ich hatte inzwischen die Nachricht bekommen, dass ich am Samstag gegen 10 Uhr in Piranshaw erscheinen soll mit sämtlichen Dokumenten und Geld, damit der Motor in den Iran kommt. Heißt dann, gegen halb sieben aufstehen, keinen Sport machen sondern schnell die Morgenwäsche erledigen und dann losfahren. Jedenfalls habe ich einen Shuttle dorthin klargemacht. Ich erklärte ihm, dass wir gegen halb acht losfahren müssen und dass ich die deutsche Zeit meine, und nicht die arabische. Die ganze Versammlung musste lachen. Sie kennen sich ja gut aus mit der arabischen Zeit. Und ich inzwischen auch. Bin gespannt, ob das klappt. Wenn nicht, habe ich ein Problem.
Die Männer kamen irgendwann wieder, es wurde ein kleines Abendessen serviert und die Gesellschaft löste sich auf.
10 Uhr Friseur und Kosmetikerin. So war es angesagt und wurde es gemacht. Ich wußte immer noch nicht, ob das jetzt die Verlobung oder die Hochzeit ist. Es klärte sich dann später auf. Erst einmal wurden wir Frauen, d.h. Arazu und ich, geschminkt. Die Haare konnte sie nicht wirklich machen, da gerade der Strom ausgefallen war. Nichts Neues hier, aber zur ungünstigen Zeit. Und dann funktioniert ja auch das Internet nicht mehr, und somit keine Verständigung mit den nicht englisch sprechenden Menschen hier.
Die Männer hatten ihren eigenen Friseur, das ist hier nach wie vor streng getrennt. Anschließend irgendwo zu Mittag essen, umziehen und Abfahrt zum Saal, wo die Feier stattfinden sollte. Geladene 30 Gäste fanden sich nach und nach ein, viele kannte ich schon durch die vielen Einladungen zum Essen. Irgendwann kamen dann Braut und Bräutigam mit dem Fahrzeug an. Sie wurden mit Klatschen, Winken, Musik und Tanz begrüßt und schritten langsam durch den Saal zu ihrem Tisch. Dort stehen üblicherweise zwei Körbe für das Geld.
Unter dem Tisch waren zwei Boxen aus Plexiglas, darin befanden sich die Brautschuhe sowie die Kleidung für die Hochzeit. Damit war klar, es war „nur“ die Verlobung. Und diese endete nach vielem Tanzen gegen 18 Uhr. Gut für mich, denn dann kann ich früh schlafen gehen. Morgen muss ich früh aufstehen um zur Grenze zu fahren. Das scheint wohl nicht ohne mich zu gehen. Bin gespannt, ob alles läuft. Dran glauben tue ich noch nicht.
Die Katastrophe nimmt ihren Lauf. Angefangen mit der Fahrt, der Fahrer fuhr nicht die „Schnellstraße“, sondern mitten durch die Berge in einem rasanten Tempo so dass ich mir vorgenommen hatte, die Rückfahrt anders zu erleben. Dann trafen wir Sadegh, der mit mir die Angelegenheiten an der Grenze regelte. Er nahm mich mit, und mein Fahrer besprach mit ihm, dass er so lange warten wolle in Piranshaw, bis ich wieder zurückfahren kann. Sadegh erklärte ihm, das sei nicht notwendig, aber er ließ sich nicht davon abhalten. Na super, damit war mein Plan quasi untergraben. Auf zur Grenze, die ca 10 km entfernt ist gingen wir zunächst in das riesige traditionelle Restaurant um Tee zu trinken und Sadeghs Freunde bzw. Arbeitskollegen zu treffen. Sie wollen hier alles regeln so dass wir entspannt warten konnten, so der Plan. Der allerdings wurde leider nicht mit den Zollbeamten vor Ort geschmiedet. Die hatten nämlich andere Ideen. Zunächst forderte man einen Bürgen, dieser sollte dafür geradestehen, dass ich aus dem Iran mit dem neuen Motor tatsächlich herausfahre. Ok, aber was bitte soll ich sonst mit dem Motor machen? Als das geklärt war mussten wir zu einem anderen Mitarbeiter, ein höherer Angestellter der Zollbehörde. Dieser sah sich genötigt, eine Kaution zu verlangen, und zwar bitte in cash, wie sich das gehört. Er wolle dies noch kalkulieren sagte er uns. Sadegh bot ihm einen Scheck über die geforderte Summe an, das lehnte er jedoch ab. Lediglich eine Bankbürgschaft könne helfen, so die Auskunft. Diese musste Sadegh dann erst anfragen bei seiner Bank. Die kleine Geschäftsstelle an der Grenze konnte die Entscheidung nicht treffen. Also ab ins Auto und zur Hauptstelle nach Piranshaw gefahren. Unterwegs besprachen wir, wie ich Sadegh von der Bürgschaft bzw. dem festmachen des Betrages durch die Bank befreien könne. Wir fanden einen Weg, der machbar ist. Zurück zur Grenze hatte Sadegh dann die Idee, mit dem Direktor der Zollbehörde zu sprechen. Eine Stunde Wartezeit ist hier mal gar nichts, und so dauerte es bis zum frühen Nachmittag, dass wir mit dem Direktor sprechen konnten. Dieser war entschieden ungehalten, hatte er doch die Anweisung gegeben, dass der Motor heute freigegeben wird ohne weitere Probleme. Zum nächsten Herrscher dann, dieser erklärte, dass natürlich ein Scheck angenommen werden könne, dies sei doch wohl kein Problem. Zurück zum Direktor, hier eine Zeit gewartet um dann ohne Gespräch zum Mitarbeiter, der den Scheck möchte zu gehen. Dieser war sichtlich verärgert, hatte er doch gerade von einem Chef eine Rüge erteilt bekommen. Klar, dass er dies an uns ausließ. Und so beachtete er uns nicht, lief hierhin und dorthin, telefonierte, besprach sich mit anderen Menschen der Behörde bzw. Reisenden. Irgendwann, als es schon zu spät war um noch irgendwie den Motor aus dem Zoll zu bekommen, bekamen wir dann die Antwort, dass ein Automobilclub die Bürgschaft übernommen habe. Was das kostet wußte man noch nicht, soll aber unerheblich sein. Geht doch. Was nicht mehr geht, ist den Motor mitnehmen. Und da platzte ich dann mal. Man hat hier den Eindruck, dass nicht Lösungen sondern Probleme gesucht werden, die dann andere lösen müssen. Bloß keine Verantwortung übernehmen, könnte ja den eigenen Kopf kosten. Wichtig, immer die Verantwortung anderen aufhalsen, und das geht eben nur, wenn man Probleme für andere Mitarbeiter gefunden hat. Da ich seit halb sieben nichts mehr gegessen hatte besuchten wir noch das Restaurant. Ich gab ihm meine Original-Unterlagen zur Abholung des Motors morgen früh, denn dazu muss ich nicht mehr zur Grenze kommen. Gut, denn dann können die Mechaniker wie geplant mit dem Ausbau des Motors starten. Und im Restaurant kam die Nachricht, dass mein Fahrer von heute Vormittag draußen auf mich warte. Sadegh sagte ihm, dass ich noch nicht fertig sei und später mit dem Taxi kommen würde. Daraufhin fuhr er heim. Wir fuhren noch in die Stadt um das Öl zu sehen, Geld zu tauschen, ein Taxi zu organisieren. Das fuhr mich dann die 120 km zurück in mein Dorf für 12 Dollar, und zwar über die „Schnellstraße“. Dort angekommen drehte ich die Heizung an, kochte mir einen Kaffee und ging hinüber zu meinen Nachbarn um das weitere Vorgehen zu besprechen. Nachdem Sadegh mit Khezri gesprochen hatte – dies tat er schon im Restaurant und Khezri wollte mit den Mechanikern sprechen, was meiner Meinung nach schon längst passiert war – erhielt ich dann am Abend die Mitteilung, dass die Mechaniker vielleicht am Montag oder am Dienstag hier erscheinen wollen. Meine Wut hielt sich nicht mehr in Grenzen, denn ich hatte vielen Mechanikern, die helfen wollten, gesagt, ich hätte bereits welche. Die hätte ich jetzt gut gebrauchen können. Und so telefonierten wir den ganzen Abend um letztendlich einen Mechaniker zu bekommen, der am Montag starten kann. Ich besprach mit Mamode, dass ich schon morgen anfangen will mit den Teilen, wie wir ohne die Mechaniker machen können. Er wolle mir helfen versprach er. Mal sehen, was daraus wird. Aber glauben tue ich ihm, denn er kümmert sich immer um mich.
Zurück im KAT war es kälter als gewöhnlich. Ein Blick auf den Heizungsregler und es war klar, dass die Heizung nicht funktioniert hatte. Genau das, was ich an diesem Abend noch brauchte. Ein mehrmaliges Ein- und Ausschalten brachte keinen Erfolg. Die Pumpe funktioniert, der Ventilator auch. Und ein Blick auf den Auspuff erklärte mir kurz das wahrscheinliche Problem. Alles verrußt, wie es auch bei meinem Generator der Fall war. Jetzt hilft nur noch zu den Nachbarn gehen und dort schlafen oder mich in meine Decken einkuscheln. Und genau das letzte mache ich gleich.