Der erste komplette Tag im Irak. Ich habe trotz einiger LKW, die hier an- und abfuhren gut geschlafen. Klar, hatte die vorherige Nacht ja auch nicht wirklich lange geruht. Aber Kopfschmerzen waren mal wieder angeflogen. Wobei, diesmal kamen sie vielleicht doch vom Alkohol. Zwei Gläser Wodka ist offensichtlich zu viel. Nein, es waren keine 200 ml jeweils, ich hatte mir Cocktails gemischt, Wodka mit Ananas- und Kirschsaft. Lecker, aber wohl einer zuviel. Jedenfalls konnte ich damit im Bett bleiben und habe erst einmal mein Buch durchgelesen. Gegen 11 Uhr hatten die Tabletten ihre Wirkung getan, ich konnte aufstehen, mich fertigmachen, das Quad rausholen und eine lange Tour hier durch die Berge bzw. Valleys machen. Tiefe Risse, mindestens 200 m tief und gerade herunter machen hier die Valleys aus, keine Chance herunter zu kommen es sei denn, man ist Bergsteiger/Klettermaxe. Bin ich aber nicht. Und die umliegenden Wasserfälle wurden zu touristischen Attraktionen umfunktioniert, die mehr oder weniger schön vor sich hindümpeln. An einem wollten sie sogar Eintritt haben. Ich weigerte mich, man ließ mich dann ohne hinein. Geht doch.
Zum Schluss bin ich dann noch in ein Valley gefahren, wo man die ersten Klettersteige (Iron Path) ausgeschildert hat, eine private Aktion, die offensichtlich nicht bekannt ist, denn ich war allein unterwegs. Keine Touristen, keine Restaurants, keine Shops, Stille überall und ein kleiner Wanderweg durch das Flußbett. Es erinnerte mich an Griechenland, Thermopylen, wo ich mit mich Jochen bestimmt zwei Stunden knietief durch eiskaltes Wasser gewatet bin. War eine schöne Zeit damals im zweiten Frühling, den ich in Griechenland verbracht hatte. Heute war das Wasser flach und ich konnte trockenen Fußes wandern.
Auf geht es nach Erbil, Sadegh vom Zoll hatte mir eine Adresse gegeben von einem Mann, der in Erbil dort arbeitet, wo die LKW-Reparaturen durchgeführt werden. Die Strecke war nicht schwierig, ich hatte trotzdem Probleme mit der Temperatur. Es ist also zwingend notwendig, hier etwas zu veranlassen. Gegen Mittag traf ich ein und zunächst war es schwierig, einen Parkplatz zu finden. Man schlug mir vor, an der Straße zu parken. Keine Ahnung, wie ich hätte das Quad ausladen können. Dann durfte ich auf den umzäunten Platz fahren und bekam sogar den Schlüssel für das Tor. Am Nachmittag kam dann der Mechaniker, der hier einen eigenen Workshop hat, und meinte, ich solle mit dem KAT zu seiner Werkstatt fahren. Wir fuhren vorsichtshalber mit dem PKW von ihm dorthin und ich sagte ihm gleich, dass ich da keine Chance sehe zu parken. Zumal ich keinen ebenen Stellplatz vorgefunden hätte, und der Platz eigentlich auf der Straße war. So blieb ich wo ich war und der Mechaniker sicherte mir zu, am nächsten Tag gegen Mittag zu kommen mit einem anderen Mechaniker. Ok, damit war dieser Tag dann gelaufen. Ich bekam später noch Besuch von einem Mann, den ich in Soran kennengelernt hatte. Er fuhr mit mir los zum Einkaufen und SIM-Karte kaufen, brachte mich zurück zum KAT und ich verbrachte einen einsamen Abend, zusammen mit gefühlten 100 Hunden, die auch gelegentlich in der Nacht ihr Maul nicht halten konnten.
Wegen der Hunde hatte ich schlecht geschlafen und war somit früh mit den Vorbereitungen wie Rad herunterkurbeln, Luftschacht freimachen usw. fertig. So wartete ich dann auf die Mechaniker, die ja gegen Mittag kommen wollten. Fehlanzeige. Gegen 3 Uhr und nach Aufforderung kamen sie dann. Ich kann es nicht verstehen und will es auch nicht akzeptieren, dass die Pünktlichkeit gerne zu Wünschen übrig läßt. Egal, sie waren da und fingen an. Der Luftschacht musste raus, damit der Venti herausgeschraubt werden kann. Dann die Einspritzpumpe, um das Ventigetriebe herauszunehmen, weil natürlich an der letzten Stelle die Dichtung gewechselt werden musste. Danach wurde der Turbo gecheckt, denn dort befand sich Öl. Gegen halb sieben war Feierabend, denn es ist schon dunkel um diese Uhrzeit. So werden wir morgen noch einen ganzen Tag verbringen müssen befürchte ich.
Meine Befürchtungen wurden war, die Mechaniker kamen gegen halb elf (angesagt war zwischen 9 und 10 Uhr) und wir schraubten bis gegen halb sieben, am Schluss mit reichlich Licht. Aber es funktionierte, und nachdem die Dieselfilter und das Öl ebenfalls getauscht wurden, die Ladeluftschächte gesäubert hier morgens ankamen und alle Teile wieder angeschraubt waren lief der Motor einwandfrei und ebenso der Venti. Bin gespannt, was er morgen auf der Fahrt macht. Anschließend machte mir der Mechaniker die Rechnung auf: 2 Tage geschraubt mit je 3 Personen macht 600 Euro abzüglich 100 Euro Touristenrabatt. Nun, 2 Tage ist etwas übertrieben, aber bei dem Stundenlohn ist mir das dann egal, und so holte ich in der Family-Mall, die 1 km entfernt ist, mit der Mastercard das notwendige Geld ab. Visa funktioniert hier in den seltensten Fällen. Nach Pakistan und Indien und so ein bisschen auch Iran komme ich mir in der Mall im erste-Welt-Land vor. Die haben hier sogar Carrefour-Lebensmittelmärkte. Seit Monaten waren die für mich verschwunden. Nun gut, Zeit zum Schlafen.
Erst einmal war Aufräumen und Putzen angesagt, dazu kam ich ja gestern nicht mehr. Und dann 230 km Fahrstrecke. Eigentlich nur 180 km, aber der Punkt, den ich auf dem Schirm hatte, gefiel mir nicht wirklich. Also weiter und bis kurz vor die Grenze gefahren fand ich abseits der Hauptstraße einen ruhigen Platz zum Übernachten und Wäsche waschen, denn Letzteres war jetzt notwendig. Keine Störung außer der Schäfer, der mit seinen Schafen und seinem Esel kam und mich begrüßte. Es wird wohl eine ruhige Nacht und morgen geht es in die Türkei.
Der KAT funktionierte so, wie er es bislang noch nie getan hatte, zumindest was den Venti betrifft. Die Mechaniker scheinen wirklich gute Arbeit geleistet zu haben. Ich habe selbst daneben gestanden und zugesehen, wie von der Kupplung des Venti wirklich alles gereinigt wurde. Ach ja, sollte ich noch erwähnen, wir haben die Kupplung des Venti vom alten Motor eingebaut, weil die vom neuen Motor ihren Geist aufgegeben hatte nach 15.000 km. Und wenn jetzt einer meint er müsste nach Garantie rufen dem sei gesagt, der Motor dürfte ca. 35 bis 40 Jahre alt sein, die Garantie dürfte seit geraumer Zeit abgelaufen sein.
Der Grenzübertritt Irak – Türkei heute war der Horror. Ich hatte vergessen, wie es im Dezember war, aber schnell kamen die Erinnerungen wieder. Zunächst fuhr ich fast in den Tunnel herein, der für LKW gesperrt ist. Da war sie wieder, die erste Erinnerung. Ich weiß nicht, warum man einen 3,6 km langen Tunnel baut um dann die LKW trotzdem die 200 m Höhenunterschied fahren zu lassen. Denn diese Tunnel, die eine Höhe von 5 m haben, sind nur für PKW. Entsprechend länger fährt dann der LKW, da er nur im 2. Gang hochkommt. Und da bin ich nicht die Einzige. Egal, irgendwann kommt man an die Grenze und fährt an den LKW vorbei, die auf ihre Abfertigung warten, denn ich habe ja ein Wohnmobil, und das fährt die PKW-Spur lang. War auch alles kein Problem, bis ich zu den Customs kam, die einen Zettel verlangten. Da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren, hier hatte ich mein ersten Mal Grenzübertritt gestanden mit dem gleichen Problem. Man verlangte einen DIN A 5 Zettel, den ich natürlich so gut versteckt hatte, dass ich ihn nicht wiederfand. Was bleibt da übrig, steif und fest behaupten, man habe den Zettel nicht bekommen. Gut, sagte der Beamte, dann fährst Du jetzt zurück nach Erbil. Ich brauchte für die Antwort nicht lange überlegen, die lautete: Nein, ich fahre in die Türkei. Komischerweise war mit dieser Antwort einverstanden, denn es ging dann auch ohne diesen Beleg – den ich im Übrigen später in meiner Mappe fand, im geordneten Haushalt geht eben nichts verloren. Dann kam das nächste Problem dass ich auch schon kannte, 43.000 Dinar waren fällig, hatte ich aber leider nicht mehr. Nur noch 7.000. Also ab in den kleinen Laden und Dollar tauschen. Ich hatte noch ca 50 Ein-Dollar-Noten. Und beim Auspacken fand ich noch 25.000 Dinar. Zum Glück, denn der Man mit den Dinar war über die Dollar nicht wirklich glücklich. Ich gab ihm dann 10 für 11.000 Dinar, sicherlich 2,5 zuviel, aber besser als das nächste Problem haben. Schnell zurück, bezahlen und ab mit den Zetteln. In den KAT, damit Richtung Tor gefahren, dort kam dann nochmals die Kontrolle. Klar, jeder will ins Fahrzeug sehen. War alles ok, und ich durfte das Tor passieren. Jetzt ist es aber hier so, dass das Tor vom Irak direkt vor dem Tor der Türkei installiert wurde, so dass kein Zwischenraum mehr war – außer vielleicht 20 cm -. Der Irak schickte mich raus, die Türkei ließ mich nicht rein. Da steht man dann wie bestellt und nicht abgeholt. Nach kurzen Diskussionen und Vorzeigen meines Reisepasses dem sie entnehmen konnten, dass ich nicht das erste Mal an dieser Grenze stehe ließ man mich hereinfahren. Ich weiß nicht was gewesen wäre, wenn die Grenzbeamten nein gesagt hätten. Jedenfalls musste ich dann wieder alle Stempel abholen und alles war in Ordnung, bis ich zu der Stelle kam, an dem die Fahrzeuge ins System eingetragen werden. Es dauerte, dauerte, dauerte und ich fragte mal freundlich nach was denn los ist und man erklärte mir, man hätte mit meinen Fahrzeugen ein Problem, ich hätte irgendetwas falsch gemacht. Meine Wut konnte ich nicht zügeln, denn genau wegen eines solchen Systemfehlers hatte ich genau an dieser Grenze am 15. Dezember 2023 an dieser Stelle 5 Stunden verbracht um die Beamten davon zu überzeugen, dass nicht ich einen Fehler gemacht habe sondern der Fehler im System steckt. Ich konnte sämtliche Papiere die ich im Dezember erhalten hatte noch vorweisen – dabei fand ich dann den Zettel aus dem Irak – und legte sie dem Beamten auf den Tisch. Dieser versuchte, telefonierte, holte Kameraden, versuchte und wollte mir einreden, dass ich mit meinen Fahrzeugen das Problem sei. Nein, das System hat den Fehler. Nach 2 Stunden ging ich zum Manager, der kannte mich noch, half aber nicht. Dann musste ich mit den Papieren zur Polizei, der sich der Sache im System annahm und mir erklärte, ich hätte da noch einen Strafzettel offen. Nein, ich habe alles bezahlt und legte ihm die Papiere vor, vornehmlich das Schreiben vom 13.12.2023 in dem steht, dass ich für meine Überziehung mit dem KAT in der Türkei 25 Dollar gezahlt hatte. Nach einigem tricksen war rot im System verschwunden und er sagte, ich könne jetzt fahren, alles sei in Ordnung. Zurück zu meinem Freund, der die Papiere entgegennahm und die nächsten Probleme fand. Ich war mehr als stinksauer, denn nicht ich machte die Probleme sondern der unfähige Beamte, der wieder mehrere Helfer brauchte und Telefonate, bis er endlich alles in Ordnung hatte. Die letzte Stunde stand dann auch der Manager hinter ihm und er traute sich nicht mehr, weitere Reisende abzufertigen. Das hatte er vorher nämlich pausenlos noch gemacht. Nach insgesamt 4 Stunden durfte ich mit meinen Papieren gehen und habe ihm sowie dem Manager nochmals meine Meinung gesagt. Und natürlich gibt es keine Entschuldigung von Seiten der Beamten, denn die haben ja für mich alles Menschenmögliche getan. Hahaha. Leider konnte ich es mir nicht verkneifen eine entsprechende Rezession zu schreiben bei google maps. Hilft zwar nicht unbedingt, aber meine Wut nimmt dadurch ab.
Dann ging es weiter, im ersten Ort nach der Grenze eine SIM-Karte gekauft sowie Geld gewechselt und noch ein Stück gefahren. Eigentlich war mein Ziel 190 km von der Grenze entfernt, das konnte ich für heute knicken. Und so stehe ich jetzt auf einem Parkplatz an der Straße und hoffe, dass heute Nacht die LKW nicht fahren.
Mich drängt es Ihnen die Frage zu stellen, wie nehmen die dort lebenden Menschen die Kriegsgefahr durch zionistische Überreaktionen wahr? Also laut unserer Idioten-Presse, ist diese Region ja kurz vor der Total-Eskalation. Was spricht ein Iraker bzw. auch Iraner welcher nicht in regierungsmandat verharrt zu dieser geopolitischen Situation? LG M. Sobol :-)
AntwortenLöschenSie sehen die Gefahr bei Weitem nicht so groß wie die Presse schreibt. Es geht alles seinen Gang, sie können es sowieso nicht ändern. Ausführlicher gerne per mail
Löschen