Freitag, 22. November 2024

Serbien ab 8.11.2024

 Das große Kloster war nur 20 km entfernt, und da ich mich mit Igor erst gegen 12 Uhr treffen wollte war Zeit genug, dieses zu besichtigen. Und das Kloster lag quasi auf dem Weg. Ein riesiges Gebäude, gebaut wie eine Burg mit entsprechenden Wällen zur Sicherung. Mehr als 600 Jahre alt wurde es zwischenzeitlich innen erneuert und weiterhin als Kloster genutzt.

Dann traf ich Igor zur verabredeten Zeit. Wir haben uns beide gefreut auf das Wiedersehen und es war wieder wie damals in Pakistan. Wir hatten uns gesehen und auf Anhieb verstanden, trotz des großen Altersunterschiedes, der meistens bei den Reisenden zum Glück keine Rolle spielt. Igor hat seine Wohnung für mich geräumt, wohnt jetzt in der Etage über mir und ich hatte keine andere Wahl als in sein Apartment einzuziehen. Er hat nichts anderes zugelassen und ich konnte mich nicht wehren. Der Kat hatte auch keine Chance vor seinem Haus zu parken, der fristet jetzt ein einsames Dasein 1 km entfernt. Wir fuhren dann noch zum verspäteten Mittag- bzw. zu frühen Abendessen in ein angesagtes Restaurant wo ich natürlich die serbische Küche jetzt gut kennenlernen kann.


Auf in den Süden. Wir packten einige Kleinigkeiten für die Übernachtung und fuhren in den Süden Serbiens, 200 km Fahrstrecke, Zeit 4 Stunden. Ziel war ein großer Fluss, der gestaut wurde und sich durch die Berge schlängelt wie eine Schlange. Natürlich war der Dam nicht der beste Platz zur Besichtigung, also nochmals 60 km fahren um die Aussichtsplattform zu erreichen. Anschließend war nur noch Zeit um ins Hotel zu fahren, das 3,5 Stunden oder 180 km entfernt lag. Die Zeiten hier um zum Ziel zu kommen sind immer etwas länger als in Deutschland, es sei denn, man fährt zu Stoßzeiten durch das Ruhrgebiet. Im Hotel angelangt, das wir vorher bei booking.com gefunden hatten, fragten wir nach dem Preis. Muss ja preiswerter sein als bei booking.com, dachten wir. Falsch gedacht, es kostete 6 Euro mehr incl. Frühstück. Also steht man dann an der Rezeption, bucht über booking.com das Hotel, die bekommen eine Provision und das Hotel nicht nur 6 Euro weniger sondern muss auch noch die Provision bezahlen. Guter Deal für uns, schlechter für das Hotel. Diesmal fand unser Lunch gegen 20 Uhr statt, schmeckte genauso gut und wir gingen satt zurück um uns noch lange im Hotel zu unterhalten.

 








Der Rückweg führte uns zu einem Park mit Monumenten nahe der Stadt Kragujevac. 10 Monumente stehen hier als Mahnmal, damit die Verbrechen gegen die Menschlichkeit im 2. Weltkrieg nicht vergessen werden. Hier wurden hunderte Serben erschossen und in Massengräbern verscharrt. Es war ein sehr bewegender Vormittag, war ich doch als Deutsche mit einem Serben an diesem bedeutenden Ort. Wir hatten beide Tränen in den Augen. Ich bedankte mich mehr als einmal bei Igor, dass er mich an diesen Platz des Gedenkens gebracht hat. 

















 

Weiter ging es zur Stadt, in der die Könige Serbiens gelebt und gewirkt haben. Natürlich wurde es nach dem Mittagessen (das ab 3 Uhr stattfand) schon wieder dunkel, so dass wir nur noch um die Sehenswürdigkeiten herumlaufen konnten. Also bleibt uns nur noch die Möglichkeit, morgen nochmals an diesen für Serbien bedeutenden Ort zu fahren. Und genau das ist der Plan für morgen. Der Abend war dann nochmals gefüllt mit Diskussionen, zeigen der Bilder aus Pakistan und Indien und dem einen oder anderen Bier.

 




Nach dem Frühstück ging es los, Igors Mutter fuhr mit uns und wir sollten an der Basilika seinen Sohn treffen, der mit uns zurückfahren sollte. Die Basilika ist unglaublich. Im Kellergeschoss sind sämtliche Familienmitglieder der Königsfamilie begraben mit Ausnahme eines Mannes, der draußen beerdigt werden wollte. Dies wurde wohl auch genehmigt, denn wir fanden das Grab hinter der Basilika. Das Erstaunliche an der Basilika ist, dass sämtliche Bilder durch Mosaike gestaltet wurden. Und alles was golden glänzt ist aus Gold. Außen haben pfiffige Menschen gelegentlich die goldenen Mosaiksteine gestohlen, innen ist natürlich nachts permanent verschlossen, so hatten sie keine Chance. Dann war noch das Wohnhaus des Königs zu besichtigen, was sehr bescheiden daherkommt.

 








 Anschließend ging es zur königlichen Winzerei . Mehr als 40 riesige Fässer wurden vorgehalten zum Lagern des Weins. Heute wird der Wein in riesigen Edelstahlfässern gelagert. Wohin er verkauft wird weiß ich nicht, außer, dass man natürlich im kleinen Laden dort seine Flaschen zu angenehmen Preisen kaufen kann.

Weiter ging es zum Mittagessen, wir gingen in ein traditionelles Lokal, in dem es Spanferkel und Lamm frisch vom Grill gibt. Das, uns sonst eigentlich nichts, denn eine Speisekarte habe ich nicht gesehen. Aber lecker war es.

 Ich blieb im Apartment, hatte ich doch Wäsche zu waschen, am PC zu arbeiten und vieles mehr. So blieb keine Zeit, um nach Belgrad zu fahren. Außerdem sollte der KAT repariert werden, da eine Dieselleitung von der Einspritzpumpe erneuert werden musste. Wir hatten sie während unseres Ausflugs in den Süden mitgenommen, ein Serbe hatte einen ähnlichen Deutz-Motor. Es war zwar nicht die gleiche, aber sie funkioniert und ist dicht. Das ist das wichtigste. Dann musste ich noch den Platz mit dem LKW wechseln, denn es handelte sich um einen Privatparkplatz einer ansässigen Firma und ich durfte den KAT auf den Parkplatz 100 m entfernt bei einer anderen Firma abstellen.


Belgrad war angesagt, ich musste allerdings mit dem Bus fahren was nicht so leicht war. Zunächst wartete ich auf den Bus, der nicht kam. Dafür kam einige Zeit später ein anderer, der auch nach Belgrad fährt. Also erst einmal einsteigen und abwarten. Bezahlen konnte ich nicht, denn das geht hier meistens nur mit SIM-Karte, oder man holt sich ein Ticket am Kiosk, den es aber an dieser Stelle nicht gab. Der Busfahrer meinte, es sei kein Problem. An der Stelle, an der sich die Busverbindungen in die Innenstadt befinden, stieg ich aus. Ständig kamen und fuhren Busse, aber der, den ich nehmen wollte ließ auf sich warten. Schließlich kam er, ich konnte das Ticket von 43 Cent mit der Visakarte bezahlen und dort aussteigen, wo ich es mir vorgestellt hatte. Los ging es durch die riesige Innenstadt. Die Füße hatte ich plattgelaufen.  Belgrad ist schon spannend, alter europäischer Baustil, das Nationalmuseum war dagegen nicht so spannend. Am Abend konnte ich mit Igor, der hier in Belgrad sein Büro hat, wenn er nicht gerade – wie meistens – homeoffice macht, zurückfahren. 

 





















Auch heute war Belgrad wieder spannend, hingefahren wurde ich bis zu einer Bushaltestelle, von der aus ich den Bus bis mitten in die Stadt nehmen konnte. Egal, wo man hier läuft, man findet immer wieder was Neues. Museen habe ich mir heute geklemmt, das wollen Igor und ich am Wochenende zusammen machen. Der Tag war nicht nur trüb, sondern auch kalt, daher fuhr ich relativ schnell wieder zurück auf die gleiche Weise. Leider ist es morgen ebenfalls kalt.

 
























Nochmals ging es nach dem Frühstück nach Belgrad, diesmal per PKW und auf die andere Seite der Donau bzw. Save, wie hier der Nebenarm heißt. Von Igors Büro waren es mehr als 5 km zu laufen bis zum Zentrum von Zemun. Kein Problem, dauerte ca. 3 Stunden, weil ja unterwegs noch das Eine oder Andere mitgenommen werden musste. Am Ziel angekommen mussten noch ungefähr 200 Stufen bewältigt werden bevor man die perfekte Übersicht über Belgrad bekommt, sollte denn das Wetter schön sein und die Sonne scheinen. Dieses Glück hatte ich leider nicht, vielmehr war es diesig und wolkig. Die Bilder fallen entsprechend aus. Der Rückweg war kürzer, weil ich ja nicht mehr überall stehenbleiben musste. So traf ich pünktlich zur Rückfahrt bei Igor ein und wir fuhren zum Abendessen, das seine Mutter hier täglich kocht. Ich bin zwar gerade Besitzerin eines eigenen Apartments, das beinhaltet allerdings nicht, dass ich mein Essen alleine zubereiten darf. Nein, ich muss sämtliche Mahlzeiten bei Igors Mutter einnehmen, sie kocht wunderbar und natürlich traditionell serbische Küche. So lerne schnell, dass es riesige Unterschiede gibt zu unser deutschen und der serbischen Küche. Ich bin dieser Familie hier sehr dankbar, dass ich einige Tage bleiben und deren Gesellschaft genießen darf.

























 

Nach dem Frühstück ging es los nach Rajacke Pimnice, einem Ort, der eigentlich nur aus Weinkellern und kleinen zu mietenden Häusern besteht. Dafür fährt man von hier aus ca. 300 km, Dauer 4 Stunden, wenn man nicht gerade den Umweg nimmt, den wir gefahren sind. Von einer normalen Schotterstraße aus ging es auf einen geschotterten bzw. teilweise mit dicken Steinen belegten Waldweg. Es waren nur 1,5 km durch den Wald, dafür brauchten wir ungefähr eine halbe Stunde, weil es im Schneckentempo vorwärts ging. Ich musste aussteigen und die Steine beiseite räumen, denn natürlich fuhren wir kein höhergelegtes 4x4-Fahrzeug sondern einen normalen PKW. Und die Äste mussten auch noch aus dem Weg gehalten werden, eine nicht immer einfache Aufgabe. Zum Glück ist nichts passiert, der Tank blieb heile, die Reifen hatten auch danach noch genügend Luft und die Hauptstraße war zumindest geteert, wenn auch von großen Löchern gesiebt. Als wir ankamen fanden wir den Ort mit Baustellenfahrzeugen gefüllt. Man hatte alles, was einmal wie Straße aussah, herausgerissen und mit mehreren Millionen Euro wird hier alles neu gerichtet. Natürlich hatten fast alle Weinkeller geschlossen, sicherlich wegen der Bauarbeiten, aber auch, weil natürlich die Touristensaison beendet war. Wir fanden, nachdem wir den Friedhof besichtigt hatten – sehr sehenswert mit unglaublich vielen und sehr alten Gräbern – dann doch noch einen offenen Weinkeller in dem  uns zertifizierter Biowein zum Testen angeboten wurde. Wir hatten viel Spass und am Ende einige Flaschen Wein im Auto. Der Weg zurück war dann etwas schneller, weil wir die richtige Straße gefunden hatten und nicht den Weg durch den Wald nehmen mussten. Angekommen zu Hause gab es Abendessen und eine Flasche unseres eben erstandenen Weins.

 

















Wir hatten noch einen Tag, an dem wir gemeinsam etwas unternehmen konnten. So fuhren wir mit seiner Familie nach Belgrad ins Museum der Illusionen. Ich war schon zweimal in einem solchen Museum, aber die Kinder mit 4 und 5 Jahren sollten auch ihren Spass haben. Und genau das hatten wir dann alle miteinander.

 


















 Anschließend war das Militärmuseum in Belgrad angesagt, in dem man die Waffengattungen der letzten Jahrhunderte sehen und nachlesen kann, in welchen der vielen Kriege die hier stattgefunden haben sie genutzt wurden. Am Abend grillten wir Fisch, es war zwar kalt, genauso wie das Bier und der Wein, aber der Fisch war unübertroffen lecker.

 







Relaxen und Saubermachen war angesagt, denn ich muss morgen früh alles aus dem Apartment in den KAT räumen, die Fahrt geht weiter, schließlich habe ich noch 1.000 km vor mir zuzüglich einiger Besichtigungen. Und so verging ein ruhiger Tag. Am Abend war Fußball angesagt, Serbien gegen Dänemark, ich hab mich nach der ersten Halbzeit verabschiedet. Ist wirklich nicht meins.

 Weiter ging es nach Novi Sad, nachdem alles wieder im KAT an seinem Platz war und ich mich von der Familie und insbesondere von Igor verabschiedet hatte. War mal wieder nicht einfach. Die Fahrt war relativ kurz, der Parkplatz vom Fort mit nur 2 Bussen besetzt und so konnte ich mich gut hier einrichten. Anschließend war der Gang zum Fort angesagt. Das zweitgrößte Fort Europas, so stand es hier jedenfalls und ich will es gerne glauben. Nur zu besichtigen gibt es nicht so viel.

  Das Museum war geöffnet, in die Katakomben kommt man nur, wenn mindestens 10 Personen bezahlen oder ich für 10 bezahle. Habe ich mir dann mal geklemmt. Die Stadt macht augenscheinlich einen sehr gepflegten Eindruck, zumindest vermitteln die Fassaden dieses Bild. Schaut man in die Hinterhöfe kommt ein anderes Bild zum Vorschein. Dann versteht man eher, warum das des Bahnhofsgebäudes eingestürzt ist vor ein paar Tagen. Und die Reaktion der Bürger hier ist am Rathaus zu finden. 












 

















Das Wetter verschlechtert sich, es regnet und soll morgen weiterregnen. Der KAT ist innen wieder aufgewärmt, die Heizung hatte reichlich zu tun. Jetzt kann ich es mir in meinem Bett wieder gemütlich machen.

 



Heute sollte es weitergehen nach Ungarn, vorher musste allerdings noch das Museum in Novi Sad besichtigt werden. Und so ging ich zeitig los. Das Museum ist riesig, zeigt die Historie Serbiens bis nach dem zweiten Weltkrieg. Leider fehlt die Zeit des Kalten Krieges sowie des Balkankriegs. Ich weiß nicht, warum man dazu nichts in den Museen findet. Gerade das hätte mich interessiert. Auf dem Rückweg zum KAT habe ich noch die nicht restaurierten Wallanlagen des Forts besichtigt. Das Fort hat 16 km unterirdische Gänge, davon ist 1 km zu besichtigen – ich hatte natürlich kein Glück – aber hier gibt es ebenfalls unterirdische riesige Räume, die zur Besichtigung einladen.

 












Die Fahrt nach Ungarn war langwierig, 4 Stunden für 200 km. An der Grenze musste ich eine knappe Stunde warten um alle Formalitäten zu erledigen. Die Bulgaren haben gründlich kontrolliert, glaubten sie zumindest, denn ich musste alle Staufächer am KAT öffnen. Mittlerweile weiß man ja, wo und wie sie nachsehen. Am Campingplatz angekommen, ca 50 km vor Budapest, wurde ich herzlich von Robert in Empfang genommen der mir vorher per facebook einen Übernachtungsplatz angeboten hatte. Wir hatten einen netten Abend, jetzt wird es Zeit schlafen zu gehen.

 

Ein großes Dankeschön muss ich an dieser Stelle loswerden.

Igor hatte mich eingeladen auf eine Tasse Kaffee, falls ich durch Serbien fahre. Ich hatte ihm versprochen, bei ihm vorbeizuschauen. Zwischendurch hatten wir immer mal wieder Kontakt und es war klar, dass ich auf den Kaffee nicht verzichten wollte. Dass ich so lange blieb ist letztendlich Igor zu verdanken, der mit mir Ausflüge machte, mir sein Land zeigte, seine Geschichte erzählte und mir die Tage so angenehm wie möglich gestaltete sofern er nicht arbeiten musste. Es war eine unglaublich schöne Zeit, wir hatten viel Spass miteinander und ich werde ihn nie vergessen. Ich kann jetzt nur hoffen, dass man sich eines Tages wiedersieht. Igor, ich freue mich auf unser Wiedersehen.

Es ist nicht immer leicht alleine zu reisen. Andererseits sind es diese Begegnungen, die das Reisen immer wieder spannend machen. Allerdings merke ich auch, dass mir Abschiede von Menschen, mit denen man eine gewisse Zeit intensiv verbracht hat, immer schwerer fallen. So fiel mir auch dieser Abschied unglaublich schwer. Ich danke Dir Igor für diese schöne Zeit.

 I have to say a big thank you at this point.

Igor had invited me for a cup of coffee if I was driving through Serbia. I promised him I would stop by. We kept in touch every now and then and it was clear that I didn't want to go without coffee. The fact that I stayed so long is ultimately thanks to Igor, who went on excursions with me, showed me his country, told me his story and made my days as pleasant as possible as long as he didn't have to work. It was an incredibly wonderful time, we had a lot of fun together and I will never forget it. All I can do now is hope that we'll see each other again one day. Igor, I look forward to seeing you again.

It's not always easy to travel alone. On the other hand, it is these encounters that always make traveling exciting. However, I also notice that it is becoming increasingly difficult for me to say goodbye to people with whom I have spent a certain amount of time intensively. So saying goodbye was incredibly difficult for me. Thank you Igor for this wonderful time.

Stay as you are.










 

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