Montag, 21. September 2020

Slowakei Teil 2

Am Donnerstag dem 10.9. konnte ich dann endlich Bratislava verlassen. Nicht dass die Stadt nicht interessant wäre, aber irgendwann ist auch mal genug und es gibt noch viele andere schöne Stellen und Städte in der Slowakei.

Ich hatte mir den Ort Banska Stiavnica ausgesucht, leider hab ich in Google maps keine Stelle gefunden wo ich auch nur annähernd mit dem KAT hätte hinfahren und stehen bleiben können. Aber ungefähr 7 km vor der Stadt gibt es einen kleinen Campingplatz mitten im Wald und vor dem Skilift "Salamander" mit Namen "Konibar Kemp". Den kann ich nur empfehlen. Natürlich freute man sich als ich mit dem KAT kam. Sowas gab es dort noch nicht. Am Wochenende waren die Eigentümer dort, ein Lehrerehepaar aus Bratislava, die sich ebenfalls sehr über meine Anwesenheit und vor allem über die Anwesenheit des KAT gefreut haben. Der Eigentümer ist diesen Truck früher bei der britischen Armee in Deutschland selbst gefahren und hatte entsprechend Spass daran. 



Sieht auf dem Foto noch leer aus, war aber am Wochenende ziemlich voll. Wer im Sommer hier einen Platz haben möchte sollte frühzeitig sich anmelden oder nicht erst am Abend anreisen. 

Dann musste ich mit dem Quad in die Stadt fahren, mit dem Fahrrad hätte ich den Berg wohl nicht geschafft. Macht ja nichts, das Quad will ja auch mal an die frische Luft. Der Ort Banska Stiavnica war aufgrund seiner Bergbaugeschichte eine reiche Stadt, das sieht man heute noch überall in der Altstadt. Viele Gebäude zeugen vom Reichtum und sind gut bis sehr gut restauriert. Allerdings kennt man hier auch die Preise und die Touristen. Ich hab mir das Bergbaumuseum, ein Freilichtmuseum incl. Bergeinfahrt) angesehen und war sehr erstaunt über die Möglichkeiten des Untertageabbaus. Hier werden drei Formen dargestellt, die ich so nicht gekannt habe. Leider war die Gruppe sicherlich mit 80 Personen besetzt und der Guide sprach nur slowakisch und ist durch die Gänge gerast dass es kaum möglich war Fotos zu schiessen. Ein paar hab ich dann noch noch hinbekommen, auch ohne die Touristen.




Die Bergwerkszeit geht bis in das 12. Jahrhundert zurück. Hier wurden 270 t Gold und 3.700 t Silber neben anderen Edelsteinen und Erzen gefördert. Aufgegeben wurden die Mienen teilweise, weil man gegen die einströmenden Wassermassen nicht mehr ankam. Bis zu 2.200 Arbeiter und 220 Pferde waren zu Hochzeiten damit beschäftigt das Wasser aus den Stollen zu pumpen. Dadurch rechnete sich der Abbau nicht mehr.





Eine besondere Art des Abbaus. Die seitlichen Schüttungen beluden die Loren. Abgebaut wurde von unten nach oben, d.h. die Arbeiter standen auf dem abgebauten Material das dann durch die Schüttungen nach unten in die Loren fiel
Maschine für Bohrungen


Leider gibt es am Anfang der Stadt an der Einfallstraße eine Sozialsiedlung, die ihren Namen nicht verdient. Ich hab es mir verkniffen dies zu fotografieren da ich die Menschen die dort leben und teilweise weil das Wetter schön war draußen saßen nicht beschämen wollte. Aber Häuser die seit mindestens 40 - 50 Jahren keine Renovierung mehr gesehen haben und die heute bewohnt sind sollte es in dieser eigentlich reichen Stadt nicht mehr geben.

Das alte Schloss ist ebenfalls sehenswert, es steht mitten in der Altstadt und wird heute als Museum genutzt.


Kreuze eines Friedhofs, als Museumsstücke am alten Schloss ausgestellt. Ich weiß allerdings nicht, warum unter dem vorderen Kreuz der Totenkopf mit zwei Knochen zwischen den Zählen gehauen ist



Wobei mir eins nicht klar war, was hat der Totenkopf unter dem Kreuz zu suchen? Es handelt sich ja immerhin um ein Kreuz für ein Grab. 




Das Universitätsgebäude im Park mit jahrhunderte alten Kiefern und anderen Bäumen

 verfallene Gebäude mitten in der Stadt, trifft man leider immer wieder an. Teilweise weil die Eigentümer sich die Renovierung nicht leisten können oder weil eine Renovierung aufgrund des großen Verfalls nicht möglich ist. Leider trifft das auch immer mal auf Gebäude im Staatseigentum

 

 

Sonntag morgen hab ich mich dann auf den Weg zur nächsten Station gemacht, das Schloss Bojnice bei Prievidza. Da die Entfernung nicht groß war (70 km) konnte ich auch am gleichen Tag noch das Schloss besichtigen. Es sieht aus wie ein Märchenschloss und unterscheidet sich innen in vielen Dingen von allen anderen Schlössern und Burgen die ich bislang gesehen habe. Der Beginn war im 11. Jahrh. und es war zunächst nur eine Burg aus Holz, die dann ständig erweitert und verbessert wurde. Sie war jeweils in königlicher Hand und wurde dem Adel zur Verfügung gestellt. Seit 1950 ist der slowakische Staat Eigentümer und restauriert hier fleissig, wobei der Großteil fertiggestellt ist. 


Von so einem Schloss träumt jedes Mädchen wenn sie Prinzessin spielt



Als Besucher hat man die Möglichkeit die einfache Tour durch das Schloss zu wählen oder die Tour Schloss und Galerie. Da der Unterschied 3 Euro war hab ich beides gemacht. Interessant hier war, dass man durch die Kellergewölbe in eine Höhle gehen konnte, in der sich auch der Brunnen befand. 


 unten im Keller, durch die Feuchtigkeit bilden sich Moose an den Wänden. Wenn ich das richtig gesehen habe waren das auch keine Kellergewölbe sondern es handelte sich um eine Höhle, die z.T. dann ausgebaut war.




 







Bojnice hat noch mehr zu bieten, nämlich die Höhle der Neandertaler. Hier in dieser Gegend haben vor mehreren zehntausend Jahren Neandertaler gelebt. Dann gab es Mammuts, Höhlenlöwen, Nashörner (genauso groß wie in Afrika nur mit einem Fell) sowie weitere Tierarten, die heute alle ausgestorben sind. Ein Ereignis wurde wie folgt beschrieben: Ein kleines Mammut, ca 1 Monat alt, ist in Sibirien in Eis und Schnee in ein Loch gefallen und ertrunken. Eis und Schnee haben es jahrtausende konserviert. Im Jahr 2007 ist es wegen der Eis- und Schneeschmelze gefunden worden und Forscher konnten es untersuchen.









 



Die Aussichtsplattform auf dem Berg mit einer tollen Rundumsicht ist sicher ebenso eine Touristenattraktion, auch wenn man das Gefühl hat dass einem das Geld aus der Tasche gezogen wird. Der Turm beinhaltet einen langen Weg nach oben sowie zwei Rutschen und eine Plattform von der aus man zum Paragliding abspringen kann. Leider alles geschlossen ausser dem Weg und der Plattform selbst, nur der Preis ist geblieben von 8 Euro, den man natürlich zahlt weil man ja 2 km hoch gelaufen ist extra um da draufzugehen. Ansonsten lohnt sich der Aufstieg nämlich nicht, man sieht nichts vor lauter Bäumen.

 




 

 





Der nächste Stopp war Cicmany, ein Dorf aus Holzhäusern, der sog. Volksarchitektur, herrlich anzuschauen, einen Stopp wert, und wenn man noch Zeit hat wie ich bleibt man einen Tag länger und geht in die Wälder. Außerdem ist dies ein Skigebiet. Ein Teil der Häuser in Cicmany steht unter Denkmalschutz und das ist auch gut so, sonst würde diese Art der Architektur irgendwann nicht mehr vorhanden sein. 

 





 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schön anzusehen waren auch die Motorräder vor dem Haus die incl. Anhänger alle rot lackiert waren. Allerdings habe ich die Fahrer nicht gefunden und weiß jetzt nicht, ob die auch passende Motorradkombis angezogen hatten.

Die Zeichen an den Häusern haben eine Bedeutung wie z.B. Hörner, Herzen, Zähne, Kreise usw, aber sie waren ursprünglich nicht für die Häuser gedacht. Es sind Muster die in die Kleidung gestickt udn genäht wurden. Die Häuser hatte man am Sockel gekälkt gegen Insekten. Später hat man dann die Muster der Kleidung genommen und die Häuser damit dekoriert. 

In den Häusern haben bis zu 4 Familien gewohnt wobei es nur zwei Räume gab. Diese haben sich je zwei Familien geteilt, ebenso wie den Ofen und den Tisch im Zimmer. Es gab pro Familie ein Bett (ungefähr 1 m breit), die kleinen Kinder haben im Tuch geschlafen das von der Decke hing, die größeren am Fußende (wobei ich mich frage, wie die dann überhaupt es geschafft haben Nachwuchs zu zeugen). Im Dachgeschoss waren 4 kleine Kammern, jeder Familie gehörte eine. Es kam vor, dass bis zu 30 Personen in einem Haus gewohnt haben und die waren nicht immer alle miteinander verwand sondern es kam vor, dass zwei fremde Familien sich ein Zimmer geteilt haben




 

 

 

 

 

 

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Museum der Stadt Zilina sowie drei Journalisten hatten mich eingeladen auf dem Museumsparkplatz zu stehen solange ich möchte. Dafür haben die Journalisten ein Interview von mir bekommen sowie einen Film über den KAT drehen können. Das Museum wird das ebenfalls vermarkten, sollen sie, kein Problem. Dafür wurde ich dann ins Museum eingeladen und habe dort eine Führung bekommen. 

Anderntags habe ich Zilina zu Fuß besichtigt und die Umgebung mit dem Fahrrad erkundet. Ist mal ganz nett, aber länger als einen Tag und zwei Nächte braucht man hier nicht wenn man den Nachmittag des Anreisetags für das Museum nutzt.



Burg Budatin, vor dem Eingangstor durfte ich parken

die alte Uni, heute verlassen wie es scheint



Wobei die Kirchen natürlich hier immer wunderschön sind. Da fehlt es an nichts.

 

 

 

 

 

 

Zilina verlassen um ca 14 km weiter die beiden Burgen, die zum Museum und Schloss Budatin gehören zu besichtigen. Nach ungefähr 15 km Fußmarsch insgesamt mit Treppenstufen und Berge erklimmen war der Tag gelaufen. Hat aber Spass gemacht weil Strecno Castle eine der wenigen Burgen ist in denen es Führungen gibt, die gut erhalten bzw. gut wieder aufgebaut wurde und in der es neben alten Steinen auch die archäologischen Funde zu besichtigen gibt.


An dieser Burg wurde noch gegraben von Archäologen, die auch fündig waren. Außerdem bauten sie alte Mauern wieder auf.
Manchmal ist die Natur schneller als es den Archäologen lieb ist







Küche mit Kochutensilien







Nach den vielen Alten Steinen hab ich mir mal altes Holz angesehen im Freilichtmuseum Martin. Hier bekommt man für einige Häusen innen eine Führung, einige Häuser kann man selbst besichtigen, einige sind von Innen nicht zu besichtigen, es stehen auch keine Möbel drin. Ich hab 4 Stunden hier verbracht und bin sehr froh, dass ich den Stopp gemacht habe. 

Außerdem gibt es ein altes Hausboot von ca. 1770, das zwar noch restauriert werden muss, es ist aber das einzig noch erhaltene seiner Art. 

Die Stadt Martin selbst hat leider nicht viel zu bieten außer ein paar alten schön restaurierten Gebäuden in der Innenstadt. Selbst das Museum war zu Zeiten des Neubaus sicherlich modern und schön, heute nur noch hässlich. Aber gut, man kann das Geld natürlich auch nur einmal ausgeben. Und bei der Teilung der Tschecheslowakei in Tschechei und Slowakei wurden hier aus der Stadt einige Industrieanlagen abgebaut. Dadurch gab es hier eine hohe Arbeitslosigkeit und der Stadtsäckel füllte sich nicht mehr ganz so schnell wie er sollte. 


Haus einer Familie mittleren Einkommens
Unten Lager oben wohnen

Zwei Dreiräumhäuser. Man kommt in einen kleinen Vorraum, sieht geradeaus in die Küche, geht rechts in die Wohn- Ess- Schlafstube und links in den Vorratsraum der manchmal auch mit einem Bett versehen war. Das war es. Da lebte die Familie häufig auch mit den Eltern des Ehemannes incl. aller Kinder. Gelegentlich konnten die Kinder auf dem Dachboden schlafen, allerdings hatte der Kamin keinen Abzug nach draußen sondern der Qualm ging lediglich auf den Dachboden, dann war da nichts mit schlafen.


Dieses Haus ist für 4 Familien gebaut worden, jede Familie hatte eine Ecke des Gebäudes


Lagerhäuser, die sowohl innerhalb des Ortes als auch außerhalb standen. Die Feldfrüchte wurden aufgeteilt. Brannte es in einem Dorf waren die Lager außerhalb nicht betroffen und man hatte noch Vorräte









Wandgemälde in einem Raum, der für höhergestellte Besucher vorgehalten wurde

Zwei Maschinen mit denen Wolle gereinigt wurde


Feuerwehrwagen, der blaue ist von 1864
Die Wohn-Schlaf-Essstube einer Familie mit mittlerem Einkommen
Der Ofen in der Küche. Hier wurde im vorderen Teil das Holz hingelegt um zu kochen, wenn der Ofen warm genug war schob man in den hinteren Teil durch die halbrunde Öffnung das Brot und Schloss die Öffnung mit der Glut. So konnte man 10 bis 12 Brote in einem Durchgang backen
Auf der anderen Seite des Ofens in der Küche
Die Vorratskammer
Vorratskammer mit Truhe. Diese nahm die junge Braut mit zu ihrem Bräutigam ins Haus. Die Frau zog immer zu dem Mann


Das Hausboot von ca. 1770 in unrenoviertem Zustand

2 Kommentare:

  1. Die Motorräder sind Jawa. Jawa-Motorräder der 1950er- und 1960er-Jahre wurden zumeist in der Farbe rot lackiert. Zum Totenschädel mit den Knochen. Als Symbol des Todes und insbesondere als Andenken an Grabsteinen.

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  2. Danke für die Info, ich fand sie einfach nur schön.

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