Donnerstag, 7. November 2024

Von der Türkei nach Serbine ab 23.10.2024

Heute habe ich entschieden, dass ich morgen in die Kälte fahre. Nun gut, so ganz kalt scheint es in Eskisehir nicht zu sein, 17 Grad und die Sonne soll scheinen

 Mit Ausnahme der Tatsache, dass ich zweimal durch Polizeikontrollen musste ist die Fahrt gut gelaufen. In Eskisehir wartete man bereits auf mich und ich habe hier einen Stellplatz auf einem Privatgrundstück.

Und wieder zwei neue Baustellen erledigt, mein Heißwasserboiler ist undicht, den habe ich erfolglos versucht abzudichten, was mir nicht gelungen ist. Er tropft, nicht viel, aber muss ja nicht in den Boden ziehen. Folglich habe ich eine Schale darunter gestellt und werde jetzt gelegentlich ausleeren müssen. Dann hat sich offensichtlich wieder ein Schlauch eines Reifens verabschiedet, denn im Reifen selbst ist kein Nagel oder Ähnliches zu sehen. Der Reifen muss getauscht werden, was ich sofort mit meinem Freund hier erledigt habe. Jetzt sollte ich mich noch bei nächster Gelegenheit darum kümmern, dass das Rad repariert wird. So hört das Reparieren und sich kümmern eben nicht auf.

 Die OP ist 10 Tage her und ich muss mir die Fäden ziehen lassen. Eigentlich hatte ich vor, dies selbst zu erledigen, hatte dann aber zuviel Schiss, dass anschließend eine Entzündung kommt und außerdem tut das Fädenziehen weh und ich füge mir ungern Schmerzen selber zu 😊. Danach noch Wasser auffüllen und Wäsche waschen und schon war der Tag soweit um, dass zum gemütlichen Teil übergegangen werden konnte, Fisch grillen. Diesmal kam der Fisch auf eine heiße Marmorplatte, die auf das Feuer gelegt wurde. Muss ich mir merken, denn der Fisch schmeckte besser als vom Grill.

 Keine besonderen Vorkommnisse, außer, am Abend im Restaurant essen gewesen, eines der teuren, in denen man vornehmlich Raki zum Essen trinkt. Schön gelegen, nur leider im Dunkeln ist die Umgebung nicht zu erkennen. Denn das Restaurant liegt wohl schön am Wasser.

 Weiter geht es nach Bursa, der Seidenstadt. Hier war ich 1991 bei einer Rundreise durch die Türkei schon einmal, daher wußte ich vom Seidenmarkt hier und wollte mir die Stadt nochmals in Ruhe ansehen. Die ausgesuchten Parkplätze waren für den KAT nicht anzufahren, aber direkt neben dem Park gibt es ein freies Grundstück und hier ist das Parken dann auch kostenfrei. Mal sehen, ob die Nacht ruhig wird. Aber wer abends unterwegs sein will wird sicherlich den Park bevorzugen. Da ich nachmittags ankam konnte ich noch einen Spaziergang machen, denn der Seidenmarkt ist nur 3 km entfernt, und die schaffe ich doch locker. So bummelte ich dann 3 Stunden durch die Altstadt und war erstaunt, was so neben dem Seidenmarkt noch für ein riesiger Bazar hier angesiedelt ist. Wir sind damals nur in den Seidenmarkt gegangen und dann weitergefahren nach Istanbul. Ich freue mich schon auf Morgen, denn da habe ich den ganzen Tag Zeit mir die Stadt anzusehen. Seidenschals habe ich aber heute schon gekauft, einen für mich und einen für meine Cousine.

 






Gegen 11 Uhr losgegangen und gegen 5 Uhr am Nachmittag zurück, ich dachte mir, dass 6 Stunden laufen ausreichen. Ja, für meine Füße, nein, für die Stadt. Es gibt noch viel zu sehen und ich werde hier noch bleiben. Eine unglaublich interessante Stadt, neben den alten Moscheen aus dem 14. Jahrhundert gibt es noch einige Grabstätten zu besichtigen, alte Häuser, eines durfte ich mir ansehen, das aus dem 18. Jahrhundert ist im osmanischen Stil, alte Brücken, eine davon bebaut mit Häusern. Auch wenn sie nach dem Erdbeben renoviert werden musste stammt sie doch teilweise noch aus dem 14. Jahrhundert. 

























 

Ich hatte gegessen und es mir im KAT gemütlich gemacht da klopfte es an der Tür. Nanu dachte ich, Polizei? Nein, es war ein Taxifahrer, der mir frisch gegrillten Fisch brachte. Eigentlich hatte ich bereits gegessen - wenn auch nur etwas Joghurt mit Obst - , der Fisch konnte nicht stehen bleiben bis morgen und so verzehrte ich ihn zusammen mit einem Glas Rotwein. Mit dem Taxifahrer machte ich noch ab, dass ich übermorgen in einen nahegelegenen Ort fahren will. Der KAT kommt dort nicht hin, da die Straßen für LKW nicht gebaut sind. Aber mit dem Taxi wird es gehen. Der km kostet hier 80 Cent, das kann ich mir mal gönnen.

 Der Tag war geprägt von Besichtigungen. Ein interessantes Museum war mit Waagen und Wagen bestückt. Die ehemalige Seidenfabrik war umgebaut worden um die Fahrzeuge die hier von der Firma Tofas gebaut wurden vorzustellen. Offensichtlich war diese Firma länger am Markt. Ok, die alten römischen Streitwagen stammen sicherlich nicht von hier, aber scheinbar hatte man Lizenzvereinbarungen mit Fiat. Und in dem riesigen Gebäude, das früher ein Hamam war und auf dem gleichen Gelände steht wurden Waagen aller Art gezeigt. Im vorderen Bereich, einer offenen Halle, war Kunst zu besichtigen, eine ständig wechselnde Ausstellung. So kann man alte Gebäude wieder nutzbar machen. Ein weiterer Bummel durch die Stadt brachte mich an viele verschiedene interessante Orte. Eine Stadt, die es zu besichtigen gilt wenn man behaupten will, die Türkei zu kennen. 

 
























Trotz der vielen interessanten Plätze hier fuhr ich weiter in die 400 km entfernte Stadt Edirne. Ich hatte bereits gehört, dass diese Stadt sehenswert ist. Ein riesiger Parkplatz direkt an der Altstadt kostet zwar Geld, aber hier bin ich unter Aufsicht einer Videokamera, also wieder einmal völlig sicher. Gleich wurde mir auch mitgeteilt, dass morgen der große Markt ist. Komme also mal wieder passend an. Vor dem Zubettgehen blieb noch Zeit in die Stadt zu gehen, die nahegelegene riesige und einzige Synagoge zu besichtigen sowie die Brücken bei Sonnenuntergang zu fotografieren. Hier zeigt sich auch wieder der Unterschied zwischen den Touristenorten und den touristisch nicht erschlossenen. Hier kostet Lahmacum 50 Lira, in Kemer 200 Lira.

 










Der zweite Tag in Edirne, bis 22 Grad und Sonnenschein, so mag ich das. Was heute Besonderes war? Markttag in der Nähe der bulgarischen Grenze. Hölle war hier was los, erinnerte mich an die früheren Zeiten, als ich zum Einkaufen nach Enschede gefahren bin. Nur war hier heute der Markt weitaus größer und alle Bulgaren hatten offensichtlich Geld in der Tasche und später die Taschen voll mit Waren. Gut, dass ich heute nicht über die Grenze wollte, die Grenzbeamten hätte sicher keine Zeit für mich gehabt. Jetzt erklärt sich auch, warum die Innenstadt über so viele lange Fußgängerzonen verfügt. Jedenfalls habe ich meine Lira ebenfalls umgesetzt in Obst und Fisch zu Preisen, da träumt man in Deutschland wahrscheinlich von. Später dann Moscheebesichtigungen. Die älteste Moschee ist hier aus dem 14. Jahrhundert. Edirne war früher die Hauptstadt des osmanischen Reiches, bevor man Istanbul dazu auserwählte. Diese Stadt hat mehr Tiefen als Höhen erlebt. Jeder wollte sie, die Bulgaren, Russen, Griechen und Türken. Letztere haben offensichtlich gewonnen. Und dann waren hier noch Erdbeben und Großfeuer, die die Innenstadt heimgesucht haben. Man wundert sich, dass die alten Gebäude ständig wieder restauriert wurden. Eigentlich wollte ich morgen weiterfahren, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich noch nicht alles gesehen habe und die Sonne mir morgen 23 Grad bescheren will bleibe ich noch bis Sonntag. Dann soll es auch hier kälter werden.

 










Und noch ein Tag in Edirne, leider noch nicht alles gesehen. Heute bin ich mit dem Quad unterwegs gewesen zu einer riesigen Anlage mit Moschee, Universität und Krankenhaus aus dem 15. Jahrhundert. Hier wurde damals schon operiert, was mich sehr verwunderte. Es gab Augenärzte, Psychiater, Hals-, Nasen- Ohrenärzte, Chirurgen usw. Und natürlich Studenten. Dann führte der Weg zu einer Bastion, davon gab es rund um Edirne mehrere, denn Edirne war ständig im Krieg. Die längsten waren wohl die Balkankriege, bei denen es um die Freiheit von Serbien, Bulgarien, Albanien usw. ging. Da habe ich wohl damals in Geschichtsunterricht nicht aufgepasst, das Thema habe ich verschlafen, konnte es jetzt aber nachholen. Meine Geschichtslehrerin wird sicherlich begeistert sein, wenn sie das hört – falls sie noch lebt. Nun, sie mochte mich sowieso nicht. Der letzte Abend in der Türkei bricht an, morgen geht es über die Grenze. Mal sehen, welche Probleme die Grenzbeamten morgen haben. Ich hatte ja schon mehrmals mit denen Streit.

 



















Morgens konnte ich natürlich direkt losfahren, habe aber etwas langsamer gemacht, weil es nur 18 km zu fahren waren und ich am Spielcasino direkt hinter der Grenze übernachten wollte. An der Grenze angekommen gab es zügig den Stempel in den Pass von der Polizei, dann ging es zum Zoll. Und wieder das gleiche Spiel. Alle dürfen fahren nur ich nicht. Warum? Weil im System immer noch nicht alles korrekt hinterlegt ist. Fragte man mich bei der Einreise nach dem KAT und der Ausreise vom 15.12.2023 war es diesmal die Ausreise von September 2021, ja richtig, einundzwanzig, als ich den KAT zu lange in der Türkei stehen gelassen und dafür bezahlt hatte. Warum man das heute aufgegriffen hat? Weiß der Henker. Denn seit 2021 habe ich mehrfach die Grenzen für die Ein- und Ausreise benutzt. Jetzt fragte man mich, ob ich denn damals eine Strafe gezahlt und die Quittung noch hätte. Ja hebt Ihr denn Quittungen von 25 Euro über 3 Jahre auf? Jetzt weiß ich es, für die Türkei muss man alles aufheben. Der Beamte glaubte mir freundlicherweise und sagte mir, ich solle zum Fahrzeug gehen, es dauert nur noch 5 Minuten. Nach einigen Malen hin und her laufen und mehr als 2 Stunden warten waren die 5 türkische Minuten um und ich konnte fahren. Er versicherte mir, dass jetzt im System alles in Ordnung sei. Ja wer es denn glaubt, ich jedenfalls glaube dem System und den Beamten, die davorsitzen, gar nichts mehr. Ich habe ja genügend Erfahrungen gesammelt.

Die bulgarische Grenze war dann einfach, bis auf die Warteschlange dort, denn es ist Sonntag und Freitag war ein Feiertag in Bulgarien. Da bietet sich doch Einkaufen in der Türkei an. Ok, habe ich früher auch gemacht, bin häufig nach Enschede gefahren. Ab zum Spielcasino, eine Zeit gewartet, ich wollte nicht schon am Nachmittag dort erscheinen und dann durch die Tür hinein. Es war das erste Mal, dass ich ein Spielcasino besuchte. Und glaubt mir, es wird das letzte Mal sein. Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn die Menschen ihr Geld zum Fenster hinauswerfen, ich will da aber nicht mitmachen. Und so habe ich mir nur ein paar Spieltische angesehen und erklären lassen, etwas gegessen (ist kostenlos, genauso wie die Getränke) und dann habe ich noch den Spielautomaten zugesehen, die im Sekundentakt das Geld gefressen haben. Und tschüss. Da gehe ich lieber im KAT lesen.

 Die Öllache unter dem KAT hatte ich gestern schon bemerkt und eine Reparaturwerkstätte ausfindig gemacht 80 km vom Spielcasino entfernt. Dort hatte man den Fehler schnell gefunden und repariert. Die Gelegenheit nutzte ich auch, um meinen Reifen mit dem kaputten Schlauch reparieren und dann austauschen zu lassen, denn der auf der Hinterachse ist nicht mehr im guten Zustand. Nach 3 Stunden war alles erledigt und ich konnte kostenfrei weiterfahren. Ich habe mich natürlich gefreut und darüber vergessen, den Mechanikern wenigstens ein Trinkgeld zu geben. Tut mir jetzt echt leid, weil, die haben gute Arbeit geleistet. Dann ging es weiter und ich schaffte es heute tatsächlich bis zur Grenze nach Serbien, die ich dann morgen überqueren werde um weiter nach Nis zu fahren.


Über die Grenze ging es heute nach Serbien. Innerhalb von 30 Min. war alles erledigt, die Ausreise aus Bulgarien, wobei dort kontrolliert wurde, ob ich nicht doch einen Mann versteckt mitnehme, als auch die Einreise nach Serbien, wobei Serbien nicht zur EU gehört. Ruck Zuck, alles fertig. Und weiter ging es nach Nis, der ersten Stadt in Serbien, die ich besichtigen wollte. Und was ich heute gesehen habe hat sich schon mal gelohnt. Etwas Innenstadt, etwas Geschichte, alles war dabei. Die Innenstadt gibt sich vielschichtig, hier stehen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, dann findet man die Plattenbauten und alles, was dazwischen und nach der Wende gebaut wurde. Ein bunter Mix. Und dann eben noch die Geschichte, die ich heute nur gestreift habe. Ich habe mir den Schädelturm angesehen, den die Türken vor ca. 170 Jahren hier aus 952 Schädeln gebaut haben. Erschreckend, sie haben die Schädel der „unliebsamen“ Serben dazu verwendet. Neben den geschichtlichen Denkmälern gibt es hier noch drei andere Plätze, die ich morgen besichtigen werde. Die archäologischen Ausgrabungen spare ich mir, von der Römerzeit habe ich bereits reichlich gesehen, und die Münzen hier sind sicher nicht anders als die in den anderen römischen Museen.

 


















Heute war der Tag der Geschichte. Unserer Geschichte. Denn hier gibt es das Red Cross concentrations camp, in dem während des 2. Weltkriegs Gefangene ihr Dasein fristeten. Das Camp wurde genutzt von 1942 bis 1944. Es gab zwei Ausbrüche vielmehr als 100 Gefangenen, die allerdings fast alle erwischt wurden. Inhaftiert waren hier Männer und Frauen, teilweise mit ihren Kindern. Sie warteten auf die Deportation oder ihre Hinrichtung.

 









 Hingerichtet wurde auf dem Berg ca. 6 km vom Lager entfernt, häufig hunderte an einem Tag. Männer, Frauen und Kinder, verscharrt in Massengräbern, durchgeführt von der 809. Feldkompanie der Wehrmacht Deutschland. Auch den Berg habe ich besichtigt, riesige Statuen sowie eine große Mahnwand sind hier zu sehen, das alte Denkmal, ein kleines Dreieck, steht ebenfalls noch hier. Leider respektiert nicht jeder den Ort so wie ich meine, dass man ihm Respekt zollen sollte. Wenn vor dem Denkmal ein Mann seine Sportübungen lediglich in Unterhose macht, dann ist das für mich die Respektlosigkeit in Person. Mag sein, dass andere das anders sehen, aber hier geht es um die Ermordung von Serben, also seinen Landsleuten. Ist jedenfalls meine Meinung dazu.






 

Das Fort musste auch noch besichtigt werden, eine riesige Anlage, die heute als Park genutzt wird. An einer langen Häuserreihe fand ich dann die Jazzgraffitis. Ich freue mich immer wieder, wenn ich schöne Graffitis sehe die nicht übergeschmiert wurden.

 
















Weiter ging es zur Höhle Resavska Pecina, 120 km entfernt. Eine etwas kurvige enge Strecke, aber ich hatte Reisebusse gesehen, und wenn die das können kann ich das auch. Dauert nur etwas länger als mit dem Auto. Hat sich einerseits nicht gelohnt, weil die Höhle nicht so viel bietet, andererseits bin ich mal wieder 2 Stunden durch den Wald gelaufen, hatte ich lange schon nicht mehr. Und heute werde ich hier übernachten, ganz allein in der Natur. Gegen Spätnachmittag kam noch eine Aufsicht die meinte, ich dürfe hier nicht campen, aber weil ich ja nett bin und außerdem vorher an der Rezeption für die Höhle gefragt und ein Parkticket bezahlt hatte durfte ich bleiben. Ich darf das aber nicht ausplaudern und muss morgen früh wieder fahren. Also, bitte nicht weitersagen. Jetzt hoffe ich, dass ich eine ruhige Nacht hier verbringen kann.