Mittwoch, 17. September 2025

Fazit und Ausblick

 

Fazit und Ausblick

 

Mehrere Male wurde ich gebeten, doch einen Rückblick meiner Reise zu schreiben mit den positiven und negativen Erinnerungen sowie einen Ausblick auf die neue Reise incl. der Vorbereitungen. Ich werde versuchen, den Bitten gerecht zu werden.

 

Rückblick:

Ich fuhr mit einem 4-Achs-LKW, 20 t schwer, 11 m lang, 3,90 m hoch und 2,50 m breit in die Länder Polen, Tschechei, Ungarn, Österreich, Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Türkei, Georgien, Iran, Irak, Kuwait, Saudi-Arabien, Emirates, Oman, Pakistan, Indien, flog von der Türkei aus nach Australien und Nepal und fuhr auf dem Rückweg durch Serbien. Ich hatte mein Quad sowie ein Fahrrad eingeladen, so dass ich auch Strecken fahren konnte, die mit dem KAT nicht möglich waren. Aufgrund von Corona musste ich insgesamt ein Jahr in Griechenland verbringen, jeweils zur Winterzeit.

Der KAT funktionierte so, wie er sollte, jedenfalls was das Wohnen betrifft. Ich hatte genügend Strom, und wenn nicht, funktionierte mein Generator (Ausnahme: im Iran mussten die Heizung und der Generator gereinigt werden, folglich mal keinen Strom und, was viel schlimmer war, keine Heizung im Winter). Das Leben im Fahrzeug war für mich kein Problem, denn der Wohnraum bietet ausreichend Platz, und so konnte ich auch meinen Sport jeden Morgen machen, egal, wie das Wetter draußen war. Und in Griechenland gab es durchaus häufiger Regen.

Die Klimaanlage hat versagt, auf der ganzen Linie. Einmal deshalb, weil ich gar nicht so viel Strom produzieren kann wie notwendig gewesen wäre, zum anderen, weil bei 50 Grad im Schatten jede mobile Klimaanlage ihren Dienst versagt es sei denn, man betreibt mindestens 5 davon um es im KAT kühl zu bekommen. Dann müsste man aber mehr als einen Generator mitführen. Ok, die Lokales aus den Emirates tun genau das, und die Kuwaitis auch. Aber ich will den Krach nicht und habe dafür auch keinen Platz. Also schwitze ich bei 50 Grad im Schatten. Erleichterung fand ich, wenn ich abends bei noch 38 Grad meine Ventilatoren einschaltete, damit konnte ich dann einschlafen. Die Temperaturen führten natürlich auch dazu, dass Duschen am Abend nicht angesagt war. Das Wasser erhitzte sich tagsüber dermaßen, dass das Wasser zu heiß war um mit dem Körper darunter zu gehen. Zum Glück war ich nur zwei Wochen im Irak bei diesen Temperaturen.

Der Motor vom KAT machte schon zu Beginn der Reise Probleme, er überhitzte ganz gerne mal. Folgen davon waren ein Kolben- und Zylinderschaden vorne rechts der in Griechenland behoben werden musste, der Ventilator verabschiedete sich in Georgien (der KAT ist luftgekühlt) und der komplette Motor versagte im Iran. Daneben gab es natürlich noch viele weitere kleinere und größere Reparaturen wie Radlager wechseln an den beiden vorderen Achsen, Zylinder des Bremssystems tauschen, Ölwechsel, verschiedene Dichtungen erneuern, abschmieren und vieles mehr. Ich hatte nicht mit derart vielen Reparaturen gerechnet und schon gar nicht damit, dass ich im Iran einen neuen Motor benötige der natürlich aus Deutschland geordert werden musste. Die Reparaturkosten waren mit Ausnahme der Reparatur bei MAN in Bratislava alle im überschaubaren Bereich, der Motor wurde mir im Iran sogar fast kostenlos eingebaut, ein Mechaniker wollte kein Geld, der andere 80 Euro für 2,5 Tage Arbeit. Zweimal habe ich selbst Schäden herbeigeführt, einmal in Pakistan, als ich den Karakorum Highway fuhr und mir ein Stein ein Loch in den Dieseltank machte, ein anderes Mal, als ich dem Inder glaubte, ich könne unter dem Tor durchfahren. Hierbei habe ich mir die Highpipes gegen den Container gefahren, folglich hatte dieser eine Delle. Alle kleineren Schäden wie z.B. das Verlieren eines Solarpaneeles und das Kratzen am Felsen mit der hinteren Ecke sind eigentlich nicht der Rede wert, obwohl auch diese Schäden durch unachtsames Fahren entstanden sind. Reifen platzten während der Fahrt dreimal, jedesmal bekam ich Hilfe von Mitmenschen, die mit mir zusammen die Reifen wechselten. Im Iran brauchte ich 4 neue Reifen, diese waren allerdings von schlechter Qualität. So kaufte ich in den Emirates einen kompletten Satz neuer Reifen aus China, mit denen ich insgesamt 45.000 km gefahren bin. Nur, weil ich nicht mit gebrauchten Reifen nach Afrika fahren wollte und mir schlauchlose Felgen gegönnt habe wurden die Reifen in Deutschland entsorgt.

Der KAT konnte aufgrund seiner Größe nicht jede Straße befahren, manchmal stellte ich das erst fest als ich genau an der Ecke angekommen war, an der es nicht mehr weiterging. So stand ich z.B. in der Altstadt von Istanbul, an einer Häuserecke auf dem Peleponnes, wo ich eine Stunde kurbeln musste um herauszukommen und in Batumi musste ich gefühlte 500 m rückwärtsfahren weil mein Navi mich in eine Sackgasse hat fahren lassen. Wäre nicht weiter schlimm, wenn die Straße nicht einspurig gewesen wäre mit parkenden Autos auf der kompletten Länge. Häufig habe ich außerhalb der Orte gestanden, mein Quad herausgeholt und mit diesem eine Spritztour gemacht. So bin ich mehr als 15.000 km mit dem Quad gefahren, offroad, auf Straßen und in der Wüste, die Berge hoch und durch den Matsch. Da ich kein Motorrad fahren kann war das Mitnehmen des Quad für mich genau richtig.

Würde ich heute mein Fahrzeug anders bauen werde ich oft gefragt. Im Großen und Ganzen nein. Ein paar Kleinigkeiten vielleicht, wie z.B. das Bad 5 cm breiter und die Sitzecke von den Maßen etwas anders, aber nur ein paar Zentimeter. Nichts Gravierendes. Vielleicht die Fenster ein bisschen größer, das war es dann auch schon. Ich fühle mich immer noch wohl hier in meiner rollenden Wohnung.

Würde ich mich heute nach den Erfahrungen nochmals einen MAN KAT 1 8x8 als Fahrzeug aussuchen: ganz klar: ja. Unter Berücksichtigung aller Für und Wider war auch aus heutiger Sicht die Entscheidung richtig.

 

Die Frage, in welchem Land es mir am besten gefallen hat kann ich nicht beantworten. In allen Ländern gab es Höhen und Tiefen, freundliche Menschen und Menschen, die mir nicht wohl gesonnen waren, Orte, die mir sehr gefallen haben, die ich gerne länger besucht hätte und solche, die ich schnell wieder verlassen habe.

Ich bin sehr vielen unterschiedlichen Menschen begegnet. Und gerade dort, wo man es als Europäer am wenigsten erwartet, wurde ich mit offenen Armen empfangen, eingeladen, beschenkt, Hilfe angeboten und vieles mehr. Und hier rede ich nicht von den reichen Ländern, sondern vom Iran, dem Irak und Pakistan, aber auch Saudi-Arabien und Oman. Gerade als ich im Iran für drei Monate im Dorf nahe Mahabad verbleiben musste aufgrund des defekten Motors überschüttete man mich mit Geschenken und Einladungen, ich wurde zu Hochzeiten mitgenommen, auf einen großen Viehmarkt, zur nahegelegenen Höhle usw. Man lud mich in die Familien ein und integrierte mich dort. Ich wurde zu einem Familienmitglied auf das man aufpasste und um das man sich sorgte. Eine unglaubliche Erfahrung, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde.

In allen Ländern traf ich andere Reisende, auch hier gab es große Unterschiede. Mit vielen, die ich getroffen und mit denen ich ein Stück gereist bin, habe ich nach wie vor Kontakt und freue mich unglaublich, wenn ich sie wiedersehe. So konnte ich zwischenzeitlich mehrere dieser Reisenden in Deutschland und Serbien treffen und ein Ehepaar sogar in Laos. Es ist eine unglaubliche Bereicherung für mich. Als Singlereisende habe ich die Erfahrung gemacht, dass man schneller Kontakt bekommt sowohl zu den Einheimischen als auch zu den Reisenden. Man muss sich öffnen und auf die Menschen zugehen. Nicht immer traf ich auf freundliche Menschen die den Kontakt mit mir gewollt haben, die habe ich schnell wieder ausgeblendet, denn es gibt genügend andere Reisende die auf meiner Linie sind. Leider hatte ich das Gefühl, dass einige Reisende mich gemieden haben wegen des Fahrzeugs. Mein Eindruck kann täuschen, aber ich werde dieses Gefühl nicht los. Dabei ist es doch egal, mit welchem Fahrzeug oder wie man unterwegs ist. Schade, dass das einige Reisende offensichtlich anders sehen.

 

Fazit: Ich habe an keinem Tag meiner Reise bereut, diesen Schritt gegangen zu sein. Ich bin froh, dass ich in Länder wie den Iran, Pakistan und Irak reisen konnte, denn die politische Situation hat sich heute sehr verschlechtert, so dass die Sicherheit nicht mehr überall für Reisende gegeben ist. Schade für diejenigen, die diese Länder gerne bereisen würden, sich aber nicht trauen bzw. es heute nicht möglich ist. Ich würde es jederzeit wieder genauso machen.

 

Zwischenzeit:

Ja, in der Zwischenzeit, sprich nach meiner Reise und vor meiner neuen Reise mussten viele Dinge erledigt werden. Ich hatte irgendwie die Phase, dass alles kaputt ging was ich irgendwie angesehen hab. Es fing schon unterwegs in der Türkei damit an, dass mein Heißwasserboiler undicht wurde. Er hat noch gehalten bis nach Deutschland, dann aber musste die Heizspirale, oder das, was davon noch übrig war, erneuert werden. Die Heizstäbe hatten sich fast vollständig aufgelöst. Kurz danach verabschiedete sich das Thermostat, so dass ich tagelang kein heißes Wasser hatte. Zu meinem Glück bin ich dann Ende Dezember für vier Monate nach Asien geflogen und als Backpacker gereist. Der Computer war ebenfalls wieder defekt, er hatte ja das Problem schon im Oman, dass ein Kabel durchgescheuert war, jetzt war das zweite nicht mehr zu retten. Und dann fuhr er nicht mehr richtig hoch und hatte noch weitere Macken. Nach drei Jahren konnte ich einen Computer, der fast 2.000 Euro gekostet hat und von Terra war, quasi entsorgen. Ich traute mich nicht, ihn nochmals mit auf Reisen zu nehmen.

Als nächstes meinte mein e-book nicht mehr mit mir sprechen zu wollen. Nach einem halben Jahr schon ziemlich heftig. Das wurde dann freundlicherweise auf Garantie repariert (die Batterie war defekt). Das nächste e-book, das ich mir von Thalia holte (immer eins als Ersatz mitnehmen), wollte nach einer Woche nicht mehr. Wurde aber anstandslos ausgetauscht. Dann ging es weiter: das Handy musste erneuert werden, weil die Batterie nicht mehr ausreichte, die Wasserpumpe von der Waschmaschine pumpte nicht mehr, die Waschmaschine hatte einen Bruch einem Plastikteil, das man nicht mehr als Ersatz bekam, die Reifen mussten erneuert werden, das Batteriesystem wurde komplett auf Litium-Ionen-Batterien umgebaut mit der Folge, dass auch der Wandler getauscht werden musste. Einige Roststellen mussten an der Karosserie entfernt werden, dabei fand ich dann Löcher im Dach des Führerhauses die mit einer Abdeckplatte jetzt zugedeckt sind. Die kompletten Ersatzteil- und Werkzeugkisten mussten aufgeräumt, sinnvoller gepackt und erweitert werden. Teilweise habe ich aber auch Sachen herausgenommen, die m.E. nicht sinnvoll sind mitzunehmen. Genau das habe ich in der Wohnkabine auch gemacht. In fünf Jahren hatte sich einiges angesammelt, was entsorgt werden musste.

Da die nächste Reise nach Afrika geplant ist wurden alle Lücken mit Vorräten vollgestopft, nicht nur Lebensmittel, sondern auch Badutensilien, Toilettenpapier und Tempotücher. Der Reisearzt musste noch konsultiert einige neue Impfen verabreicht und die Reiseapotheke aufgefüllt werden.

So kam ich teilweise kaum zur Ruhe, und in den letzten vierzehn Tagen war dann Stress und Hektik angesagt.

Ausblick:

Der Plan, nach Afrika zu reisen, war schon lange in meinem Kopf. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mir die Westküste Afrika herunterzufahren nicht alleine zutraue. Und so haben sich fünf Fahrzeuge gefunden, mit den meisten der Reisenden bin ich schon eine Weile zusammen unterwegs gewesen. Wir treffen uns am 1.10. in Spanien um auf die Fähre nach Marokko zu gehen. Ein neues Abenteuer beginnt mit hoffentlich vielen positiven Erfahrungen, auch wenn ich ein wenig Respekt davor habe. Und ich denke, diese Reise wird nicht so einfach wie die letzte.

Werde ich am Ende auch sagen können: Ich bereue nichts? Man wird sehen.

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